70 Jahre nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und 25 Jahre nach dem Zusammenbruch der realsozialistischen Diktatur sind die Folgen derselben immer noch spürbar. Alle Begegnungen mit ehemaligen politischen Häftlingen und weiteren Opfern der SED-Diktatur sind von der Suche nach einem gerechten Frieden bestimmt. Der Weg dorthin kann lang und steinig sein.
Am Freitag, den 13. November, um 19:00 Uhr möchte das Menschenrechtszentrum Cottbus im Rahmen der Veranstaltung „Ist Versöhnung möglich?“ Impulse von außen bekommen, über den „deutschen Tellerrand“ hinaus schauen und u.a. mit einem ganz besonderen Gast diskutieren, der selbst Opfer von Gewalt wurde und für alle sichtbare Wunden trägt. Father Michael Lapsley ist anglikanischer Pfarrer und Anti-Apartheid-Aktivist. 1990 verlor er als Kämpfer gegen die Apartheid bei einem Briefbombenattentat beide Hände und eines seiner Augen. Statt an seinen traumatischen Erlebnissen zu verzweifeln, nutzt er diese Erfahrungen heute als Leiter des Institute For Healing of Memories in Kapstadt für die Heilung anderer Traumatisierter auf der ganzen Welt.
„Für alle beteiligten Opfer von Unrecht aber auch die Täter gibt es noch viele offenen Wunden. Darum ist zu fragen, ob Versöhnung möglich ist und ob es einen Weg zur Versöhnung gibt“, hinterfragt die geschäftsführende Vorsitzende des Menschenrechtszentrums, Sylvia Wähling, die mit zahlreichen traumatisierten ehemaligen politischen Häftlingen Gespräche führt. „Wenn ein solcher Weg gegangen werden soll, müssen alle am Unrecht Beteiligten an „einen Tisch“. Hier muss gestritten werden, wohl wissend, dass dies ein mühsamer, oft auch mit Rückschlägen und neuen Verletzungen gepflasterter Weg sein wird. Es muss miteinander über Recht und Unrechtsauffassungen unter Diktaturbedingungen gesprochen werden“, ergänzt ihr Vorstandskollege, Pfarrer Christoph Polster mit seiner langjährigen Erfahrung als Seelsorger.
Dies sind einige der drängenden Fragen für diesen Abend.
Interessierte Bürger sind herzlich eingeladen, mitzudiskutieren!
Programm
19:00 Begrüßung, einführende Worte
19:10 Kurzer Film zum Leben von Michael Lapsley
19:30 Rückfragen an Michael Lapsley
20:00 Podiumsdiskussion zum Thema: „Ist Versöhnung möglich?“
Teilnehmer:
– Father Michael Lapsley
– Dieter Dombrowski, MdL, Vorsitzender Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. und ehemaliger Häftling in Cottbus
– Dr. Karl-Heinz Bomberg, Arzt für Psychotherapie und Psychoanalyse, Autor des Buches “Verborgene Wunden, Spätfolgen politischer Traumatisierung in der DDR und ihre transgenerationale Weitergabe”
– Katrin Behr, Vorsitzende des Vereins “OvZ-DDR e.V. – Hilfe für die Opfer von DDR-Zwangsadoptionen”, Autorin der Autobiografie „Entrissen“
gegen 21:30 Ende der Veranstaltung
Ort: Menschenrechtszentrum Cottbus, Bautzener Straße 140, 03050 Cottbus
Foto: Father Michael Lapsley