Wer besonders düster gestylten Menschen auf der Straße begegnet, der weiß in der Regel: Das sind Personen aus der Gothic-Szene. Häufig handelt es sich bei den auffälligen Erscheinungen um Jugendliche, seltener um Erwachsene. Doch das könnte sich bald wieder ändern, denn Gothic liegt derzeit im Trend. Besonders in Sachen Mode dominieren die Attribute dunkel und auffällig. Aber woher kommt diese Art sich zu kleiden und zu stylen ursprünglich?
Gothic – Bedeutung und Herkunft
Gothic bezeichnet eine Subkultur, welche bereits in den 80er Jahren aus dem Umfeld des Punks hervorging. Genau genommen setzt sich Gothic aus mehreren Splitterkulturen zusammen, die voranging aus dem Bereich der schwarzen Szene stammen. Die Kombination aus Gothic Rock, einer besonders düsteren Musikrichtung, und der speziellen Faszination für die Themengebiete rund um Tod und Vergänglichkeit zeichnet Produkte aus einem Gothic Shop aus. Vor allem Bücher und Filme prägten die Kultur der Gothic-Anhänger und trugen maßgeblich zum äußeren Erscheinungsbild der “Goths” bei.
Das Styling der Gothic-Anhänger ist nicht einfach nur düster
Das in der Szene übliche Styling ist ausschlaggebend dafür, dass sich die Anhänger sowohl untereinander erkennen, als auch gegen ihr Umfeld abgrenzen können. Generell werden dunkle Farben bevorzugt – diese findet man in einem Gothic-Shop fast ausschließlich. Zum einen drückt die düstere Farbe die Ernsthaftigkeit der Szene aus. Sie steht außerdem für Trauer, innere Leere und Melancholie. Es ist natürlich kein Zufall, dass schwarze Kleidung auch als Trauerkleidung gilt. Bei den Accessoires werden aber auch andere Farben mit Schwarz kombiniert. Vor allem Violett, Rot und sogar Weiß dienen als Farbtupfer und zur Akzentuierung einzelner Details. In einem Gothic-Shop finden sich mitunter sogar bunte Blumen.
Nicht nur die speziellen Farben, sondern auch die Materialien und Schnitte der Kleidung sind im Bereich des Gothics stark angelehnt an den Punk. Sowohl Frauen als auch Männer tragen gerne Strumpfhosen und Netzhemden aus einem Gothic-Shop. Diese werden entweder mit Nieten verziert oder mit Rissen bzw. Löcher zum Unikat “designed”. Auch dieses Detail ist dazu gedacht, den Horror, das Schreckliche und das Interesse an Vergänglichkeit auszudrücken.
Einzelne Elemente eines typischen Gothic-Outfits können auch aus der Renaissance bzw. aus dem viktorianischen Zeitalter stammen. Diese Stilrichtungen dominieren die Kleidung in einem Gothic-Shop. Auch der Jugendstil findet entweder im originalen Design oder als abgewandelte Form Verwendung. Elemente aus verschiedenen Epochen werden auch miteinander kombiniert.
Auffällige Merkmale um Zugehörigkeit auszudrücken
Damit Außenstehende auf Anhieb erkennen, dass eine Person der Goth-Szene angehört, scheuen die Anhänger keine Mühen, um das über markante Äußerlichkeiten aus einem Gothic-Shop auszudrücken. Nicht nur die Kleidung spielt hierbei eine tragende Rolle, sondern auch gruselige Make-ups. Die “Leichenblässe” wird durch weiße Schminke aus dem Gothic-Shop erreicht. Hervorgehoben wird das ungesunde Aussehen außerdem durch dunkel geschminkte Augen, blasse Lippen und schwarz lackierte sowie überlange Fingernägel. Künstliche Nägel kann man auch im Gothic-Shop erwerben.
Ausgefallene Frisuren tragen ihren Teil zur Gothic-Optik bei. Neben ausrasierten Stellen, gekreppten Haaren und einzeln bunt gefärbten Strähnen gehört dazu auch der sogenannte Irokesenschnitt. Bei diesem Schnitt werden links und rechts des Scheitels Haare abrasiert. Die mittlere Partie wird anschließend mit der Hilfe von Stylingprodukten nach oben frisiert. Frauen toupiren ihre Haarpracht außerdem häufig nach oben, um den viktorianischen Stil aufzugreifen.
Natürlich gehört auch auffälliger Schmuck zur Szene. Besonders beliebt: okkulte sowie religiöse Symbole, wie zum Beispiel Kreuze in Form von Ketten oder großen Fingerringen. Als Material wird ausschließlich silberfarbenes Metall verwendet, Gold sieht man praktisch nie. Piercings sind in der Szene recht verbreitet, gerne in Form von Sicherheitsnadeln, Kugeln oder Stäben.
Gothic liegt aktuell voll im Trend
Dunkle Kleidung, düsteres Make-up und schwerer Silberschmuck ist nicht nur bei Anhängern der Szene ausgesprochen beliebt. Aktuell zeigen sich zahlreiche Prominente und Menschen aus der Modebranche in ganz ähnlichen Outfits. Dabei dürfte es allerdings weniger um das Ausdrücken einer inneren Haltung oder das Symbolisieren einer Gruppenzugehörigkeit gehen, als vielmehr um eine Modeerscheinung. Barocke Details und voluminöse Frisuren sind gerade auf dem roten Teppich der Hingucker schlechthin. Doch auch auf der Straße wird man bald wieder mehr Morbides sehen als Liebliches. Der Wechsel hin zur dunklen Jahreszeit kommt für diesen Trend wie gerufen.
Es könnte natürlich auch sein, dass zahlreiche negative Pressemeldungen und Hiobsbotschaften aus der ganzen Welt die allgemeine Stimmung drückt. In diesem Fall drückt der Hang zum Gothic-Look vielleicht auch ganz einfach den Pessimismus in unserer Gesellschaft aus – leider nicht ganz auszuschließen.