Freitagnacht kurz vor 5 Uhr bewegte sich ein insgesamt 65 Meter langer Koloss durch Cottbus-Dissenchen. Langsam aber beständig ging es in Richtung der Baustelle für das neue Gasheizkraftwerk der Stadtwerke Cottbus. 220 Tonnen Gesamtgewicht hatte der Transport und war drei Tage lang aus Rain am Lech (schwäbischer Landkreis Donau-Ries) bis nach Cottbus unterwegs. Täglich ab 20 Uhr durfte der Schwertransport über die Autobahnen und die letzten Kilometer ab Roggosen über Bundes-, Land- und Stadtstraßen bis zur Baustelle fahren. Es war der zweite von insgesamt 16 Druckwärmespeichern, die in den kommenden Wochen angeliefert werden. Bis spätestens Mitte 2021 soll das neue Heizkraftwerk im Betrieb sein, baulich soll es Ende 2020 schon soweit sein.
Bilder der Nacht und welche Herausforderungen auf den Fahrer warteten seht ihr im Titelvideo.
Der Speicher ansich wiegt 99 Tonnen, hat eine Länge von 30 Metern und einen Durchmesser von 5,30 Metern. Alle 16 Speicher werden von dem Unternehmen Bautrans Felbermayr aus Österreich transportiert. Begleitet wurde er dabei von der Polizei des Landes, der Bundespolizei, dem Straßenverkehrsamt und eigenen Vorausfahrzeugen. Straßenschilder wurden entfernt und wieder aufgestellt, Ampeln mussten weichen, Fußwege wurden mit Stahlplatten in die Fahrbahn mit einbezogen. Allein für die letzte Meile vom Ortseingang Cottbus bis zum Ziel brauchte der Tross mehr als zwei Stunden.
Wir haben mit Fahrer Karsten Kriebel, der eigentlich aus Berlin stammt, über die Arbeit als Schwerlasttransportfahrer und die Herausforderungen auf dem Weg im Videointerview gesprochen.
Hintergrund: Die 15 Druckwärmespeicher mit einer Kapazität von insgesamt 300 MWh thermisch und einer Leistung von 50 MW thermisch sowie der Ausgleichsbehälter zur Wasseraufnahme sind ein wichtiger Bestandteil der Modernisierung des HKW. Sie nehmen auch dann anfallende Wärmemengen kontinuierlich auf, wenn der Bedarf der Stadt gerade niedrig ist. Denn mit den neuen Gasmotoren wird die Stromerzeugung des Heizkraftwerkes deutlich flexibilisiert. So steigt dadurch die Fähigkeit enorm, Strom genau zu der Zeit zu erzeugen, wenn er für den Ausgleich erneuerbarer Energien gebraucht wird. Das Kraftwerk kann dann sehr schnell seine elektrische Leistung verändern. Im künftigen Energiemarkt wird diese Regelfähigkeit die Voraussetzung zur erfolgreichen Marktteilnahme bilden. Im ersten Halbjahr 2021, so der derzeitige Plan, wird die neue Anlage ihren Betrieb aufnehmen.