Am Mittwoch waren über 1.800 Beschäftigte aus 20 Betrieben im Warnstreik. IG Metall hält befristete Arbeitsniederlegung aufrecht.
Die IG Metall hat in ihren beiden Tarifgebieten in Berlin-Brandenburg und Sachsen erneut die Beschäftigten zu Warnstreiks aufgerufen. Am Mittwoch traten rund 1.800 Beschäftigte aus 20 Betrieben in den kurzzeitigen Ausstand, um den Forderungen nach 5,5 Prozent höheren Einkommen, verbesserter Altersteilzeit sowie einer neuen Bildungsteilzeit Nachdruck zu verleihen.
In Finsterwalde zogen 300 Beschäftigte zur gemeinsamen Kundgebung um 13 Uhr in die Innenstadt. Die Teilnehmer kamen von Formteil- & Schraubenwerk, Kjellberg-Gruppe sowie von voestalpine Wire Germany aus Finsterwalde. Der IG Metall Bevollmächtigte für Südbrandenburg betonte den mehrfachen Nutzen für die Bürger der Region, wenn durch Tarifabschlüsse höhere soziale Standards verankert, mehr Lohnsteuer gezahlt, und die regionale Nachfrage angekurbelt wird. Zu berücksichtigen ist auch, dass die aktuelle Rentenhöhe von der Bruttoentgeltentwicklung abhängt. Steigen die Löhne, so steigen auch die Renten. Dies ist 25 Jahre nach der Wende, besonders wegen der immer noch bestehenden Unterschiede beim Durchschnittsbeschäftigten von ca. 5.000 Euro Bruttojahresverdienst, ein Handlungsauftrag an die Gewerkschaften zur weiteren Angleichung der Arbeits- und Lebenswirklichkeiten. In seinem Plädoyer für mehr Betriebe mit Tarifbindung appellierte er an die Beschäftigten ihre Rechte offensiver selbst in die Hand zu nehmen, sich mit Gleichgesinnten zu verbünden und sich nicht fremd bestimmen zu lassen.
IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel forderte die Arbeitgeber auf, sich den Anforderungen der Beschäftigten zu stellen und nicht in Verhaltensmuster der Vergangenheit zu verfallen. So sei völlig unverständlich, wenn die Arbeitgeber einen Fachkräftemangel beklagen, jedoch selbst nicht genug in die Weiterbildung investieren wollen. »Die Arbeitgeber bestehen auf dem “Herr-im-Haus-Standpunkt”, ob und wer und wann weitergebildet wird. Zwar kommen die Arbeitgeber beim Qualifizierungsdefizit zum gleichen Befund wie wir, doch anstatt ihre nachweislich fehlgeschlagene Therapie aus dem vorigen Jahrhundert zu ersetzten erhöhen sie die Dosis nach Gutsherrenart«, so Höbel.
Für die IG Metall bieten die Arbeitgeber bisher nur Provokation. »Das Angebot von 2,2 Prozent wird weder der guten konjunkturellen Situation noch der guten Leistung der Belegschaften in der Metall- und Elektroindustrie gerecht. Wir verlangen für alle drei Forderungen akzeptable Lösungen noch im Februar. Wir werden die Arbeitgeber mit weiteren Warnstreiks davon überzeugen«, sagte Olivier Höbel, IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer.
Quelle: IG Metall Cottbus
Foto: Dieter Babbe