Jeder vierte BARMER-Versicherte in Brandenburg nimmt regelmäßig mindestens fünf Arzneimittel gleichzeitig ein und trägt somit ein erhöhtes Risiko für Neben- und Wechselwirkungen. Hochgerechnet auf die Brandenburger Gesamtbevölkerung betrifft das rund 620.000 Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt der Arzneimittelreport 2018 der BARMER.
„Wer mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnimmt und bei mehreren Ärzten in Behandlung ist, sollte seinen Hausarzt über alle Verordnungen informieren, auch über die Medikamente, die selber rezeptfrei in der Apotheke besorgt werden,“ sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der BARMER Berlin/Brandenburg. Dieser könne eine Risikoeinschätzung vornehmen.
Multimorbide Patienten tragen hohes Risiko für Polypharmazie
Nimmt ein Patient mehr als fünf Wirkstoffe gleichzeitig ein, spricht man von Polypharmazie. Vor allem chronisch kranke und multimorbide Menschen betrifft dies. In Brandenburg sind dies unter den 65- bis 79-jährigen BARMER-Versicherten 55 Prozent, bei den über 80-Jährigen 74 Prozent. An einer Reihe von Beispielen weist der Arzneimittelreport nach, dass es trotz bekannter Vorerkrankungen oder Neben- und Wechselwirkungen zu risikoreichen Medikationen kommt. „Fast ein Viertel unserer 12.000 Versicherten mit Herzinsuffizienz erhalten Verordnungen für schmerz- und entzündungshemmende Wirkstoffe, obwohl diese die Symptome einer Herzschwäche verstärken können“, nennt Leyh als Beispiel.
Hausärzten fehlen häufig Informationen ihrer Kollegen
„Bei multimorbiden Patienten bleibt Ärzten oft nichts Anderes übrig, als Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen“, so Leyh. Wenn Patienten bei mehreren Ärzten in Behandlung sind, sei es für den Hausarzt kaum möglich, den Überblick zu behalten. Laut Arzneimittelreport erhalten 38 Prozent der BARMER-Versicherten in Brandenburg ihre Verschreibungen von mindestens vier Ärzten. Als Lösungsansatz erprobt die BARMER derzeit eine Software, die Hausärzte über die Gesamtmedikation ihrer Patienten laufend informiert.
pm/red