Erneut bekommt das Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. eine hohe Auszeichnung für seine Arbeit. Diesmal zeichnet die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) im Rahmen des Wettbewerbs “25 Jahre Mauerfall: Geschichte erinnern – Gegenwart gestalten“ 25 Menschen, Organisationen und Projekte der historisch-politischen Bildung aus, die sich in besonderer Weise um die Vermittlung des Jahres 1989 verdient gemacht haben. Die Gewinner erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro. Rund 250 Bewerbungen und Nominierungen sind bei der bpb eingegangen. Die Preisverleihung findet am 9. Dezember 2014 in der Landesvertretung Brandenburg beim Bund statt.
“Die hohe Anzahl der vorgeschlagenen Projekte, Institutionen und Personen zeigt die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Mauerfall und die vielen nationalen und internationalen Perspektiven auf die Ereignisse von 1989. Die Jury war beeindruckt von der Vielfalt der Vermittlungsansätze, die über die historischen Ereignisse hinaus immer auch Bezüge zur Gegenwart herstellen,” erklärt Thomas Krüger, Präsident der bpb.
Zur Arbeit des Menschenrechtszentrums Cottbus gehören vorranging die Aufarbeitung des Unrechts, das den ehemaligen heute noch lebenden Häftlingen im größten politischen Gefängnis der DDR angetan wurde, aber auch die Versöhnung. Das Thema Staatssicherheit ist nach wie vor präsent in Cottbus. Wegen der besonderen Geschichte der Stadt mit dem höchsten Stand an inoffiziellen Mitarbeitern der Stasi in der DDR ist es wichtig, behutsam und ohne Hass auf das begangene Unrecht hinzuweisen, ohne zu dämonisieren, um damit vielleicht die Träger des Unrechtsstaates aber ganz besonders ehemals angepasste Bürger für den demokratischen Rechtsstaat zu gewinnen. Gerade deshalb ist das Menschenrechtsthema der Leitgedanke der Arbeit des Vereins – das Verständnis für die eigenen Menschenrechte aber auch die unterdrückter Menschen irgendwo auf der Welt heute zu wecken.
„Unsere Bildungsreferentin kann sich vor Anfragen, vorrangig von Schulen, nicht retten. Die erhebliche Nachfrage nach den Bildungsveranstaltungen, die wir in der von uns betriebenen Gedenkstätte anbieten, zeigt, dass unser Konzept der Verbindung der Vergangenheit mit Gegenwartsfragen aufgeht. Diese erneute Würdigung unserer Arbeit ist ein Beweis dafür, dass hier im Süden von Brandenburg eine ganz besondere Gedenkstätte entstanden ist, die großartige öffentliche Anerkennung genießt. In Anbetracht der Finanzierungsprobleme der Gedenkstätte müsste dies endlich eine Aufforderung an Land und Bund sein, die Arbeit der Gedenkstätte finanziell ab 2015 abzusichern“, fordert die Gedenkstättenleiterin und geschäftsführende Vorsitzende des Trägervereins, Sylvia Wähling. Bisher hat das Land Brandenburg bekundet, dass sie mit 100.000 € und die Stadt Cottbus mit 25.000 € die Gedenkstätte ab 2015 unterstützen werden. Der Bund hat sich für 2015 von einer Co-Finanzierung zurückgezogen, für 2016 wird nach einer dauerhaften Lösung gesucht. Der Verein lebt zu einem sehr großen Teil von Spenden oder leistet viele Aufgaben, in ehrenamtlicher Arbeit, wofür in anderen Gedenkstätten gut bezahlte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Dies betrifft z.B. seit über vier Jahren die Gedenkstättenleiterin als auch den Schatzmeister, der aus der Ferne die Buchführung für mittlerweile über 5 Millionen Euro ehrenamtlich macht. Bei einem jährlichen Bedarf von ca. einer halben Million Euro relativiert sich der Beitrag des Landes, wenn auch Personal, das bisher ehrenamtlich Aufgaben erledigt, ein Gehalt bekommen sollte oder das erforderliche Personal, wie ein Historiker, angestellt werden sollten.
Quelle: Menschenrechtszentrum Cottbus