Die Arbeitsmarktsituation hat sich in Brandenburg weiter verbessert. So erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten zwischen 2012 und 2013 um 2 Prozent auf 937.000. Zugleich entspannten sich die Probleme bei der Besetzung von Fachkraftstellen leicht: 10.000 Stellen konnten kurzfristig nicht besetzt werden; 2012 waren es noch 13.000. Das geht aus dem Betriebspanel 2013 hervor, das Arbeitsminister Günter Baaske heute in Potsdam vorstellte. Dafür wurden 1.016 märkische Betriebe von Juli bis Oktober 2013 durch TNS Infratest Sozialforschung befragt. Die Daten wertete das Institut für sozialökonomische Strukturanalysen (SÖSTRA) unter Leitung von Dr. Vera Dahms aus.
Günter Baaske: „Es ist sehr gut, dass die Zahl der Beschäftigten weiterhin zunimmt und die Besetzungsprobleme der Betriebe etwas abgenommen haben.“ Die Nichtbesetzungsquote ist von 24 Prozent in 2012 auf 20 Prozent gesunken.
Vera Dahms: „Entscheidend für die gute Arbeitsmarktsituation war eine hohe Binnennachfrage und eine wieder gestiegene Investitionsbereitschaft märkischer Betriebe. Damit verbunden waren kräftige Beschäftigungseffekte. Um den hiermit bestehenden Fachkräftebedarf zu decken, setzen die Betriebe weiterhin auf Weiterbildung ihrer Beschäftigten wie auch auf betriebliche Ausbildung.“
Als problematisch erachtet Baaske den unverändert hohen Anteil atypischer Beschäftigung (38 Prozent) mit Teilzeit, Midi- und Minijobs. Baaske: „In einigen Lebenssituationen können das passgenaue Arbeitsplätze sein. Aber viele Teilzeitbeschäftigte wollen länger arbeiten. Auch im Interesse der eigenen Fachkräftesicherung sollten die Betriebe entsprechende Angebote machen.“
Zur Fachkräftesicherung bietet Brandenburg aus ESF-Mitteln eine Förderkette:
– 6 regionale Fachkräftebüros beraten zur Fachkräftesicherung.
– Das Fachkräfteportal bietet einen kostenlosen Stellen- und Ausbildungsplatzpool über http://www.fachkraefteportal-brandenburg.de.
– Das BB-Stipendium zur Bindung von hochqualifiziertem Nachwuchs.
– Innovationsassistenz: Lohnkostenzuschuss für junge Meister, Techniker und Hochschulabsolventen oder für die Betriebsnachfolge.
– Betriebliche Aus- und Weiterbildung: Kleinere Betriebe werden durch die Verbundausbildung sowie bei der betrieblichen Weiterbildung unterstützt. Für die individuelle berufliche Weiterbildung gibt es den Bildungsscheck.
Durch den künftigen Mindestlohn sieht Baaske keine Gefahr für den Arbeitsmarkt: „Wir haben dafür jahrelang gekämpft. Er wird den Arbeitsmarkt stabilisieren; Betriebe mit Billiglöhnen kommen nicht mehr durch. Die Übergangslösungen über bundesweite allgemeinverbindliche Tarifverträge bis Ende 2017 halte ich für vernünftig. Ich freue mich, dass allein die Ankündigung des gesetzlichen Mindestlohns zu neuen Tarifverträgen führte.“
Nach Berechnungen des Institutes für Arbeit und Qualifizierung der Universität Duisburg/Essen (IAQ) werden von allen abhängig Beschäftigten, also einschließlich Teilzeit, in Brandenburg etwa 355.000 Personen vom 8,50 Euro-Mindestlohn profitieren, also rund ein Drittel (Westdeutschland: etwa 17 Prozent). Im Niedriglohnsektor arbeiten vor allem Frauen. Ihr Anteil ist fast doppelt so hoch wie der von Männern.
Baaske: „Deshalb ist der Mindestlohn vor allem für Frauen gut. Viele von ihnen müssen künftig nicht mehr zum Amt, um mit großem bürokratischen Aufwand ihr ´Aufstocker-Geld` zu beantragen. Aber wir sollten nicht vergessen: mit 8,50 Euro lassen sich noch keine großen Sprünge machen. Das ist wirklich ein Minimum. Die 8,50 Euro entsprechen ungefähr der Hälfte des Durchschnittslohns in Deutschland und liegen nur ganz knapp oberhalb der Armutsschwelle.“
Tarifverträge und Mitbestimmung sind für ihn die Grundlage für gute Arbeitsbedingungen. Baaske: „Sie ermöglichen die Gestaltung von guten Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen, leisten damit auch einen Beitrag zur Attraktivität von Arbeitsplätzen und zur Sicherung von Fachkräften. In Brandenburg gibt es seit 2011 den Sozialpartnerdialog; seit Ende 2013 fördern wir mit der Sozialpartnerrichtlinie die Verbesserung der Arbeitsorganisation durch Beratungsprojekte und Erfahrungsaustausche der Sozialpartner.“
Beschäftigung:
- Seit 2005 positiv auf 937.000 Beschäftigte in 2013 (plus 11 Prozent), zu 2012 Zunahme um 2 Prozent
- 2013 waren 100.000 Beschäftigte mehr tätig als 2005. Hauptsächlich Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, darunter Vollzeit mit etwa 15.000 und Teilzeit mit etwa 70.000 Beschäftigten. Rückgang bei Beamten um etwa 10.000 Stellen.
- Gegenüber 2012 höchster Zuwachs in personenbezogenen Dienstleistungen, darunter Hotel- und Gaststättengewerbe. Im Bereich Handel und Reparatur Zuwachs bei 4 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe bei 1 Prozent. Stagnation im Gesundheits- und Sozialwesen.
- Befristete Beschäftigung: Insgesamt 90.000 (10 Prozent aller Beschäftigten). Fast jede zweite Neueinstellung befristet; wovon nur 27 Prozent in unbefristete Beschäftigung übernommen wurden (OD 32 Prozent, WD 38 Prozent).
- Mit der günstigen Entwicklung sind die Kündigungen durch Beschäftigte seit 2005 deutlich gestiegen. Sie haben sich mit 28 Prozent an allen Personalabgängen im Jahr 2013 gegenüber 2005 (10 Prozent) fast verdreifacht. Kündigungen durch Arbeitgeber bei 29 Prozent und 20 Prozent aller Abgänge durch Auslaufen von Verträgen. 8 Prozent der Personalabgänge entfallen auf einen Renteneintritt.
Fachkräftesicherung
- Nachfrage gegenüber 2012 etwas entspannt. Im ersten Halbjahr 2013 gab es 51.000 angebotene Fachkräftestellen (2012: 54.000).
- Abgeschwächte Besetzungsprobleme im Vorjahresvergleich (10.000 nicht besetzte Fachkräftestellen im 1. Halbjahr 2013 (2012: 13.000), Nichtbesetzungsquote mit 20 Prozent im 1. Halbjahr 2013 deutlich geringer als 2012 (24 Prozent).
- Weiterhin vor allem Kleinstbetriebe bis 9 Beschäftigten mit Problemen bei der Fachkräftegewinnung (Nichtbesetzungsquote 35 Prozent).
- Besondere Schwierigkeiten bei der Besetzung der Stellen für Hochqualifizierte (Hochschulabschluss) mit Nichtbesetzungsquote von durchschnittlich 38 Prozent (bis 9 Beschäftigten: 63 Prozent; 10 bis 49 Beschäftigte: 73 Prozent). Erst ab 50 Beschäftigte nehmen die Probleme deutlich ab.
- Ein Drittel der Betriebe geht Kompromisse bei der Stellenbesetzung ein. Manche reduzieren ihre Ansprüche an die fachliche Qualifikation. Betriebe erhöhen den Einarbeitungsaufwand und führen Weiterbildungsmaßnahmen durch.
Ausbildung
- Von allen Betrieben war 2013 mehr als jeder zweite ausbildungsberechtigt (56 Prozent). Von ihnen bildeten 39 Prozent aus (Vorjahr: 38 Prozent; Vergleich OD: 42 Prozent; WD: 53 Prozent). Damit ist die rückläufige Ausbildungsbeteiligung auf niedrigem Niveau gestoppt!
- Allerdings weiter zunehmende Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen: In 65 Prozent der Betriebe blieben Lehrstellen unbesetzt (2012: 51 Prozent); 46 Prozent aller angebotenen Lehrstellen blieben unbesetzt (2013: 36 Prozent). Wiederum kleinere Betriebe besonders betroffen.
- (Mehr) Chancen von Jugendlichen mit schlechten schulischen Leistungen: 70 Prozent aller ausbildungsberechtigten Betriebe räumen Bewerbenden mit weniger guten schulischen Leistungen Ausbildungschancen ein. Jedoch haben Jugendliche ohne Schulabschluss kaum Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Nur 23 Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe waren dazu bereit.
- Wichtige Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz für Jugendliche mit schlechten schulischen Leistungen bzw. ohne Schulabschluss sind erfolgreich absolvierte Betriebspraktika oder guter Bewerbungseindruck. Öffentliche Förderung spielt dagegen kaum eine Rolle.
- Wachsender Fachkräftebedarf bewirkt weiterhin unverändert hohe Übernahmequote: 62 Prozent aller Absolventen wurden 2013 (wie auch 2012) von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen (OD: 63 Prozent, WD: 67 Prozent).
- Brandenburg fördert mit verschiedenen Ansätzen den Übergang von der Schule in den Beruf, auch um die Besetzung der betrieblichen Ausbildungsplätze zu verbessern und somit die Zahl der unversorgten Bewerber zu mindern: Netzwerk „Türöffner: Zukunft Beruf“; Regionale Arbeitskreise Schule-Wirtschaft; Initiative Oberschule (IOS); Programm zur qualifizierten Ausbildung im Verbundsystem (PAV)
Weiterbildung:
- Anteil weiterbildender Betriebe mit 52 Prozent etwas geringer als im Vorjahr (55 Prozent), aber nach wie vor über OD (50 Prozent) und auf dem Niveau von WD (52 Prozent).
- Beteiligung der Beschäftigten (Weiterbildungsquote) mit 34 Prozent wie 2012; Quote besonders hoch im Gesundheits- und Sozialwesen (52 Prozent), besonders niedrig im Baugewerbe (20 Prozent).
- Weiterbildungsbeteiligung hängt von der Qualifikation der Beschäftigten ab: 26 Prozent der der Un- und Angelernten, 38 Prozent der Beschäftigten mit Berufsabschluss und 46 Prozent aller Hochqualifizierten bildeten sich weiter. Aber Anstieg der Weiterbildungsquote seit 2007 war bei den An- und Ungelernten am höchsten: Von 15 Prozent in 2007 auf 26 Prozent in 2013.
Entlohnung:
- Monatlicher Bruttodurchschnittslohn ist gegenüber 2012 ganz leicht gestiegen; im Juni 2013 lag er bei 1.980 € (über alle Branchen).
- Angleichungsquote zu WD unverändert bei 81 Prozent bzw. nach Vollzeitäquivalent (VZÄ) nur 76 Prozent.
Quelle: Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg