Das Klinikum Niederlausitz in Lauchhammer sieht sich Vorwürfen im Umgang mit einer adipösen Patientin konfrontiert. Die Lausitzer Rundschau berichtete am 31.12.2018 über den Fall. Der Sohn der Patientin beschwerte sich über die Umstände, unter dene seine Mutter im Klinikum behandelt wurde. Unter anderem musste sie auf einer Matratze auf dem Boden schlafen. Gestern reagierte das Klinikum und widerspricht den Darstellungen: “Die von der Lausitzer Rundschau veröffentlichen Informationen vom 31.12.2018 sind teilweise falsch, unvollständig und erzeugen ein Bild, das den tatsächlichen Geschehnissen nicht entspricht.”
Zum Sachverhalt äußert sich das Klinikum wie folgt:
“Die Patientin wurde am 27.12.2018 in Folge eines Notarzteinsatzes im Klinikum in Lauchhammer aufgenommen und nach entsprechender Vorbereitung wurde der notwendige Eingriff umgehend und erfolgreich durchgeführt. Für den 29.12.2018 war eine Entlassung geplant, weil die Krankenhausbehandlung mit dem gewünschten Ergebnis abgeschlossen war. Leider war es nicht möglich, einen Patiententransport zu organisieren, der in der Lage war, einen Patienten mit ca. 200 kg zu transportieren.
Auf Wunsch der Patientin und Angehöriger gelang dann ein Besuch in unserer Cafeteria durch einen Patiententransfer in einen Spezialstuhl. Nach der Rückkehr reichten offenbar die Kräfte der Patientin nicht mehr für den Rücktransfer ins Bett und die Patientin sank mit Schwindel auf den Boden, ohne dass ihr ein gesundheitlicher Schaden entstand. Trotz der massiven Anstrengung von drei Ärzten und drei pflegerischen Mitarbeitern gelang es nicht, die Patienten zurück in das Bett zu heben. Im Einvernehmen mit der Patienten und zum Schutz vor einem Sturz entschied man sich, die Patientin vorübergehend auf einer Krankenhausmatratze zu lagern. Die Patientin empfand dieses Vorgehen nicht als unwürdig.
Inzwischen wurde intensiv nach Möglichkeiten zum Rücktransfer der Patienten in ein geeignetes Bett gesucht. Es wurde ein Spezialbett organisiert, welches auch Patienten mit extremem Übergewicht tragen und besonders niedrig gestellt werden kann. Trotz zusätzlicher Hilfe weiterer Mitarbeiter des Krankenhauses war ein Heben der Patientin in dieses Spezialbett nicht möglich. Durch eine langjährig erfahrene Leitende Notärztin unseres Hauses wurde umgehend kollegiale Unterstützung durch Kräfte der Feuerwehr organisiert, die dann unter massiver Anstrengung gemeinsam mit unseren Mitarbeitern den Transfer in das Bett erreichen konnten. Die Patientin nahm dann ihr Abendbrot zu sich und fühlte sich wohl.”
Weiterhin nimmt Hendrik Karpinski, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des Klinikums Niederlausitz zum Vorfall Stellung:
“Das Klinikum Niederlausitz bedauert sehr, dass ein Angehöriger die Behandlung der Patientin im Klinikum nicht als angemessen empfunden hat.
Anders als in dem Artikel behauptet, wurde die Patientin durch einen Notarzteinsatz in unser Haus eingewiesen. Es handelte sich auch nicht um eine planbare Operation. Eine Vorbereitung und die Anforderung spezieller Hilfsmittel waren deshalb nicht möglich. Die vorhandenen technischen Hilfsmittel sind nicht für ein Gewicht von 200kg zugelassen. Das bei Aufnahme verwendete Schwerlasttuch war nach dem Anfangsgebrauch aus hygienischen Gründen nicht mehr verwendbar. Derartige Anforderungen stellen sich für unser Haus nur innerhalb mehrerer Jahre einmal.
Die im Rahmen der normalen Krankenhausbehandlung und für den Eingriff nötigen Umlagerungen sind reibungslos und fachgerecht ausgeführt worden.
Die Patientin wurde vorübergehend mit ihrem Einverständnis auf einer Matratze gelagert. Ein zeitweiliges Liegen auf einer Matratze auf dem Boden ist als sogenannte „Bodennahe Pflege“ als pflegerisches Konzept in der Praxis bekannt, um zum Beispiel Sturzgefährdungen zu vermeiden und die Patienten zu schützen. Für Außenstehende mag das zunächst ungewöhnlich wirken. Auch für Pflegende ist dies keine Normalsituation sondern immer nur eine mögliche Zwischenlösung. Nach dem Ergebnis unserer bisherigen Prüfungen ist dieses Vorgehen für eine kurze Übergangszeit pflegerisch angemessen und gerechtfertigt. Es muss als für derartige Extremfälle nicht außergewöhnlich eingeschätzt werden.
Die Unterstützung durch die Feuerwehr wurde durch das Klinikum selbst angefordert. Die Initiative ging, anders als behauptet, auf eine Leitende Notärztin unseres Hauses zurück.
Die entstandene Situation stellte für unsere Mitarbeiter eine enorme körperliche und psychische Anforderung dar, die sie aus unserer Sicht gut meistern konnten. Das Bemühen, jederzeit auch die Würde der Frau in dieser schwierigen Situation bewahren zu wollen, ist ihnen aus unserer Sicht gelungen. Die Patientin wurde einfühlsam und ohne weitere Beanstandung durch sie selbst betreut.
Leider ist es uns nicht hinreichend gelungen, mit allen Angehörigen einen gemeinsamen Weg zu finden und Verständnis für das Vorgehen bei allen herzustellen. Von einem „skandalösen Umgang“ mit der Patientin kann in keiner Hinsicht gesprochen werden.
Aus unserer Sicht waren die Gespräche mit dem Angehörigen, trotz intensiver Bemühungen aller Beteiligten nicht ausreichend, um den Sachverhalt gut zu erklären. Ein guter Weg wäre gewesen, dass sich der Angehörige direkt mit den Verantwortlichen im Klinikum oder mit unserer Patientenservicestelle in Verbindung gesetzten hätte, damit zunächst alle Informationen von allen Beteiligten einholt werden können. Sorge bereitet mir insbesondere, wie der veröffentlichte Streit über ein so sensibles Thema jetzt noch für die Patientin angemessen und würdevoll versachlicht werden kann.
Wirtschaftliche Erwägungen haben die Ärzte und Pflegenden des Krankenhauses weder bei der Aufnahmeentscheidung noch bei der Behandlung beeinflusst. Das Klinikum Niederlausitz weist derartige Vorwürfe den Ärzten und Krankenschwestern gegenüber als beleidigend zurück. Unabhängig davon muss vermerkt werden, dass tatsächlich die Einnahmen für diese Patientin den Aufwand sicher nicht annähernd werden decken können.
Wir bedauern sehr, dass die handelnden Journalistinnen nicht an unserer Darstellung des Sachverhaltes interessiert waren und uns keine realistische Chance zur Stellungnahme vor der Veröffentlichung gegeben hatten.”