Mit der Europa-Hymne begrüßte die neu gegründete „Grüne Kapelle“ am Montagabend die Spitzenkandidatin der europäischen Grünen Ska Keller auf dem Cottbuser Altmarkt. Die Europapolitikerin Keller hatte gemeinsam mit den Lausitzer Bündnisgrünen zu einem „Town-Hall-Meeting“ in das Alte Stadthaus geladen. Zu dem Austausch kamen mehr als 70 interessierte Lausitzerinnen und Lausitzer, um sich über grüne Politik zu informieren. Im Gegensatz zu klassischen Wahlkampfveranstaltungen mit Frontalreden hatten sich die Bündnisgrünen für ein offenes Format entschieden: „Heute Abend geht es um Ihre Fragen zu Europa“, sagte die Moderatorin des Abends Heide Schinowsky. Es folgte ein Frage-Rundumschlag quer durch viele Themen angefangen von Europa als Friedensprojekt bis zum Kampf gegen den überbordenden Plastikmüll, von der Kritik an der Internet-Zensur durch die neue Urheberrechtsreform bis zur Unterstützung des Strukturwandels.
Mehrfach wurde aus dem Publikum angesprochen, dass die Bürokratie in der EU zu hoch und kompliziert sei. Dadurch würden Antragsteller aus Kommunen oder von Vereinen abgeschreckt und gute Projekte nicht verwirklicht, monierte beispielsweise der Kreistagsabgeordnete aus Spree-Neiße Andreas Stahlberg. Ska Keller pflichtete ihm bei: Wir Bündnisgrüne fordern für die kommende Haushaltsperiode ab 2020 ein Umsteuern. Der Verwaltungsaufwand der EU-Förderprogramme für Kleinprojekte, muss erheblich reduziert werden“, sagte die Europapolitikerin. So soll nach Vorstellungen der Grünen die Vorgabe geändert werden, dass Kleinstprojekte zuerst in Vorkasse gegangen werden muss. Das können sich viele „Kleine“ einfach nicht leisten und verzichten. „Das kann es nicht sein“, meinte Keller. Zudem wollen sich die Bündnisgrünen dafür einsetzen, dass die EU kleine und mittlere Unternehmen bzw. das Handwerk bei der Digitalisierung mit unbürokratischen Beratungsangeboten und Förderprogrammen unterstützt.
Nach dem intensiven Austausch versicherte die gebürtige Gubenerin, sie werde bald wieder in ihre Heimat kommen. Dann rollte sie mit ihrem frisch geladenen Elektroauto in die Nacht. Die getankte Kraft der Ladesäule in der Cottbuser Innenstadt sollte die Grünenpolitikerin dann bis nach Magdeburg bringen, während im und vor dem alten Stadthaus die Diskussion bis weit nach 21 Uhr weiterging.
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pm/red