Vom 8. bis 13. November ist es wieder soweit! Das mittlerweile 32. FilmFestival Cottbus lädt in die Filmtheater der Stadt, darunter der Weltspiegel, die Kammerbühne, das Glad-House, Obenkino und das Raumflugplanetarium. In seinen vier Wettbewerben präsentiert das FFC dann insgesamt 50 Filme, die um die Gunst der Jury und die begehrten Preisen konkurrieren.
Wettbewerb Spielfilm
Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren 12 Filme aus 19 Produktionsländern um den mit 25.000 Euro dotieren Hauptpreis, gestiftet von der Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten (GWFF), den Spezialpreis für die beste Regie (7.500 Euro, Rundfunk Berlin-Brandenburg) und den Preis für eine herausragende schauspielerische Leistung (5.000 Euro, Sparkasse Spree-Neiße) mitsamt der begehrten Preisskulptur LUBINA (sorbisch: die Liebreizende).
Der Wettbewerb zeigt die kulturelle Vielfalt Osteuropas und beschreibt in diesem Jahr vor allem die Suche nach Identität von polnischen Jungpianisten im Hip-Hop-Look über eine serbische Frau mit drei Leben bis zu einem rumänischen Polizisten kurz vor dem Burnout – alle sind auf der Suche nach ihrer Rolle im Leben. In drei Filmen geht es um die direkten und indirekten Gewalterfahrungen von Diktatur und Krieg, von der ehemaligen Tschechoslowakei über das gegenwärtige Belarus bis in ein nicht näher definiertes Land, das zwar einen Krieg gewonnen hat, dessen physische und seelische Landschaften aber vollkommen versehrt sind.
11 Filme werden beim FFC erstmals in Deutschland gezeigt, Arsen Oremović Film THE HEAD OF A BIG FISH (Kroatien) feiert internationale Premiere.
Eröffnet wird das 32. FilmFestival Cottbus vom Wettbewerbsbeitrag LUXEMBOURG LUXEMBOURG des ukrainischen Regisseurs Antonio Lukich. Der Film handelt von Zwillingsbrüdern, auf der Suche nach sich selbst, als plötzlich eine Nachricht ihres verschollenen Vaters auftaucht. Der Film feierte bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig Weltpremiere.
Ebenfalls in Venedig premierte BREAD AND SALT (PL 2022), das Spielfilmdebüt von Damian Kocur, über kleinstädtische Cliquen-Dynamik zwischen Party, Aggression und Gruppenzwang. WOMAN ON THE ROOF (PL/FR/SE 2022), der aktuelle Film von Anna Jadowska, die beim FFC 2016 für „Wild Roses“ gleich vier Preise bekam, zeigt eine 60jährige, die sich mit einer kleinen Verzweiflungstat aus dem Netz ihrer kleinbürgerlichen Zwänge befreit. Das Familiendrama FOOLS (PL/DE 2022) von Tomasz Wasilewski ist ein ästhetisches Kunstwerk über die vielschichtigen Formen von Liebe und der dritte polnische Film im Wettbewerb Spielfilm.
In HAVE YOU SEEN THIS WOMAN (Dušan Zorić/Matija Gluščević, RS/HR 2022) droht sich die Protagonistin in den vielen Rollen zu verlieren, die ihr zugeschrieben werden – eine fragmentarische Infragestellung weiblicher Identitätszwänge. Alexandru Belc erzählt in METRONOM (RO/FR 2022) vom Erwachsenwerden unter den Augen der kommunistischen Geheimpolizei. In der komischen Tragödie MEN OF DEEDS (Paul Negoescu, RO 2022) geht es um einen rumänischen Dorfpolizisten kurz vor dem Burnout, der sich eigentlich nur noch in seinen Obstgarten zurückziehen will, als er plötzlich mit einem seltsamen Mordfall konfrontiert wird. SAFE PLACE (Juraj Lerotić, HR/SI 2022) beschreibt die verzweifelte Suche nach dem richtigen Verhalten, nachdem ein Familienmitglied versucht hat, sich umzubringen, ein Spielfilmdebüt, das unter die Haut geht. In Arsen Oremovićs Film THE HEAD OF A BIG FISH müssen zwei Brüder feststellen, dass sie sich durch Kriegstraumata und die unterschiedlichen Erfahrungen in den Jahren danach voneinander entfremdet haben.
Der estnische Film MINSK von Boris Guts ist ein wütender One-Take-Politthriller über eine Nacht in Minsk, nach der Präsidentschaftswahl im August 2021, bei dem der Betrachter zum Teilnehmer der Ereignisse wird. SERMON TO THE FISH (Hilal Baydarov, AZ/MX/CH/TR 2022), eine Geschichte über einen gewonnenen Krieg, aber kaum Überlebenden und einer zerstörten Landschaft und das Drama THE WORD von Beata Parkanová (CZ/SK 2022) zeigen, wie politischer Druck im Realsozialismus das Leben eines moralisch aufrechten Bürgers beeinflusst.
Die Internationale Festivaljury besteht in diesem Jahr aus Barbara Nemková, Drehbuchautorin aus der Slowakei, Sabine Gebetsroither, Co-Festivaldirektorin des Filmfestival Linz, Oana Giurgiu, Filmemacherin, Produzentin, Mitbegründerin und Co-Leiterin des Transilvanian Film Festival Cluj-Napoca, Kasem Hoxha, albanisch – deutscher Schauspielstar und Igor Soukmanov, Filmexperte, Publizist und Mitglied des Programmbeirats des Internationalen Filmfestivals von Odesa.
Wettbewerb Kurzfilm
Im Wettbewerb Kurzfilm konkurrieren in diesem Jahr elf Filme um den mit 2.500 Euro von der Druckzone dotierten Hauptpreis und den Spezialpreis für die beste Regie, der in Höhe von 1.500 Euro von Tiede+ vergeben wird.
Verkehrte Welt – von einem Butler, der zum Herren wird in SLAVE, über Irrungen und Wirrungen nach der Einführung des Fernsehers im Georgien der 50er Jahre in CAPSULE 1956 und einem erschöpften Geschäftsmann, der eines Mittags im Wald das Tier in sich entdeckt in PRIMAL THERAPY, bis hin zu einem skurrilen Dominoeffekt infolge eines mysteriösen Todes in THE INHERITANCE, der möglicherweise gar keiner ist, obwohl alle Beteiligten eigentlich ein Interesse daran hätten, dass es wirklich einer ist.
Die Jury des Wettbewerb Kurzfilm besteht aus Peter Hoferica, slowakischer Regisseur und Autor, Eugen Kelemen, rumänischer Produzent und Cutter und der polnischen Cutterin Beata Walentowska.
Wettbewerb Jugendfilm
Im U18 Wettbewerb Jugendfilm sind in diesem Jahr acht Filme vertreten, die sich alle Hoffnungen auf den mit 5.000 Euro von der Stadt Cottbus dotierten Preis für den besten Jugendfilm machen dürfen. Ob in heißblütigen Kämpfen mit dem Afghanistan-Veteranen als Ersatz-Papa oder in fetzigen Battle-Raps als stotternde Youtube-Sensation: Die Filme des diesjährigen Jugendfilmwettbewerbs erzählen eindrucksvoll von der wilden Identitätssuche Heranwachsender im Angesicht der sich rasant verändernden Welt des 21. Jahrhunderts.
Der Debütfilm 9TH STEP von Irma Pužauskaitė feiert beim 32.FFC seine Weltpremiere und erzählt die Geschichte eines ungewöhnlichen Trios aus Vater, Tochter und deren Freundin, die kurzerhand ihre Rollen tauschen und damit den Auftakt zu einer aufwühlenden Achterbahnfahrt der Gefühle einläuten. Internationale Premiere feiert ERHART (Jan Březina, CZ 2022), eine berührende Familiengeschichte über eine Vatersuche infolge einer Zwangsversteigerung des alten Kindheit-Heims. In CARBIDE von Josip Žuvan (HR/RS 2022) geht es um die explosive Freundschaft zweier Nachbarsjungen und auch der ukrainische Film ROCK.PAPER.GRENADE von Iryna Tsilyk erzählt eine ungewöhnliche Freundschaftsgeschichte zwischen dem unter PTBS leidenden Kriegsveteranen Felix und dem jungen Tymophiv. In LARRY (Szilárd Bernath, HU 2022) wird ein stotternder Schafshirte plötzlich zur viralen Rap-Sensation auf YouTube und in MAGDALENA (Filip Gieldon, PL 2021) kämpft sich eine stumme Mutter durch ihren prekären Alltag, zwischen ihrem Kind und ihrem Wunsch, als DJane durchzustarten. RIDERS (Dominik Mencej, SI 2021) entführt die Zuschauer im Stil von Dennis Hoppers Roadtrip-Kultklassiker „Easy Riders“ in den wilden Südosten und Orlin Milchev schildert in seinem Spielfilmdebüt THE ART OF FALLING sensibel das Schicksal eines jungen Mädchens, das im Angesicht massiven Mobbings mithilfe von Judo Selbstvertrauen bekommt und lernt, ihren eigenen Weg zu gehen.
Lausitzer Filmschau – Łužyska filmowa pśeglědka – Łužiska filmowa přehladk
Traditionell eröffnet die Lausitzer FilmSchau – Łužyska filmowa pśeglědka – Łužiska filmowa přehladk am 7. November die Festivalwoche des 32. FilmFestival Cottbus, in diesem Jahr bereits zum 20. Mal. Vom Klimaschutz über den Strukturwandel, von sorbischen Traditionen bis zur Moderne, von Alltagssorgen, Fantasien und Liebe – thematisch setzt die Lausitzer FilmSchau keine Grenzen. Insgesamt 19 Beiträge von Filmschaffenden aus der Nieder- und Oberlausitz werden im Filmtheater Weltspiegel gezeigt.
Über die Vergabe der Preise entscheidet eine Jury, bestehend aus Sophie Bock, Schauspielerin am Staatstheater Cottbus, Miriam Oeter, Umweltingenieurin an der BTU Cottbus-Senftenberg und Gregor Kliem, Kultur- und Musikredakteur im Sorbischen Programm des Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb).
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Red. / Presseinformation
Bild: FilmFestival Cottbus