Aktuell ist entlang der gesamten Oder ein enormes Fischsterben zu beobachten. Die zuständigen Behörden auf deutscher und polnischer Seite untersuchen derzeit die Hintergründe. Wie das Brandenburger Umweltministerium mitteilte, hat das Umweltressort die polnischen Behörden um Aufklärung gebeten und zur Aktivierung der üblichen Meldeketten aufgefordert. Außerdem wurde die Alte Oder von der Haupt-Oder abgetrennt. Die koordinierte Sammlung und fachgerechte Entsorgung der Kadaver wird vorbereitet. Die Bevölkerung wird gebeten, nicht selbstständig aus der Oder bzw. dem Uferbereich tote Fische zu sammeln. Die Ursache für die Vergiftung liegt möglicherweise im polnischen Opole (ca. 380 Kilometer von Frankfurt/Oder), wo mittlerweile Anzeige gegen Unbekannt gestellt wurde und die Staatsanwaltschaft ermittelt. Nun gibt es Warnungen entlang der deutschen Landkreise in Brandenburg, den Fisch nicht zu essen und den Kontakt mit der Oder für Menschen und Tiere zu vermeiden.
Tote Biber gefunden
Zusätzlich zu den vielen toten Fischen unterschiedlicher Art, wurden nun auch tote Biber gesichtet. Pawel Wita twitterte: “Es sieht so aus, als ob #odra heute praktisch tot ist. Nach den gestrigen Fischbildern sieht man heute tote Biber.”
Wyglada na to, że #odra jest już dziś efektywnie martwa. Po wczorajszych zdjęciach ryb dziś widać martwe bobry. Co robi @Kaminski_M_ i @MSWiA_GOV_PL? Za zignorowanie największego kryzysu ekologicznego na jednej z największych polskich rzek należą się dymisje. https://t.co/1p7a9ipimk pic.twitter.com/mzTqonSR7F
— Pawel Wita 🇺🇦 (@witapawel) August 10, 2022
Da auch die hohen Temperaturen, der niedrige Pegelstand der Oder und der damit verbundene geringe Sauerstoffgehalt des Flusses als mögliche Ursache im Umlauf ist, antwortete ihm ein anderer User: “Fische können infolge der Hitze sterben, wenn das Wasser zu wenig Sauerstoff hat. Aber Biber sind nicht betroffen.”
Höherer statt niedriger Sauerstoffgehalt festgestellt
Die ersten Berichte über tote Fische in der Oder wurden Ende Juli registriert. Zu dieser Zeit entnahm das Landesinspektorat für Umweltschutz Proben, die zeigten, dass die Sauerstoffkonzentration im Wasser über dem Standard lag. “Der hohe Sauerstoffgehalt im Wasser, der von den typischen Konzentrationen in der Sommerperiode abweicht, d.h. bei hohen Temperaturen und niedrigem Wasserstand oder das Fehlen von Blüten im Wasser, weist auf seinen unnatürlichen Ursprung hin”, schrieb die Aufsichtsbehörde.
In Polen wurden bisher laut Twitterer Pawel Wida etwa neun Tonnen toter Fisch geborgen (Stand 09.08.2022, 19 Uhr)
Staatsanwaltschaft Wrocław ermittelt
Laut Umweltschutzinspektion der Woiwodschaft Wrocław wurde bei der Bezirksstaatsanwaltschaft Wrocław Anzeige wegen des Verdachts der Begehung eines Umweltverbrechens durch die Verunreinigung von Oberflächengewässern erstattet, die zu einer Minderung der Wasserqualität und einer Zerstörung der Tierwelt führte.
Das VIEP in Wrocław hat im Einklang mit seinen Zuständigkeiten Aktivitäten durchgeführt und mit allen an dem Fall beteiligten Behörden zusammengearbeitet, um geeignete Informationen zu sammeln. Alle Informationen wurden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
Nach dem 1. August wurde in keiner der Proben aus der Oder in der Woiwodschaft Dolnośląskie Mesitylen gefunden.
In allen untersuchten Proben zeigte die mikroskopische biologische Analyse ab dem 28. Juli das Vorhandensein typischer Organismen für den Fluss Oder.
Unabhängig von den bisherigen Erkenntnissen wird der physikalisch-chemische Zustand des Wassers in der Oder täglich überwacht.
Kontakt mit der Oder vermeiden, Fisch nicht essen!
Von deutscher Seite heißt es, solange keine belastbaren Informationen über die Ursachen, die Konzentration an den unterschiedlichen Flussabschnitten und mögliche Gefahren bekannt sind, wird empfohlen den Kontakt mit Oderwasser für private oder gewerbliche Zwecke vorsorglich zu vermeiden und das Wasser nicht zu verwenden.
Handlungsempfehlung:
– Vermeiden Sie direkten Kontakt mit dem Wasser der Oder bzw. direkt damit verbundenen Gewässern.
– Reinigen Sie die betroffenen Körperstellen nach einem möglichen Kontakt gründlich.
– Wassersportler sind zu besonderer Vorsicht aufgerufen.
– Lassen Sie keine Haus- oder Nutztiere aus dem Gewässer trinken oder in ihm baden.
– Verzehren Sie keinen Fisch aus dem Gewässer.
Betroffene Regionen sind:
Gemeinde/Stadt: Stadt Eisenhüttenstadt, Gemeinde Neißemünde, Gemeinde Lawitz, Gemeinde Wiesenau, Gemeinde Vogelsang, Gemeinde Neuzelle, Gemeinde Brieskow-Finkenheerd, Gemeinde Ziltendorf, Landkreis Barnim, Landkreis Uckermark, Landkreis Märkisch-Oderland, Stadt Frankfurt/Oder
Ursache in Opole?
Bei Opole wurde laut Rechercheergebnissen mit hoher Wahrscheinlichkeit 1,3,5 Trimethylbenzol festgestellt – eine farblose Flüssigkeit mit ölig aromatischem Geruch. Es ist eine toxische Substanz, Inhalation und Verschlucken führen zu Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Husten, Mattigkeit und Halsschmerzen. Der Stoff reizt die Haut (sie wird durch den Stoff entfettet), Augen und Atmungsorgane. Die Dämpfe wirken dazu in höherer Konzentration narkotisierend. An zwei Orten in Polen wurde Trimethylbenzol festgestellt, zwischenzeitlicher Regen hat laut polnischen Quellen die Substanz weiter verdünnt.
Wie der Stoff in die Oder gelangt sein könnte, ist bisher unbekannt.
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Red. / Presseinfo
Bild: Landkreis Oder-Spree