Die Schülerproteste “‘Fridays for Future” haben auch Cottbus erreicht. Am heutigen Freitag, den 15.03.2019 um 13 Uhr versammeln sich erstmals Cottbuser Schüler auf dem Platz am Stadtbrunnen (Heronplatz) um für besseren Klimaschutz zu demonstrieren. ” Unsere Schulpflicht erweitern wir auf die Pflicht, uns für wirksameren Klimaschutz und damit verbunden für einen Kohleausstieg vor 2038 – auch in der Lausitz – einzusetzen. Bei der Kundgebung vor dem Hugendubel werden Schüler*innen von verschiedenen Schulen sprechen.” sagt Noah Reißner, der Organisator der Cottbuser Demos.
„Fridays For Future“ ist eine Bewegung, die dem Vorbild der 16-jährigen Greta Thunberg folgt, die durch ihre Schulstreiks international für Aufsehen gesorgt hat. Die Schwedin geht seit August 2018 jeden Freitag nicht in die Schule und setzt sich vor das Schwedische Parlament, um die Regierung aufzufordern, sich konsequenter für den Klimaschutz einzusetzen. Sie streikt die Schule, um maximale Aufmerksamkeit auf das Klimathema zu lenken – und das mit vollem Erfolg. Weltweit berichteten Medien über ihre Aktion und sie inspirierte viele Schüler*innen in anderen Ländern.
Für den heutigen Freitag sind weltweit “Fridays for Future” Demonstrationen angekündigt. Laut Initiatorin Greta Thunberg wird an 1.769 Orten in 112 Ländern demonstriert. Vor wenigen Tagen wurde sie für den Friedensnobelpreis nominiert. In Deutschland sollen es rund 200 Proteste sein. Allein in Brandenburg sind Aktionen in Potsdam, Falkensee, Templin, Cottbus, Neuruppin, Eberswalde, Oranienburg und Luckenwalde geplant, darüber hinaus eine große Demo in Berlin.
In Deutschland haben sich darüber hinaus bereits ca 60 Ortsgruppen “Parents for Future” gegründet. Sie bestehen aus Eltern, die ihre Kinder in den Demonstrationen, auch während der Schulzeit, unterstützen und sich hinter sie stellen.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kritisiert die Proteste während der Schulzeit. “Ich finde es gut, dass sich junge Leute engagieren aber finde es nicht gut, dass dafür Schulstunden ausfallen.” Zum Vergleich, aufgrund von Lehrermangel sind in Brandenburg im Schuljahr 2017/2018 etwa 2 Prozent aller Schulstunden ausgefallen, was cirka 240.000 Schulstunden entspricht. Darüber hinaus wurden etwa 1.000.000 Schulstunden vertretungsweise gegeben.
Der Verein “Pro Lausitzer Braunkohle” gab heute früh eine Pressemitteilung heraus, in der eine “sofortige Abschaltung aller Braunkohlekraftwerke” gefordert wird und direkt Bezug auf die Demonstrationen genommen wird: “Wir sollten das einmal in Deutschland umsetzen und zwei, drei Tage abwarten – dann haben alle Menschen, nicht nur die Schüler, ausreichend Zeit, sich der Naturgesetze und der Physik zu erinnern. Wenn der Strom nach dem Hochfahren der Kohlekraftwerke wieder fließt, dürfte Vielen auch im übertragenden Sinn ein Licht aufgehen. Dieser Weg ist in unseren Augen die derzeit einzige Lösung, eine verfahrene und von reiner Symbolik getriebene Debatte zu versachlichen. Wir sind das unseren Kindern und Enkelkindern schuldig, die später die Schulden der fehlgesteuerten Energiewende ebenso schultern müssen wie die durch die Bundesregierung verschlafene technologische Offensive für den Klimaschutz. Lernen durch Schmerzen ist ein entwicklungspsychologisch tief verankerter Prozess – der einen Abgleich von äußerlich beeinflussten Meinungsbildern mit der Realität ermöglicht.” sagt Wolfgang Rupieper, Vorsitzender des Vereins. “Ein Freitag für die Zukunft unserer kommenden Generationen ist gut gemeint, ein Blackout würde ihr trotz vorübergehenden Schmerzen tatsächlich helfen.” schreibt Pressesprecher Jens Taschenberger in der Mitteilung.
Die junge Union Cottbus kritisiert das Engagement der Jugendlichen während der Schulzeit: “Wir freuen uns sehr, dass auch in Cottbus das politische Interesse der jungen Bevölkerung wächst und die Schüler unserer Stadt sich wieder mehr mit den aktuellen , realpolitischen Themen beschäftigen wollen. Demonstrationen sind ein fester und wichtiger Bestandteil unserer Demokratie und der politischen Meinungsbildung in Deutschland. Dennoch wird Politik nicht auf der Straße gemacht! Jugendliche können die Zukunft in Vereinen, Jugendorganisationen und Parteien aktiv mitgestalten. Leider nehmen sich viele junge Erwachsene, vor allem in Ostdeutschland außerhalb der Schule zu wenig Zeit für politisches Engagement. Mit den in den Großstädten zunehmend populär werdenden „Fridays for Future“ Demonstrationen haben sich viele Schüler auf kurzem Wege selbst vom Unterricht befreit und stellen damit ihre Schulpflicht und auch ihre persönliche Zukunft hinten an, weil sie in der Schulzeit ihre politische Meinung kundtuen möchten. Diese Form der Zukunftsgestaltung unterstützen wir nicht. Die Junge Union Cottbus setzt beim Klimaschutz und den damit in Verbindung stehenden Folge-Effekten auf den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Umweltorganisationen, um ein für unser Land positives Ergebnis zu erzielen. Der erste, konsequente und richtige Schritt wurde durch die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung gemacht. Doch vor allem in der Lausitz liegt der lange Weg des Strukturwandels noch vor uns. Diese Herausforderung müssen wir als Region gemeinsam angehen – konstruktiv und faktenbasiert.”