Cottbus und seine französische Partnerstadt Montreuil wollen ihre Freundschaft mit neuem Leben füllen. Anlässlich des 60. Jahrestages des Élysée-Vertrages begrüßte Cottbus gestern seine Gäste aus Frankreich. Beide Seiten machten deutlich, dass die Freundschaft mit weiterem Leben gefüllt werden soll. Ganz konkret wurde über die Idee eines französischen Cafés in Cottbus mit originaler Küche aus der Partnerstadt nachgedacht. Auch können Jugendliche aus beiden Städten weitere Projekte vorstellen, um den Austausch und die Zusammenarbeit zu vertiefen. “Dabei brauchen wir den Geist des Élysées-Vertrages als Vorbild für heute: Aussöhnung, Verständigung, Zuhören, aber auch selbstbewusst die Probleme benennen und nicht aus Angst vor Missverständnissen oder dem bewussten Missverstehen zu schweigen. Sondern Brücken bauen und Lösungen finden. Das muss gelebt werden, möglichst jeden Tag”, so der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick.
Die Stadt Cottbus teilte dazu mit:
Jugendliche aus Montreuil und Cottbus haben am Sonntag ihre Vision der Partnerschaft beider Städte vorgestellt. Schülerinnen und Schüler vom Humboldt-Gymnasium sowie junge Leute aus Montreuil wollen sich in den kommenden 20 Jahren für Frieden und Verständigung einsetzen, eine besseres Kennenlernen ermöglichen und mehr für den Klimaschutz tun. Ideen für ein französisches Café in Cottbus/Chóśebuz mit original Montreuil- französischer Küche sowie eine gemeinsame Pflege von so genannten „Pfirsichmauern“ in Montreuil, die es seit dem 16. Jahruhundert geben soll, sollen als städtepartnerschaftliche Kooperation mit Leben erfüllt werden. Anlass des Austauschs war eine festliche Veranstaltung anlässlich des 60. Jahrestages des Élysée-Vertrages, der freundschaftliche Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland begründete. Der Bürgermeister von Montreuil, Patrice Bessac, und der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick haben zudem eine Vereinbarung unterzeichnet, die Partnerschaft nach einer Corona-bedingten Auszeit wieder zu intensivieren. Im „Cottbuser Wunsch“ sind die Sehnsucht nach Frieden, Verständigung, ökologischem Wandel und respektvollem Umgang mit der Natur als gemeinsame Ziele beschrieben. Die Städtepartnerschaft besteht seit 1959 und ist die älteste der neun Partnerschaften, die Cottbus/Chóśebuz insgesamt eingegangen ist.Patrice Bessac, Bürgermeister von Montreuil: „Frieden schaffen heißt Begegnungen zwischen den Völkern ermöglichen und freundschaftliche Verbundenheit befördern. Sie sind junge Menschen, und ich hege die Hoffnung, das Ihnen Hass, Verbitterung und Bosheit fremd sind. Liebe, Sensibilität, Schönheit und die Verbindung mit anderen und der Welt sind größer als Gewalt im Netz oder im politischen Leben.“ Bessac, der seine Rede auf Deutsch hielt, lud die Cottbuserinnen und Cottbuser ein, um den 11.11.2023 herum die Partner in Montreuil zu besuchen. Der 11.11. ist in Frankreich Feiertag anlässlich des Waffenstillstands 1918 im Ersten Weltkrieg.
Schick: “Das muss gelebt werden, möglichst jeden Tag.“
Tobias Schick, Oberbürgermeister der Stadt Cottbus/Chóśebuz: „Es ist für mich ein wichtiges Zeichen, dass wir nicht nur unsere Städtepartnerschaft bekräftigen, sondern auch den wahrhaft historischen Anlass nutzen, um Aussöhnung, Verständigung, Austausch und unsere demokratischen Haltungen und Werte zu würdigen und zu feiern. Und vor allem, dass wir Schülerinnen und Schüler aus beiden Städten unter uns haben, die den Geist des damaligen Vertrages mit verschiedenen Projekten und Treffen mit Leben erfüllen. Die Kooperation unserer Verwaltungen wird weiter wachsen und ausgestaltet werden. Holger Kelch, mein Vorgänger, hat gemeinsam mit Ihnen, sehr geehrter Herr Bessac, dafür gute und überaus freundschaftlich-herzliche Grundlagen gelegt. Kommunale Partnerschaften existieren nicht losgelöst von der Weltpolitik. Wir sind vielleicht nur ein kleines Rädchen in dem großen Getriebe. Doch in den Kommunen spielt das Leben. Wenn wir den Geist des Élysées-Vertrages ins Heute denken, dann müssen wir auf die kriegerischen Auseinandersetzungen schauen, die uns in diesen Tagen alle bewegen: den mit unverminderten Härte vor allem gegen die Zivilbevölkerung geführten Angriff Russlands auf die Ukraine. Es braucht weitere gemeinsame europäische Anstrengungen und letztlich wohl auch weitere Waffenlieferungen, um der Ukraine beizustehen. Klar ist dennoch: Dieser Krieg muss enden, je schneller, desto besser. Ohne partnerschaftliche Souveränität und einen stabilen, verteidigungsbreiten Frieden ist in keiner Region der Welt eine Entwicklung möglich. Europa wird die Hand wieder ausstrecken. Europa braucht Einigkeit mit einer starken wirtschaftlichen, militärischen und demokratisch klaren Haltung für Frieden und Verständigung einzustehen und dabei die Souveränität von Staaten zu sichern. Doch zurück zur kommunalen Ebene: In Frankreich und Deutschland, in Paris und Berlin, in Montreuil und in Cottbus/Chóśebuz führen wir vergleichbare Diskussionen und erleben Ähnliches: Gewaltausbrüche kleiner oder größerer Gruppen, Perspektivlosigkeit, Aufbegehren, Staatsablehnung, aber auch Ängste der Bürgerschaft vor Veränderungen oder dem „Fremden“. Dabei brauchen wir den Geist des Élysées-Vertrages als Vorbild für heute: Aussöhnung, Verständigung, Zuhören, aber auch selbstbewusst die Probleme benennen und nicht aus Angst vor Missverständnissen oder dem bewussten Missverstehen zu schweigen. Sondern Brücken bauen und Lösungen finden. Das muss gelebt werden, möglichst jeden Tag.“ Eingeleitet und umrahmt wurde die Feierstunde von Tänzerinnen und Tänzern des Piccolo-Theaters. Dort und auch in der europäischen Zooschule des Tierparks hatten am Freitag und Sonnabend Workshops zu Sprache, Umwelt bzw. sorbischen und weiteren internationalen Tänzen – angeleitet von Georgi Marinov, dem Gründer und Leiter der Dresdner Balkantanzgruppe Detelina – stattgefunden.
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Red. / Presseinformation