Nachdem es in den vergangenen Tagen zum vermehrten Fischsterben entlang der gesamten Oder kam (wie berichtet), werden die toten Tiere jetzt bei Frankfurt (Oder) nach und nach von verschiedenen Hilfskräften und Privatpersonen eingesammelt. Das hat Oberbürgermeister René Wilke veranlasst, da derzeit nicht ausgeschlossen ist, dass die toten Tiere eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen könnten. Die Tierkadaver werden von Wasser- und Landseite eingesammelt, in Spezialbehälter verbracht und zu einer Verbrennungsanlage des Landesumweltamtes gebracht. Zudem fordert der umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Wolfgang Roick von der polnischen Regierung fundierte Informationen und Ergebnisse. Zudem muss laut Roick geprüft werden, ob Teile der Oder beziehungsweise das Haff und die Ostsee geschützt werden können.
Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Wolfgang Roick äußerte sich wie folgt:
„Ich fordere sofortige Aufklärung, wie es zu diesem massiven Fischsterben kommen konnte. Ich erwarte mit von der polnischen Regierung dazu fundierte Informationen und Ergebnisse. Wir wissen nur aus den Medien, dass wahrscheinlich größere Mengen an Lösungsmitteln auf polnischer Seite in die Oder gelangt sind, die zu diesem Sterben geführt haben.
Es muss geprüft werden, ob Teile der Oder beziehungsweise das Haff und die Ostsee geschützt werden können. Wir brauchen dringend eines Notfallplan und dessen Umsetzung auf Bundesebene.“
Tote Fische in und an der Oder werden jetzt eingesammelt
Am Dienstag, 9. August 2022 tauchten Hunderte toter Fische in und an der Oder auf Höhe des Stadtgebietes von Frankfurt (Oder) und seines Umlandes auf. Über die Ursachen besteht bis jetzt keine vollständige Klarheit, da Laborergebnisse der vom Landesumweltamt entnommenen Proben bis heute nicht vorliegen.
Das hat zur Folge, dass die toten Fische bislang unangetastet im Wasser und in Ufernähe an Land liegen. Da mangels Belegen für die Todesursache nicht auszuschließen ist, dass die Kadaver eine Gefahr für Menschen und Tiere darstellen, hat Oberbürgermeister René Wilke nun entschieden, heute, am Donnerstag, 11. August 2022 mit der Beräumung zu beginnen.
In einer koordinierten Aktion von Kräften unter anderem der Wasserwacht, der städtischen Feuerwehr und Katastrophenschutzeinheiten, des THW, verschiedener Ämter der Stadtverwaltung sowie von Vereinen und Anglerverbänden werden die Tierkadaver nun von Wasser- und Landseite eingesammelt, in Spezialbehälter verbracht und zu einer Verbrennungsanlage des Landesumweltamtes gebracht.
Viele Privatpersonen haben seit dem vergangenen Dienstag gegenüber der Stadtverwaltung darüber informiert, dass sie bei der Beräumung gern helfen würden. Möglich ist das ausschließlich für diejenigen, die über die entsprechende Ausrüstung verfügen und im Umgang damit geübt sind. Zu einer solchen Ausrüstung gehören eine Wathose und Spezialhandschuhe sowie ein ausreichend großer Kescher. Wer diese Voraussetzungen erfüllt, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 0335 565 3744 zu melden, um innerhalb der Bergungsteams eingesetzt zu werden. Personen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, werden gebeten, sich heute und morgen, am Freitag, 12. August 2022 nach Möglichkeit von der Oder fernzuhalten, um eine Behinderung der Arbeiten zu vermeiden.
Oberbürgermeister René Wilke: „Mein großer Dank gilt den hier zum Einsatz kommenden professionellen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die einmal mehr alles stehen und liegen lassen und kurzfristig einspringen, um den Schaden zu mindern. Mit dieser Maßnahme entzieht sich die Stadt Frankfurt (Oder) den geregelten Abläufen. Denn es gibt präzise Pläne und Verantwortlichkeiten für derartige Fälle, die offenkundig versagt haben. Nach unserer Kenntnis gab es weder eine rechtzeitige Meldung und Information von polnischer Seite an die deutsche, noch hat der Bund als Eigentümer dieser Wasserstraße bislang aktiv Verantwortung übernommen. Und auch die Strukturen der Behörden auf Landesebene haben es in diesem Fall nicht geschafft, den entstandenen Problemen in einer angemessenen Frist zu begegnen. Heute und morgen beseitigen wir die toten Fische. Danach wird die Stadt Frankfurt (Oder) deutlich um Antworten bitten. Wir wollen wissen, was passiert ist und warum, wie es passieren konnte und wie es für die Zukunft ausgeschlossen wird. Um es deutlich zu sagen: Die Stadt Frankfurt (Oder) und ihr Umland und damit Hunderttausende von Menschen sind hier im Stich gelassen worden. In meinen Augen handelt es sich um Staatsversagen, das nicht ohne Folgen bleiben kann.“
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Red. / Presseinfo