Spiele und Wetten haben Menschen schon immer fasziniert. Auch in Zeiten, als es noch keinen Computer und kein Internet gab, haben Menschen mit- und gegeneinander gespielt. Seitdem jedoch Smartphones Einzug in unser Leben hielten, wird noch mehr gespielt und gewettet als je zuvor. Ein Grund zur Sorge?
Wenn Politiker die Digitalisierung in den höchsten Tönen loben, denken sie an alles Mögliche: von Homeoffice übers Online-Banking bis hin zum selbstfahrenden Auto. Also allesamt Anwendungen, die unter dem Begriff digitale Transformation verschlagwortet werden. Zweifel sind angebracht, ob die Priorisierung digitaler Themen durch die Politik tatsächlich aus einer Grundüberzeugung heraus erfolgt. Eher scheint es die Angst zu sein, dass Deutschland als Industrieland abgehängt werden könnte. Fakt ist: Bei aller Euphorie sind viele Entwicklungen eigentlich gar nicht so richtig erwünscht, weil Gefahren für die Menschen befürchtet werden. Insbesondere Kinder möchte man vor den Gefahren aus dem Internet schützen. Gemeint ist vor allem das Gaming-Segment mit all seinen Facetten.
Was ist das Dilemma bei Online-Games?
Der deutsche Gesetzgeber tritt im Bereich der Gaming-Szene vor allem als Nanny-Staat in Erscheinung, der Kinder und Jugendliche vor schlechten Einflüssen schützen möchte. Die „Schau-hin-Initiative“ der Jugendministerin mag ja gut gemeint sein – im Grunde ist sie aber auch total kontraproduktiv, denn man möchte auf der anderen Seite ja, dass sich die Heranwachsenden verstärkt mit digitalen Themen und Techniken auseinandersetzen.
Für die meisten Kids sind Computerspiele der Einstieg in die digitale Welt. Wie groß das Interesse an dieser Art der Unterhaltung ist, zeigen nicht zuletzt die rasant steigenden Besucherzahlen auf der jährlich stattfindenden Gamescom in Köln. Die Absage der Messe 2020 wegen der Covid-19-Pandemie ist für die Gamer das kleinste Problem. Das Messe-Event wird einfach ins Netz verlagert. Ob Adventure-Games oder Online-Casinos im Netz – das Potenzial in diesem Markt ist enorm.
Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt: Wo sollen denn die künftigen Spielesoftware-Entwickler herkommen? Während andere EU-Staaten das wirtschaftliche Potenzial der Gaming-Industrie längst entdeckt haben und sie nach Kräften fördern, jammert die deutsche Politik lieber über fehlende Fachkräfte. Finde den Fehler.
Online Casinos ab Sommer 2021 auch in Deutschland
Bei den „Games für Erwachsene“ sieht es nicht viel anders aus, denn auch hier gab und gibt es reichlich Bedenkenträger. Das bezieht sich vor allem auf Spiele, bei denen man Geld verdienen oder verlieren kann. Da neue Online Casinos 2020 schon vor Corona scheinbar wie Pilze aus dem Boden schossen, entschloss man sich im März 2020 wenige Tage vor dem großen Lockdown, Online-Glücksspiele per Neuregelung des Glücksspielstaatsvertrags zu regulieren und den deutschen Markt für Online-Glücksspiele zu öffnen. Vorausgegangen war eine entsprechende Initiative des Landes Schleswig-Holstein aus dem Jahr 2017. Ab Mitte 2021 sind Online-Glückspiele auch in Deutschland erlaubt.
Fazit
Warum ausgerechnet in Deutschland bislang so ein Bohei um Online-Glücksspiele gemacht wurde, bleibt indes ein Rätsel. Es hat wohl auch was mit der Nanny-Mentalität zu tun. Auf der anderen Seite wird man nicht müde, den Deutschen die Aktienkultur nahezubringen. Im Grunde genommen ist die Spekulation an der Börse aber auch nur eine Art von Glücksspiel, bei dem ein Anleger gewinnen oder verlieren kann. Das können nicht nur geprellte Wirecard-Anleger bestätigen, sondern auch viele Anleger, die vor der Jahrtausendwende auf die „Volksaktie“ der Telekom setzten. Gleich, ob Börse oder Glücksspiel – wie bei allem bewahrheitet sich wieder einmal die Erkenntnis: „No risk, no fun“.