Knapp einen Monat und zwei Wochen sind Justin und Anni Wenzke aus Cottbus bereits schon mit ihren Fahrrädern auf Weltreise unterwegs. In den ersten zwei Wochen hatten die beiden Wien als erste große Etappe mit knapp 800 Kilometern erreicht (wie berichtet). Mittlerweile hat das Cottbuser Ehepaar 2.100 Kilometer mit ihren Rädern zurückgelegt und gab uns jetzt ein Update aus dem bulgarischen Plowdiw. Das nächste große Ziel wird Istanbul sein. Geplant ist, die türkische Stadt am 25. September zu erreichen. Bis Weihnachten 2024 wollen die beiden Hobby-Radler rund 20.000 Kilometer herunterstrampeln.
Cottbuser auf Fahrrad-Weltreise – 2.100 Kilometer sind geschafft
Justin Wenzke (25) ist mit seiner Ehefrau Anni (26) am 5. August zu einer ungewöhnlichen Fahrrad-Weltreise gestartet. Bis zum Weihnachtsfest des nächsten Jahres wollen die beiden Hobby-Radler rund 20.000 Kilometer herunterstrampeln. Die ersten 2.100 Kilometer davon sind bereits geschafft, wie die beiden berichten konnten, als sie im bulgarischen Plowdiw Station machten …
Bei unserem letzten Telefonat hattet ihr in Wien 800 Kilometer geschafft und dabei einen absolut gelösten Eindruck hinterlassen. Ist die Stimmung auch nach der mehr als doppelt so langen Distanz genauso gut?
Justin: Ganz klar kann ich darauf mit „ja“ antworten. Denn die Strapazen, die so eine Tour begleiten, werden mehr als wettgemacht von den vielen Erlebnissen und Erfahrungen, die wir in ganz kurzen Abständen genießen können.
Anni: Wir hatten ja schon vor dem Reiseantritt gesagt, dass es uns nicht darum geht, alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern, wir eher Natur und Umwelt entdecken wollen, dabei auch mit Menschen in Kontakt kommen wollen. Und genau so läuft es bis jetzt, einfach schön ist das.
Erzählt bitte von euren bisher angefahrenen Zielen, denn Budapest liegt ja schon hinter euch …
Anni: Diese Stadt ist natürlich nach Prag etwas ganz Besonderes. Allein am Abend das Lichtermeer an den Gebäuden und Brücken bietet wunderbare Fotomotive. Wir hatten ja dort die ersten 1000 Kilometer auf der Uhr, darum haben wir uns als kleine Belohnung für vier Stunden ins Thermalbad begeben und Entspannung genossen. Haben an der Donau gesessen, viel Flusskreuzfahrtschiffe gesehen und einige Telefonate abgearbeitet. So auch mit einem guten Freund und meiner Schwester, mit denen wir uns für ein Treffen in Istanbul verabredet haben. Womit das nächste Ziel schon mal in der Ferne winkt.
Justin: Ein Grund des länger Bleibens war ja auch der wunderbare Campingplatz, auf dem wir nette Leute trafen, die neugierig waren, wohin uns unsere Tour wohl weiterführt. Bei ein, zwei Bier wurde der Abend sehr gesellig, so werden wir die ungarische Metropole in bester Erinnerung behalten.
Anni: Aber auch, weil wir zum Abschied eine Flasche guten ungarischen Wein geschenkt bekommen haben, die wir aber erst zwei Tage später nach der Grenze zu Serbien geöffnet haben.
Ihr seid offenbar konditionell gut gerüstet. Sind es die Fahrräder mit den schweren Lasten, die ihr mitführt auch?
Justin: Na ja, grundsätzlich schon, aber einige kleinere Pannen gibt es immer wieder. Ich musste zwei Mal eine Reifenpanne beheben, sicher weil wir nicht nur glatten Asphalt befahren. Teilweise waren auch Abschnitte dabei, die mit Schotter ausgelegt waren und richtige Holperpisten waren. Mein Fahrradständer ist einseitig abgebrochen, da muss ich beim Parken immer einen Stock als Stütze beigeben. Und was uns vielleicht noch eines Tages böse aufstoßen wird, ist der Ausfall meines Dynamo-Ladegerätes. Momentan nutzen wir durch den permanenten Sonnenschein die Stromzufuhr mit dem Solarpanel für unsere Powerbank.
Anni: Gespannt sind wir, ob künftig in trüben und kalte Regionen die Powerbanks stabil bleiben.
Apropos Wetter, wie sehr macht euch die südeuropäische Hitze zu schaffen?
Anni: Fahrtwind kühlt, das ist o.k., aber an den Abenden kühlt es sich sehr schnell ab. So hatten wir schon mal eine Nacht an der serbisch-bulgarischen Grenze auf 930 Metern Höhe bei nur 10 Grad im Zelt verbracht. Und ich muss gestehen, wir sind richtige „Heulsusen“. Darum sind wir bei diesen Temperaturen nur ganz schwer aus unseren Schlafsäcken am Morgen aufgestanden. Da sind wir mal gespannt, wie es dann im weiteren Verlauf der Tour wird, denn wir übernachten ja eher selten in festen Behausungen, zumeist in unserem Zelt. Mit dem voranschreiten der Jahreszeiten wird es ja eher kälter als wärmer.
Wenn ihr nicht im Zelt übernachtet und ihr Ziele ansteuert, die ihr zuvor über die Plattform „Warmshowers“ organisiert habt, gibt’s sicher auch „sone und solche“ wie man gern sagt …
Justin: Das kann man laut sagen, denn wir hatten da schon recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht. In Borca, nahe Belgrad wurden wir in zunächst von einigen freilaufenden Hunden begrüßt. Dann hat uns unser Host abgeholt und zu dem Quartier geleitet. Dort wohnte er, mit seinem Bruder, dem Vater und drei Katzen.
Anni: Das alles war ja noch gerade so erträglich. Alles war sehr authentisch und unser Host war auch super nett. Aber dass wir dann zu viert in einem Bett (!) schliefen, war schon extrem. Justin und ich, sowie und die beiden fremden Männer. Das Schnarch-Konzert der drei und mein Unbehagen werde ich lange nicht vergessen!
Ich hoffe doch sehr, es gab daneben bisher auch weitaus schönere Erlebnisse mit Einheimischen …
Anni: Klar, die gab es. Oft ist es so, dass wir mit unseren rundumbepackten Rädern schon für Aufsehen sorgen, und wir sehr oft angesprochen und gefragt werden, woher wir kommen und wohin unsere Reise gehen soll. Zum Beispiel haben wir im serbischen Nis ein Paar aus Österreich kennengelernt, die wohl direkt vom Radsport kommen und täglich bis 150 Kilometer runterspulen. Die Frau hatte tags darauf Geburtstag. So haben uns die zwei gleich mit ins Restaurant genommen und wir hatten einen richtig schönen gemütlichen Abend.
Justin: Für mich war eine weitere Begegnung schön und wichtig. Eigentlich bin ich ja Fußballer bei Motor Saspow und wochenlang ohne Ball am Fuß, das ist schon schwer. Aber als wir auch in der Gegend eine Pause gemacht hatten und auf einer Bank verweilt haben, kamen kleine Kinder und haben uns bestaunt. Und ein kleiner Bursche, der vielleicht grad mal sechs Jahre alt war, hat mir immer wieder seinen Ball vor die Füße gerollt. Offenbar wollte der mit mir spielen. Den Gefallen habe ich ihm natürlich gern getan, und so haben wir eine halbe Stunde gebolzt, nachdem noch andere Jungs dazukamen. Damit hatte der Tag für mich seinen Höhepunkt.
Übrigens muss ich gleich mal zum Thema Sport fragen, ob ihr auf dem Laufenden seid, was in der Welt des Sports so passiert ist in den letzten Tagen?
Justin: Oh ja, wir wurden bei der Ankunft an einer Übernachtungsstation vom Wirt um ein wenig Geduld gebeten, weil der gerade das Basketball-Halbfinale angeschaut hat. Da haben wir uns natürlich direkt reingehangen und mitgeschaut und uns dann auch über dem WM-Titel gefreut. Auch die Ergebnisse der DFB-Auswahl haben wir mitgekriegt, genau wie die Ablösung von Hansi Flick.
Momentan macht ihr in Plowdiw Station. Habt ihr Euch vor der Reise auch mit diesem Ziel schon befasst und geschaut, was ihr dort wohl erleben könnt?
Anni: Ja schon, aber wir schauen da zumeist an den Abenden nach, was die kommenden Ziele betrifft. Dabei haben wir gelesen, dass dies nach Sofia die zweitgrößte Stadt Bulgariens ist und dass sie 2019 eine der europäischen Kulturhauptstädte war. Wir werden ja hier bis zum 16. September bleiben und dabei einiges zum Thema Kultur mitbekommen.
Ihr bleibt also eine knappe halbe Woche in dieser Stadt, habt ihr denn schon einen Vorsprung zu euer geplanten Route herausgefahren?
Justin: Das nicht, aber wir sind im Plan. Wir leben die Tage in einem Appartement, was gut ist für bissel Büroarbeit, Telefonate, Internetrecherchen, Buchen von Zeltplätzen und Unterkünften und auch kleine Reparaturen an den Rädern. Beispielweise brauche ich einen neuen Rückspiegel, meiner war die Tage abgebrochen.
Anni: Das Schönste für mich ist hier, dass wir hier eine echte Dusche haben, das werde ich so was von genießen. Auch können wir hier wieder mal Ordnung in unsere Taschen kriegen. Wir werden Wäsche waschen und all die Dinge tun, die draußen beim Leben in der Natur bissel vernachlässigt werden.
Am 16.September geht’s weiter, was steht als Nächstes an?
Justin: Unser nächstes größeres Ziel ist Istanbul, dort wollen wir am 25. 9. ankommen. Um dort auch unsere Liebsten zu treffen, von denen wir schon sprachen. Das sind so um die 450 Kilometer, also rund 50 am Tag zu fahren. Das sollten wir locker schaffen, ohne jeden Druck.
Na dann, weiter eine gute Reise, danke für die interessanten Infos für unsere Leser. Alles Gute!
(Das Telefonat mit den beiden Weltreisenden hat Sportreporter Georg Zielonkowski geführt)
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Red. / Georg Zielonkowski
Bilder: Georg Zielonkowski