Cottbuser Wohngemeinschaften, Hausprojekte und Baugruppen fordern mehr Platz für gemeinschaftliches Wohnen in der Stadt. Anlässlich des am 26. März stattgefundenen Housing Action Days haben sie sich in einem offenen Brief an die Stadt gewandt. Wie das Wohnprojekt Karlstrasse 29 heute mitteilte, wurde der Brief nun Ende April an die Stadtspitze übergeben.
Das Wohnprojekt Karlstrasse 29 teilte stellvertretend dazu mit:
Die Cottbusser Stadtentwicklung ist auf eine innovative Zukunft ausgelegt. Im Bereich Wohnen ist davon wenig zu merken, kritisieren Wohngemeinschaften, Hausprojekte und Baugruppen, die in einem offenen Brief an die Stadt mehr Platz für gemeinschaftliches Wohnen in Cottbus fordern. Der offene Brief unter der Überschrift „Für mehr gemeinschaftliches Wohnen in Cottbus“ wurde am Dienstag, 26. April 2022 an den Oberbürgermeister, Holger Kelch (CDU), und die stellvertretende Bürgermeisterin und Leiterin des Geschäftsbereiches Stadtentwicklung und Bauen, Marietta Tzschoppe, übergeben.
Anlass zu der Initiative sind die online einsehbaren Neubauprojekte von GWC und eG Wohnen, die zeigen, dass aktuell Wohnungen mit nur zwei bis vier Zimmern neu geschaffen werden. Besonders häufig haben diese neuen Wohnungen offene Grundrisse und sind daher nicht gut für Wohngemeinschaften geeignet. Es ist also Wohnungsbau für Kernfamilien, Paare und Singles. Dabei sei der Platz für Wohngemeinschaften schon jetzt eng in der Stadt, kritisiert Laura Doyé aus dem Hausprojekt K29 in Schmellwitz: „Studierende werden in Cottbus vorwiegend einzeln in zweckgebundenen Wohnheimen untergebracht, was nach Ende des Studiums eher zum Wegzug als zum Bleiben verleitet. Gleichzeitig wurden einigen legendären WGs die Mietverträge gekündigt und die Stadt zeigt wenig Interesse, uns bei dem Aufbau eines dauerhaften Wohnprojektes zu unterstützen. Hinzu kommen die horrende gestiegenen Miet- und Immobilienpreise, die das Entstehen neuer WGs und Wohnprojekte deutlich erschweren“.
Unterstützung findet die Initiative vorwiegend durch Wohngemeinschaften und studentische Wohnprojekte, aber auch z.B. durch das Mehrgenerationenhaus Marie-Noack und durch die Baugruppe Hoch5. Dass die Initiative von einem breiten gesellschaftlichen Spektrum getragen wird, zeigt deutlich, dass sich immer mehr Menschen Wohnmodelle wünschen, die mehr Lebensqualität auf begrenzter und bezahlbarer Wohnfläche bieten. Die Gründe dafür sind vielfältig und gehen weit über Zweckgemeinschaften und Ausbildungszeiten hinaus. Es brauche deshalb neue Konzepte des Zusammenlebens, neue Wohnungstypologien und auch eine andere Planungskultur, fordern die Autor:innen des offenen Briefes.
Die Initiative zu dem offenen Brief entstand im Rahmen des europaweiten Housing Action Days im März, an dem zivilgesellschaftliche Gruppen ihre Perspektiven auf wohnungspolitische Fragen verhandeln. In Deutschland ist der bundesweite Zusammenschluss von Mieter:innen-Initiativen und Recht auf Stadt-Gruppen seit 2019 aktiv. Die wichtigste Forderung des Aktionsbündnisses ist, dass Wohnen ein Grundrecht ist und durch Mieten keine Gewinne erwirtschaftet werden.
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Red. / Presseinformation
Bild: Stadt Cottbus