Die aktuelle Krisenlage schlägt auch im Südbrandenburger Handwerk richtig zu. Die Zukunftsaussichten vieler Betriebe sind auf Talfahrt. Diese Bilanz zieht die Handwerkskammer Cottbus in ihrem Bericht zur Herbstkonjunktur. Fast die Hälfte der Betriebe, die sich an der Konjunktur der Handwerkskammer Cottbus beteiligt haben, rechnen in den kommenden Monaten mit schlechteren Geschäften. Das ist laut Handwerkskammer ein Tiefstwert. Die Probleme sieht die HWK weiterhin in fehlenden Lösungen für die extrem gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise. Hier fordert das Handwerk gezielte und vor allem unbürokratische Hilfen. So kommt die HWK zum Fazit: “Wenn die Politik nicht schnell handelt, ist der handwerkliche Mittelstand gefährdet. Fast die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass die momentane Lage für sie stark bedrohend bis existenzbedrohend ist.” Das sagte uns HWK-Präsident Corina Reifenstein bereits beim diesjährigen Tag des Meisters im kurzen Videotalk ->> Hier anschauen.
Die HWK teilte zum Konjunkturbericht mit:
Die Vorschläge zur Gaspreisbremse zielen zwar in die richtige Richtung, sie greifen aber viel zu spät. Somit gibt es außer viel Ankündigungen noch immer keine konkreten Lösungen für die exorbitant gestiegenen Preise für Energie, Benzin und Diesel, Rohstoffe, Material usw. Das verunsichert die Unternehmen zutiefst. Diese Unsicherheit drückt sich in den Konjunkturdaten aus. Betroffen sind nahezu alle Gewerke. War in den letzten Jahren das Bauhauptgewerbe auf der Überholspur, liegen die Einschätzungen nun unter den Werten der Vergangenheit.
Forderungen
1. Abfederung der Energiepreissteigerungen ohne weiteren zeitlichen Verzug.
2. Die Gaspreisbremse für kleine und mittlere Handwerksbetriebe muss – wie für die Industrie – schon im Januar kommen. Geht das nicht, müssen die Gas-Abschläge nicht nur für Dezember, sondern auch für Januar und Februar übernommen werden.
3. Zügige Umsetzung von unbürokratischen Förderprogrammen zu Energieeffizienzmaßnahmen in Unternehmen
4. Umsetzung der Preisgleitklauseln durch die Kommunen. Zudem müssen sie auch in Förderprogrammen von Land und Bund Einzug halten, da die meisten Vorhaben mit Fördermitteln gebaut werden.
Aktuelle Geschäftslage
Ein Viertel der Unternehmen ist mit seiner Geschäftslage unzufrieden. Besonders betroffen sind Unternehmen aus dem Nahrungsmittelhandwerk. Zudem schätzen Betriebe mit 50 Mitarbeitern ihre Situation deutlich schlechter ein als kleinere Firmen. Hier rechnet die Hälfte der Unternehmen mit einem Personalabbau im nächsten halben Jahr. Das wäre fatal, denn schon heute ist der Fachkräftemangel die größte Wachstumsbremse im Handwerk.
Erwartungen Geschäftsklima
Die Erwartungen für die kommenden Monate sind im Keller. Im Gesamthandwerk rechnet nur jeder zehnte Betrieb damit, dass sich die wirtschaftliche Lage verbessern wird. Im Vorjahreszeitraum waren es noch doppelt so viele. Schaut man in die einzelnen Gewerke, sieht die Lage noch dramatischer aus. So gehen drei Viertel der Bäcker und Fleischer von einer sich weiter verschlechternden Situation aus. Nicht ein einziger erwartet eine Aufhellung der Stimmung. Die Unternehmen glauben nicht, dass die Politik die Probleme in den Griff bekommt.
Umsatzentwicklung
Nur noch 25 Prozent der Betriebe berichten von wachsenden Umsätzen. Setzt man die deutlich gestiegenen Kosten in Relation, nimmt die Ertragskraft der Firmen ab. Während man bei großen Konzernen über eine Gewinnabschöpfung diskutiert, ist die bei kleineren und mittleren Unternehmen de facto schon Realität. Die Zukunftsprognosen sind ebenso deutlich eingetrübt. Knapp die Hälfte der Betriebe rechnet künftig mit sinkenden Umsatzzahlen. Ursache dafür sind Befürchtungen über wegbrechende Aufträge. Die Kaufkraft der Verbraucher nimmt ab.
Personal
Das wirkt sich auch auf die Belegschaft in den Unternehmen aus. So rechnen 35 Prozent der Bäckereien und Fleischereien damit, dass sie künftig mit weniger Personal auskommen müssen. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 14 Prozent. Gegenwärtig mussten ein Fünftel der Betriebe Personalverluste kompensieren. Die Zahl der neuen Auszubildenden zum Beispiel reicht nicht aus, um die Abgänge durch Rente zu kompensieren.
Verkaufspreise
76 Prozent der Unternehmen ist es gelungen, die gestiegenen Kosten zum Teil weiterzugeben. Das geht aber lange nicht 1:1, denn die Sorge, dass Kunden dann gar keine Aufträge mehr auslösen, weil sie selbst höhere Ausgaben in anderen Bereichen haben, ist groß. Gefährlich: Künftig gehen 34 Prozent (2021: 16,6 Prozent) der Unternehmen von sinkenden Erlösen aus. Bleiben die Kosten hoch, gefährdet dies die Liquidität.
Ergebnisse Sonderumfrage:
Um die Auswirkungen der Energiekrise auf das Handwerk einschätzen zu können, wurden im Zusammenhang mit der Konjunkturumfrage die Betriebe auch um diese Einschätzung gebeten. Danach sind die Energiekosten der befragten Unternehmen um fast 54 Prozent gestiegen. Doch das sind nicht die einzigen Kostensteigerungen, die Unternehmen verkraften müssen. Die größten Belastungen haben Betriebe seit Monaten bei den Preisen für Material sowie Benzin und Diesel.
Ausgewählte Ergebnisse:
Mehr als die Hälfte der Unternehmen haben gegenüber ihren aktuellen Strom- oder Gasverträgen Mehrkosten zu schultern. Im Durchschnitt betragen diese über 70 Prozent. Bei Gas sind die Kosten sogar doppelt so hoch wie vor der Krise. Während sich die gegenwärtigen Diskussionen auf die Energiekosten beschränken, sind die Materialpreise sowie die gestiegenen Preise für Benzin und Diesel ebenso Faktoren, die die Unternehmen nach eigener Aussage sehr stark belasten. Die Politik ist aufgerufen, insbesondere die Spritpreise schnell zu senken. Um das Thema ist es relativ ruhig geworden.
Fazit: Wenn die Politik nicht schnell handelt, ist der handwerkliche Mittelstand gefährdet. Fast die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass die momentane Lage für sie stark bedrohend bis existenzbedrohend ist.
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