Wer von Waldorfschülern lediglich weiß, dass sie ihren Namen tanzen können, kann sich jetzt vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage überzeugen.
Am Mittwoch, 10. Juni, 19.30 Uhr, findet im Gladhouse Cottbus erstmalig die öffentliche Aufführung des Eurythmie-Abschlusses der 12. Klasse der Waldorfschule Cottbus statt.
Die Schüler zeigen in dem etwa 60minütigen Programme Auszüge aus 12 Jahren Eurythmie-Unterricht. Dazu spricht Eurythmie-Lehrerin Iris Pawlak Gedichte von Morgenstern, Strittmatter, Goethe, Steiner und Bachmann. Am Klavier begleitet Ekaterina Pimenova mit Stücken von Beethoven, Mozart, Händel, Schumann und Tiersen.
Eurythmie (altgr. eu „gut“, „richtig“ und rhythmόs „Rhythmus“, Form, Proportion, Zustand, Gestalt, Haltung) kann mit „Gleich- und Ebenmaß in der Bewegung“ oder „schöne Bewegung“ übersetzt werden. Die Eurythmie ist eine Bewegungskunst, die als eigenständige Darstellende Kunst betrieben wird. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts (ab 1911) wurde die Eurythmie durch den Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner (1861–1925) entwickelt. Die Eurythmie ist reguläres Unterrichtsfach an Waldorfschulen.
Iris Pawlak, Eurythmie-Lehrerin an der Cottbuser Waldorfschule, erklärt das Unterrichtsfach so: „Die Kinder lernen, sich nach Musik und Sprache harmonisch zu bewegen. Diese Bewegungen werden gesetzmäßig aus dem ganzen menschlichen Organismus herausgeholt. Die Eurythmie ist ja keine abstrakte Erfindung, sondern durch Beobachtung menschlicher Bewegung und Gestikulation entstanden. Mir kommt es vor allem darauf an, dass geübt wird, sich gemeinschaftlich zu bewegen. Die Wahrnehmung des eigenen Ichs, was sich dann durch Bewegung ausdrückt, ist zwar ganz individuell, entwickelt sich bei Eurythmie aber auch in Gemeinschaft. Das hat auch soziale Auswirkungen. Eurythmie bewirkt etwas in und mit dem Menschen und zwar positiv.“
Kann man seinen Namen tanzen?
Iris Pawlak: „Es gibt ein lauteurythmisches ABC. Somit kann jeder seinen Namen mit den entsprechenden Gebärden darstellen. Dies geschieht aber trotz aller Gesetzmäßigkeiten auf eine individuelle Art, denn jeder Mensch hat eine subjektive Wahrnehmung seiner Gestaltung. So wird der gleiche Name doch immer unterschiedlich aussehen. Und Tanzen ? Tanzen sie im ¾ Takt, wenn sie mit einem Menschen reden?“
Der Anthroposoph Rudolf Steiner über Eurythmie: „Sie ist sichtbare Sprache oder sichtbares Singen. Man kann Menschen oder Menschengruppen Bewegungen ausführen lassen, die genau ebenso auf sichtbare Art das Musikalische oder Sprachlich zur Darstellung bringen wie die Sprach- und Gesangsorgane auf hörbare. Der ganze Mensch wird zum Kehlkopf, die Bewegungen sprechen oder singen, wie der Kehlkopf tönt oder lautet…. Aber Eurythmie ist auch nicht mit Tanzkunst zu verwechseln. Man kann Musikalisches, das gleichzeitig ertönt, eurythmisieren. Dann wird nicht zur Musik getanzt, sondern sichtbar gesungen.“
Sie möchten mal Ihren eigenen Namen tanzen? Vielleicht ergibt sich dazu die Gelegenheit beim nächsten Tag der offenen Tür der Waldorfschule Cottbus.
Kartenreservierung bitte über das Gladhouse Cottbus, Tel. 0355 380240
Fotos: Joe Kammer
Quelle: Waldorfschule Cottbus