Das diesjährige Roland Kaiser Konzert im Cottbuser Spreeauenpark wurde trotz Regenwetter im Nachgang mit viel Lob seitens der Besucher bedacht, von der Organisation über Stimmung bis zum Getränkeausschank gingen die positiven Kommentare in den sozialen Medien ein. Seit wenigen Tagen aber ist eine Diskussion um genau jene Getränke entbrannt. Eine Besucherin berichtete auf Facebook von Gedächtnislücken und benötigter Hilfe beim Laufen, obwohl sie laut eigener Aussage eher wenig Alkohol konsumierte. Hunderte Kommentare folgten seitdem, darunter meldeten sich etliche Frauen, denen es scheinbar ähnlich ging. Die CMT als Betreiber des Konzertortes und Organisator für die gastronomische Versorgung äußerte sich dazu. Wie uns die Polizei heute sagte, hat sie nach Eingang von bisher vier Anzeigen bereits Ermittlungen aufgenommen.
Spekulationen im Internet: Mittel in Getränke gegeben?
Ausgeschenkt wurden auf dem Konzert lediglich 0,4er Becher für alle Getränke. Egal ob Bier, Sekt oder Wein. Die betroffenen Frauen berichteten von einem oder zwei getrunkenen Bechern Sekt oder Wein. Biertrinker schienen nicht betroffen zu sein. Auch meldeten sich ausschließlich Frauen. Die Beschreibungen und Symptome ähnelten sich stark, teils auch in den Beschreibungen, wo sie die Getränke gekauft haben. Neben der Vermutung, dass es ein schlechter Wein gewesen sein könnte, kam vor allem der Verdacht auf, dass den Getränken unbekannte Substanzen zugegeben wurden. Die Schlechte-Wein-Variante schien in der Hinsicht unwahrscheinlich, weil auch Frauen, die Prosecco getrunken haben, von den selben Symptomen berichten. Die Initiatorin des Aufrufs bei Facebook tat dies, nachdem sie von der Polizei den Hinweis bekam, zu prüfen, ob weitere Personen betroffen seien, um gegebenenfalls eine Sammelanzeige zu stellen. Schließlich ging sie am Dienstag 4. Juli 2023 um 9:42 Uhr ging sie damit online.

Aktueller Sachstand bei der Polizei
Auf Nachfrage am Donnerstagmorgen bestätigte die Polizeidirektion Süd in Cottbus, dass nach Beginn der öffentlichen Diskussion insgesamt vier Anzeigen über das Internetportal der Polizei eingegangen sind. Demzufolge ermittelt die Polizei aktuell wegen des Verdachts der Körperverletzung.
Die CMT reagierte auf Spekulation
Die CMT nimmt die Beschreibungen ernst, so äußerten sie drei Stunden nach Post-Erstellung mit ihrem Profil “Spreeauenpark Cottbus” unter dem Aufruf am 4. Juli 2023 um 12:41 Uhr: “Wir nehmen die hier geäußerten Hinweise sehr ernst. Im Einsatzbericht der Sanitäter wurde bei keinem der beiden Konzerte ein diesbezüglicher Vorfall erfasst. Bitte richtet eure konkreten Angaben direkt an uns bzw. die Polizei. Wir setzen alles daran, zur Aufklärung eurer Hinweise beizutragen. Das Veranstaltungsteam der CMT Cottbus”. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Daniela Kerzel verdeutlichte auch, das der Veranstalter genau schaut, was dort passiert sein könnte: “In der Auswertung der Konzerte mit dem Sanitätsdienst (Johanniter) ist bei keinem der beiden Konzerte – mit insgesamt rund 14.000 Besuchern – ein diesbezüglicher Vorfall erfasst worden.” Laut Aussage der Johanniter gab es zwei Behandlungen wegen Übelkeit, beide ohne Anzeichen oder einen Hinweis auf Ko-Tropfen. Die Behandelten sind nach Besserung vor Ort geblieben. Das wäre bei Ko-Tropfen undenkbar. Bei den Weinen (Weißwein und Roséwein) soll es sich jeweils um Deutsche Qualitätsweine, Gutsabfüllungen mit Bio-Siegel gehandelt haben. Der Prosecco war demzufolge ein italienisches Qualitätsprodukt. Nach Informationen von Niederlausitz aktuell schenkten sowohl CMT-Mitarbeiter als auch Mitarbeiter eines externen Dienstleisters, der zur Unterstützung nach der Getränkesituation im vergangenen Jahr mit angefordert wurde, auf den Bierwägen aus. Um zur Aufklärung beizutragen, was nach diesem Zeitraum schwierig ist, wären konkrete Angaben hilfreich. Diese sind bitte direkt an die CMT bzw. an die Polizei zu richten. Mutmaßungen sind in keinster Weise hilfreich.
Diskussion
Die Diskussion auf Facebook gleitete teils in die Vermutung ab, dass die “betroffenen” Frauen einfach zu viel Alkohol getrunken hätten, dem einige der mutmaßlichen Opfer energisch widersprachen.

Im persönlichen Gespräch mit Anita Hetmank beschreibt sie nochmal die Situation: ” Unseren ersten Wein holten wir am letzten Bierwagen vor dem Einlass. Bis dahin war alles super. Den zweiten Wein ca. eine Stunde später wurde von der Bühne ausgesehen hinter den Sitzplätzen links am rechten Bierwagen geholt. Ich trank ca. 1/ 2 Becher als es losging mir schlagartig schlecht zu gehen. Wir verließen deshalb vorzeitig das Konzert. Ab dem Moment als wir los liefen, habe ich keine Erinnerung mehr bis zum nächsten Morgen. Beim Aufwachen hatte ich schon so ein komisches Gefühl. Keine Kopfschmerzen, kein Kater. Irgendwas stimmte da nicht. Durch Gespräche später innerhalb der Gruppe kam raus, dass ich stürzte und kaum noch voran kam, nur mit Hilfe meiner Freundin und netten Mitmenschen die mich auch bis nach Hause begleiteten. Drei Personen aus unserer Gruppe erging es ähnlich. Sie stürzten auch auf dem Rückweg, standen komplett neben sich und mussten gestützt werden beim Laufen. Keine Kopfschmerzen, kein typischer Kater. Nachdem ich davon berichtete, stellte sich daraufhin raus, dass es zwei anderen Frauen genauso erging wie uns. Ich schrieb am Sonntag an die CMT. Bei der Polizei war ich auch gewesen und fragte was man denn da tun kann. Eine Sammelanzeige wäre am Besten so die Aussage. Daraufhin beschloss ich damit an die Öffentlichkeit zu gehen und so schrieb ich Dienstagabend den Aufruf, ob es anderen genauso erging. Es haben sich so viele gemeldet denen es auch so erging. Ich bin komplett überwältigt von den Kommentaren und Feedbacks.”
Niederlausitz aktuell fragte sowohl bei Anita als auch bei weiteren Kommentatorinnen nach. Sie bestätigten die gemachten Äußerungen und Vorfälle und auch ihre Anwesenheit beim Konzert (durch Fotos), um den Verdacht der reinen Stimmungsmache zu entkräften. Sie bekräftigten im Gegensatz dazu, dass es ihnen nicht darum geht, die CMT oder das Konzert schlecht machen zu wollen, sondern wissen wollen, was passiert ist und wer dafür verantwortlich ist. Der Verdacht der KO-Tropfen oder einer ähnlich wirkenden Substanz wird derzeit am meisten diskutiert. Die Nachfragen bei Männern, die an dem Abend auch Wein getrunken hatten brachte keine der genannten Symptome hervor, so dass sich Frauen als “Zielgruppe” herauskristallisieren.
Eine weitere Frau berichtete ihre Situation gegenüber Niederlausitz aktuell ausführlich: “Wir sind später hin, weil wir bei dem Regen nicht wollten. Sind dann halb neun dort hin, haben am Eingang (auf der Wiese) Sekt und Wein geholt. Sind dann da in der Nähe stehen geblieben und gegen 21 Uhr ca vor die Bühne. 21.30 Uhr haben wird dann an der Bühne nochmal Sekt und Wein geholt. Wir waren fünf Mädels drei haben getrunken. Und da kam dann der Absturz. Die anderen zwei Mädels haben uns dann eigentlich gestützt und wurden dann per Auto nach Hause gefahren. Bei mir fing es dann eigentlich zu Hause an, richtig doll drehen Übelkeit und Schwindel. Und dann lag ich auf Couch und was dazwischen war, keine Ahnung. Zum Glück war ich zu Hause. Meine andere Begleiterin hat sogar am Samstag noch gebrochen. Mein Getränk hatte ich die ganze Zeit in der Hand. Man ist ja als Frau schon sensibilisiert. Ich falle sonst nicht bei zwei Gläsern Sekt um. Das zweite Glas habe ich nicht mal ausgetrunken, weil ich gemerkt habe das es mir nicht gut geht. Wir sind an der Messehalle rein und dann musste man nochmal zur Festwiese und da war auch nochmal ein Eingang mit Kontrolle. Da stand ein Wagen. Den Sekt habe ich noch vertragen, es war bei mir eher der an der Bühne, der mir die Beine weggerissen hat. Drei weitere Frauen aus unserer Gruppe waren auch betroffen, alle die selben Symptome. Und da wurde ich dann am Montag stutzig als wir uns auf Arbeit darüber unterhalten haben.”
Weitere Schilderung einer mutmaßlich Betroffenen: “Getrunken haben wir vor dem Einlass und direkt danach. Ich konnte mir das auch nicht erklären, man schiebt es erstmal einmal auf die körperliche Verfassung, nicht jeder Tag ist gleich, Stress, Wetter etc. Der Samstag war dann aber unerträglich mit Schwindel, Kopfschmerzen, Unwohlsein und so weiter. Wenn man die Kommentare der Betroffenen liest, sind es ja fast bei jedem die gleichen Symptome. Ich hatte ein Getränk vor dem Einlass beim Tierpark, da war noch alles in Ordnung. Das zweite Getränk, im vorderen Bereich/VIP, wo nur ein Stand vorhandenen war und danach „Game over“. Desweiteren berichtete sie , welche das gleiche berichtet: “Ein Prosecco vor dem Einlass und einen drinnen. Resultat, Konzert nicht mitbekommen, da schwindlig und so.. auf dem Weg nach Hause, musste die Person gestützt werden.”
Weitere Fälle?
Betroffene sollten sich mit ihren Erlebnissen bei der Polizei oder der CMT melden, eine Anzeige kann auch online erstellt und abgeschickt werden.
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