Ein Märchenhaus bewegt: Seit 90 Jahren schauen Bewohner und Passanten in der Finsterwalder Friedrich-Hebbel-Straße 16-22 fasziniert auf die Ziegelreliefs der Hausfassade mit zehn bekannten Märchenmotiven der Gebrüder Grimm, von Ludwig Bechstein und Hans Christian Andersen. Manche gehen sogar so weit und sagen, dies sei das schönste Haus der Sängerstadt. Wie dem auch sei, zur Ausstellungseröffnung anlässlich der Hauseinweihung vor neun Jahrzenten waren am 28. März über 120 Gäste in das Sänger- und Kaufmannsmuseum in die Lange Straße 6/8 in Finsterwalde gekommen, um den Geburtstag gebührend zu feiern.
Für Landrat Christian Heinrich-Jaschinski, selbst in Finsterwalde geboren, verbinden sich die Märchenmotive mit seiner Kindheit, als er mit seinen Eltern öfter in der Hebbel-Straße auf die handgeformten Ziegelreliefs schaute. „Das waren märchenhafte Augenblicke, die ich auch heutigen Eltern- und Kindergenerationen wünsche. Ich denke, die Ausstellung weckt das Besucherinteresse, weil sie einerseits eine neue Sicht auf das stadtbekannte Haus mit seinen Märchenreliefs ermöglicht und andererseits zu einer konzentrierten Auseinandersetzung mit Details ermuntert, an denen man schon oft vorbeigelaufen ist“, sagte er in seiner Ansprache.
Die neue Sonderausstellung „Ein märchenhaftes Haus. Finsterwaldes schönstes Gebäude“ erinnert auch an das Gründungsjahr des Bauhauses vor 100 Jahren. Damals fanden die neuen Formen des Bauhauses recht schnell nach Finsterwalde. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre entstanden in der Stadt eine ganze Reihe von Wohn- und Geschäftshäusern in bemerkenswerter Qualität, die der Moderne zuzurechnen sind. Dazu zählt die vom Architekten Willi Ludewig geplante Gewoba-Siedlung in der Friedenstraße ebenso wie sein Konsum-Haus am Wasserturm. Einen noch größeren Einfluss auf das moderne Finsterwalder Stadtbild hatte der 1886 in Dortmund geborene Architekt Karl Dassel, der Anfang 1928 das Amt des Stadtbaurates übernahm. Neben der Planung und Leitung der städtischen Bauten und der damit verbundenen Auswahl der Architekten steht ein eigenes Schaffen. Am präsentesten ist sicherlich das an der Friedrich-Hebbel-Straße gelegene Märchenhaus, das Wohnraum für 24 Familien bot. Damit haben die Finsterwalder Stadtväter modernen Wohnraum geschaffen, der auch heute noch begehrt ist. Die aus einzelnen handgeformten Ziegeln bestehenden plastischen Bilder stammen von den Dresdner Künstlern Ernst Born, Paul Wachs und Paul Lindau.
Vorgestellt wird das Haus im Museum in Aufnahmen des Finsterwalder Fotografen Jürgen Vetter. Seine Bilder finden sich zudem in einem von Dr. Rainer Ernst verfassten und herausgegebenen Buch, in dem er auf die Geschichte des Hauses, das Wirken seines Architekten Karl Dassel und natürlich auch auf die in Ziegel verewigten Märchen eingeht. Der Band „Ein märchenhaftes Haus – Märchen und Geschichten des Finsterwalder Märchenhauses“ ist u. a. im Museum erhältlich.
Im Zusammenhang mit der Ausstellung, die bis zum 30. Juni im Sänger- und Kaufmannsmuseum Finsterwalde (Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen) gezeigt wird, gibt es spezielle Angebote für Familien mit Kindern und für Bildungsträger:
Buchbare Angebote für Bildungsträger
Es war einmal. Bei einer Führung durch die Ausstellung tauchen die Kinder in die faszinierende Welt der Märchen, lernen ihre Helden und Bösewichte, magischen Gegenstände und tierischen Helfer kennen und entwickeln mithilfe des Geschichten-Würfels ein eigenes Märchen. 3,00 Euro. Für Schulen und Horte.
Hand in Hand ins Märchenland. Was sind Märchen? Woher kommen sie, wie wurden sie verbreitet? Antworten finden wir in der Märchenausstellung. Im Anschluss gestalten wir eigene Märchenfiguren, betten diese in eine Geschichte ein und führen ein Schattentheater auf. Außerdem kann süßer Brei genascht werden. 4,00 Euro. Für Schulen und Horte.
Hand in Hand ins Märchenland. Märchenstunde mit dem Märchen „Der süße Brei“, verbunden mit dem Besuch der Ausstellung und der Gestaltung von Fingerpüppchen. 3,00 Euro. Für Kitas.
Alle Angebote eignen sich auch für Kindergeburtstage. Um Voranmeldung zu den Familiennachmittagen und für das Puppenspiel wird gebeten. Buchbare Angebote für Bildungsträger nur nach vorheriger Terminvereinbarung. Gruppen auch außerhalb der Öffnungszeiten. Schulen und Horte des Landkreises Elbe-Elster können eine Förderung über das Klassenticket der Sparkassenstiftung „Zukunft Elbe-Elster-Land“ beantragen. Weitere Informationen und Voranmeldungen unter Tel. 03531 30783 und per E-Mail kreismuseumfinsterwalde@lkee.
Die Ausstellung und das Begleitbuch von Dr. Rainer Ernst wurden unterstützt durch: den Landkreis Elbe-Elster und seine untere Denkmalschutzbehörde, die Sparkasse Elbe-Elster und die Sparkassenstiftung „Zukunft Elbe-Elster-Land“, die Stadt Finsterwalde, die Wohnungsgesellschaft der Stadt Finsterwalde mbH, den Hausmeisterservice Schumann Finsterwalde, die Bauer Fruchtsaft GmbH, die Finsterwalder Bau-Union GmbH, die Klinkerwerk Muhr GmbH & Co. KG, die Medizintechnik und Sanitätshaus Harald Kröger GmbH, sowie René Junker, Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft der Stadt Finsterwalde mbH, und die Piktografen GmbH Finsterwalde.
Foto: Pressestelle Kreisverwaltung/ Torsten Hoffgaard
pm/red