Ver.di ruft die 141.000 Berliner und die 78.000 Brandenburger Einzelhandels-Beschäftigten am heutigen Dienstag zu flächendeckenden Streiks auf. Damit erhöht ver.di den Druck auf die Arbeitgeber. Die hatten laut Gewerkschaft in der vergangenen Tarifverhandlung vorgeschlagen, die Beschäftigten in „Gewinner“ und „Verlierer“ aufspalten und mit Reallohnverzicht abspeisen zu wollen.
Inflation höher als Lohnsteigerung
Die Inflation liegt schon jetzt bei 3,8 Prozent und könnte als Folge der Pandemie weiter steigen. Nach dem Angebot der Arbeitgeber sollen die Beschäftigten auf einen Reallohnzuwachs verzichten. Sie sollen in zwei Schritten von 2 und 1,4 Prozent insgesamt nur 3,4 Prozent mehr Lohn bekommen, allerdings frühestens im Juli kommenden Jahres. Und das wären nur die sogenannten „Gewinner“ – also die Beschäftigten in den starken Unternehmen, die besonders gut verdient haben. Den „Verlierern“ in ertragsschwächeren Betrieben wollen die Arbeitgeber die zweite Erhöhung von 1,4 Prozent erst im Januar 2023 (!) zahlen. „Seit Ende Juni verhandeln wir und die Unternehmen kommen zwei Monate später mit einem Vorschlag um die Ecke, der Reallohnverzicht für alle Verkäufer:innen bedeutet und nach wie vor die Tarifeinheit der Beschäftigten spalten soll“, sagt Conny Weißbach, die ver.di-Verhandlungsführerin und Fachbereichsleiterin Handel im ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg. „Das ist hochgradig unseriös. Die Beschäftigten wollen natürlich wie immer eine gemeinsame Tariflösung für alle.“
Ver.di hatte in der letzten Verhandlung angeboten, Beschäftigten die Option einzuräumen, Reallohnzuwachs in freie Trage umzuwidmen. „Das entlastet wirtschaftlich schwächere Unternehmen und stärkt die Gesundheit der Beschäftigten“, so Conny Weißbach weiter. Darauf sind die Arbeitgeber nicht eingegangen.
Lebensmittelbranche Gewinner der Krise
Schon jetzt machen sich die in der Folge der Pandemie kräftig steigenden Preise für Lebensmittel, Mobilität und Mieten deutlich in den Portemonnaies der Beschäftigten und ihrer Familien spürbar. Die Unternehmen hingegen haben in der Pandemie teilweise sehr gut verdient. Im Lebensmittelhandel haben die Unternehmen 2020 den Umsatz um 8 Prozent gesteigert, das war die höchste Steigerung seit 27 Jahren. „Diese Unternehmen können ihren Beschäftigten, die diese Superzahlen unter Pandemiebedingungen an der Kasse erwirtschaftet haben, keinen Reallohnzuwachs zahlen? Das ist kein Fair Play den eigenen Beschäftigten gegenüber“, sagt Conny Weißbach weiter.
ver.di fordert eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 4,5 Prozent plus 45 Euro pro Monat sowie ein rentenfestes Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde. Außerdem möchte ver.di die Tarifverträge des Einzelhandels gemeinsam mit den Arbeitgebern für allgemeinverbindlich erklären lassen, damit sie für alle Beschäftigten der Branche gelten. Die Laufzeit soll 9 Monate betragen. Die Verhandlungen werden am 16. September fortgesetzt. Wir laden Sie herzlich ein, mit Beschäftigten, Betriebsräten während des morgigen Warnstreiks über ihre Situation zu sprechen. Susanne Feldkötter, stellvertretende Landesvorsitzende wird vor Ort sein. Zu den betroffenen Unternehmen zählen u. a.: Rewe, Kaufland, IKEA, Galeria Karstadt Kaufhof, H&M und Thalia. Die zentrale Warnstreikkundgebung ist um 11 Uhr am Neptunbrunnen (rotes Rathaus).
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Red. / Presseinfo