Das neuartige Coronavirus (2019-nCoV) breitet sich von der chinesischen Millionenstadt Wuhan weltweit in immer mehr Länder mit hohem Reiseaufkommen von und nach China aus. „Brandenburg ist für den Ernstfall vorbereitet“, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher am Montag (27.01.) in Potsdam. „Bisher gibt es bestätigte Fälle unter anderem in den USA und Frankreich. Alle Betroffenen waren zuvor in Wuhan gewesen. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass infizierte Personen auch nach Deutschland einreisen. An den Flughäfen in Berlin und Brandenburg werden deshalb im Auftrag der Gesundheitsbehörden Reisende mit Plakaten über das richtige Verhalten bei Krankheitssymptomen informiert.“ Vom Flughafen Berlin-Schönefeld (Dahme-Spreewald) gibt es keine Direktflüge nach China. Am Dienstag wurde unterdessen der erste Fall in Deutschland bekannt, ein Mann aus Bayern ist infiziert.
Das Robert-Koch-Institut (RKI), die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und Prävention, schätzt zurzeit das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland als gering ein, betont aber, dass diese Einschätzung sich aufgrund neuer Erkenntnisse kurzfristig ändern kann.
Gesundheitsministerin Nonnemacher: „Die Weltgesundheitsorganisation, das Robert-Koch-Institut und auch die verschiedenen Gesundheitsministerien in Deutschland verfolgen das Geschehen sehr genau. Die WHO sieht noch keinen Grund, eine internationale Notlage auszurufen. Das Auswärtigen Amt hat empfohlen, nicht notwendige Reisen nach Wuhan zu verschieben.“
Bei einem Verdacht während eines Fluges oder am Flughafen würden umgehend die im Vorfeld für solche Situationen geplanten Abläufe gestartet und betroffene Personen sofort isoliert und sicher zu einem geeigneten Krankenhaus transportiert. „Mit dem Institut für Virologie und der Sonderisolierstation für hochansteckende Infektionserkrankungen an der Berliner Charité verfügt die Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg im Ernstfall über sehr gute Versorgungsmöglichkeiten. Es stehen molekularbiologische Schnellteste im Referenzlabor der Charité zur Verfügung. Sollten Reisende aus China sich aber erst Tage später zu Hause krank fühlen, sollten sie sich zuerst telefonisch bei ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt melden und unbedingt den Kontakt zu anderen Menschen so weit wie nur irgendwie möglich vermeiden. Die Hausärzte werden eine Vorstellung in einer geeigneten Notaufnahme mit notwendigen Isolationsräumen oder in den eigenen Praxisräumen getrennt von den üblichen Patientenströmen organisieren. Die Notaufnahmen und Rettungsdienste sind landesweit an allen Krankenhausstandorten informiert“, sagte Nonnemacher.
Die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH informiert in Tegel und Schönefeld mit Plakaten auf Deutsch, Englisch und Chinesisch Reisende über das neuartige Coronavirus. Da es von Tegel Direktflüge nach Peking gibt, werden dort Flugreisende zudem mit Handzetteln auf die Symptome hingewiesen und aufgefordert, die Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten: Bei Symptomen Kontakte zu anderen zu vermeiden und eine/n Arzt/Ärztin aufzusuchen. Bei Menschen, die bereits mit Symptomen aus der entsprechenden Region einreisen, wird empfohlen, sich direkt an das Flughafenpersonal zu wenden. Die auch für den Rettungsdienst zuständige Flughafenfeuerwehr ist für solche Situationen geschult.
Das RKI hat für medizinisches Personal den Umgang mit Verdachtsfällen genau definiert.
Beta-Coronavieren
Das Virus 2019-nCoV gehört zu den beta-Coronaviren. Gewöhnliche Coronaviren verursachen meistens milde Erkältungssymptome mit Husten und Schnupfen. Bestimmte Coronaviren wie beispielsweise das SARS-Virus können aber auch schwere Infektionen der unteren Atemwege verursachen und mit Lungenentzündungen einhergehen. Das neue Coronavirus hat bei einigen Erkrankten zu schwereren Verläufen mit tödlichem Ausgang geführt. Diese Patienten litten an zum Teil schweren Begleiterkrankungen.
Um die Ausbreitung respiratorisch übertragbarer Krankheiten zu vermeiden, sollten ganz besonders in Regionen mit Erkrankungsfällen durch das neuartige Coronavirus gute Händehygiene, Husten- und Nies-Etikette sowie Abstand zu Erkrankten gehalten werden. Diese Maßnahmen sind in Anbetracht der Grippewelle aber überall und jederzeit angeraten: regelmäßig Händewaschen, nicht in die Hand niesen, Abstand zu anderen Menschen halten und wenn möglich größere Menschengruppen meiden, auf Händeschütteln und Umarmungen verzichten, häufiges Lüften der Innenräume.
Weitere ausführliche und aktuelle Informationen sowie Antworten auf die häufigsten Fragen stellt das RKI im Internet zur Verfügung.
Erster Fall in Deutschland
Am Dienstag wurde der erste Fall in Deutschland bekannt. Bei einem Mann aus dem Kreis Landsberg wurde der Virus bestätigt. Der 33-jährige arbeitet für ein international tätiges Unternehmen und hat sich bei einem chinesischen Gast angesteckt. Er befindet sich im Klinikum München Schwabing und wird überwacht.