Ein Vierteljahrhundert Opferschutz, ein Vierteljahrhundert zivilgesellschaftliches Engagement: Sein 25-jähriges Bestehen begeht der Landesverband des WEISSEN RINGS in Brandenburg am Samstag, dem 30. Juni 2018, im Seehotel in Zeuthen bei Berlin. Zu den Feierlichkeiten wird neben vielen Netzwerkpartnern und Gästen aus Gesellschaft und Politik auch der Innenminister des Landes Brandenburg, Karl-Heinz Schröter, erwartet.
Der WEISSE RING in Brandenburg ist seit 1993 Mitglied der größten, einzigen und bundesweit flächendeckend arbeitenden Opferschutzorganisation in der Bundesrepublik und genießt landesweit hohes Ansehen. Die mehr als 150 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in 18 Außenstellen organisiert, bestens ausgebildet und arbeiten auf der Grundlage verbindlicher Standards. Jährlich bietet der WEISSE RING in Brandenburg gut 1.200 Unterstützungsleistungen an und hilft Opfern von Kriminalität und Gewalt mit mehr als 100.000 Euro bei der Überbrückung von akuten Notlagen.
Der Landesvorsitzende Jürgen Lüth, ehemaliger Polizeipräsident von Cottbus, wird zum Jubiläum auch die Bundesvorsitzende des Vereins, die ehemalige Justizministerin des Landes Nordrhein-Westfalen Roswitha Müller-Piepenkötter, und ihren Stellvertreter Jörg Ziercke, ehemals Präsident des Bundeskriminalamts, in Zeuthen begrüßen können. Weiterhin werden die Leiter aller 18 Außenstellen sowie die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesverbands erwartet.
Wie essentiell schnelle und professionalisierte Hilfe für Opfer von Kriminalität ist, wird Richard Oetker bei seinem mit Spannung erwarteten Festvortrag verdeutlichen. Oetker, Spross einer bekannten Unternehmerfamilie und einer der prominentesten Fürsprecher des WEISSEN RINGS, wurde selbst als junger Student 1976 Opfer einer Entführung. Vor dem Hintergrund seines eigenen traumatischen Erlebnisses hat es sich Oetker seitdem zur Aufgabe gemacht, Menschen für die schwierige Situation von Kriminalitätsopfern zu sensibilisieren. So ist der Bielefelder auch langjähriges Mitglied des Bundesvorstands des WEISSEN RINGS. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von der Combo des Landespolizeiorchesters Brandenburg.
Lüth erinnert an die schwierigen Anfänge im provisorischen Regionalbüro beim Zentraldienst für Technik und Beschaffung der Polizei in Potsdam, das am 16. Dezember 1992 eröffnet wurde. Zum ersten Regionalbeauftragten wurde am 23. Januar 1993 Jörg Kramer von der Landespolizei gewählt. Der damalige Ministerpräsident des Landes Brandenburgs, Dr. Manfred Stolpe, hatte bereits im Jahre 1993 die Arbeit des WEISSEN RINGS als einen Meilenstein in der Opferarbeit bezeichnet. 2018, also 25 Jahre später, würdigte Stolpe anlässlich des Jubiläums die Leistungen der ehrenamtlichen Mitarbeiter und die zivilgesellschaftliche Initiative des WEISSEN RINGS erneut.
Als besonders beängstigend bezeichnet Lüth die zunehmende Gewalt an Schulen und die starken Zuwächse im Bereich der Computerkriminalität. Hier sei dringender Aufklärungsbedarf vorhanden, was auch beim Tag der Kriminalitätsopfer am 22. März 2018 in Eberswalde deutlich geworden sei. Der Landesvorsitzende wünscht sich dabei eine stärkere Vernetzung zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft und WEISSEM RING. „Alleingänge sind wenig hilfreich“, betont Lüth. Zudem fordert der Landesvorsitzende die Zulassung von Opferanwälten und hofft, dass die Bundesregierung bei einer möglichen Novellierung des Opferentschädigungsgesetzes aus dem Jahre 1976 die dort verbrieften Opferrechte nicht beschneidet. Darüber hinaus wäre Lüth zufolge eine stärkere Anwendung des Täter-Opfer-Ausgleiches ein geeignetes Mittel, um das Rechtsbewusstsein zu stärken.
Den Prozess der Opferwerdung einzugrenzen, ist für den WEISSEN RING eine vordergründige Aufgabe. So verweist Lüth auf das neu gebildete Präventionsteam des WEISSEN RINGS in Brandenburg und auf das Projekt „Zivilcourage“. Letzteres wurde mit Unterstützung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in der Außenstelle Dahme-Spreewald und das Projekt „Gewalt und Cybermobbing“ der Außenstelle Potsdam-Mittelmark mit Unterstützung des Landespräventionsrates erfolgreich umgesetzt.
Prinzipielle Unterstützung erfahren die ehrenamtlichen Mitarbeiter durch die beiden Botschafter des WEISSEN RINGS in Brandenburg: Schauspieler Steffen Schroeder (Soko Leipzig) und Uwe Madel, Moderator des rbb, der u. a. durch seine Sendung „Täter-Opfer-Polizei“ bekannt ist. Zu den ersten Botschaftern des WEISSEN RINGS in Brandenburg zählten Prinz Ferdinand von Preußen, die Polizeipräsidenten und Leiter von Behörden und Einrichtungen des Landes Brandenburg.
Beispiele für Opferfälle, bei denen der WEISSE RING in Brandenburg geholfen hat:
- Ulrike B. (15), Eberswalde/Finow, wurde am 22.Januar 2001 entführt und ermordet.
- Steffen M. (44), Lauchhammer, wurde am 23. November 2009 in seiner Garage erschlagen.
- Alyssa B. (14), Eichwalde, wurde am 18.November 2013 mit 79 Messerstichen ermordet.
- Opfer des Terroranschlages am 19. Dezember 2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, die bis heute betreut werden.
Bild: Jürgen Lüth, Roswitha Müller-Piepenkötter und Jörg Ziercke (v.l.n.r.); Foto: Staatskanzlei
pm/red