Die gute Wirtschaftslage im Südbrandenburger Handwerk hält weiter an. Das geht aus dem Bericht der Herbstkonjunktur der Handwerkskammer Cottbus hervor. Die meisten Betriebe sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Der KFZ-Handel hat allerdings weiterhin mit der Dieselproblematik zu kämpfen, das Lebensmittelhandwerk musste leichte Einbußen durch einen zu warmen Sommer in Kauf nehmen. Die großen Herausforderungen bleiben der Fachkräftemangel in der Region sowie der Strukturwandel, für den das Handwerk klare Perspektiven und spürbare Taten seitens der Entscheidungsträger fordert.
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Das Statement zum Strukturwandel gibt es im Interview mit dem Hauptgeschäftsführer der HWK Cottbus, Knut Deutscher.
Konjunktur Herbst 2018
96,7 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage mit gut oder zufriedenstellend (2017: 96,3 Prozent). Treiber dieses positiven Geschäftsklimaindex sind nach wie vor das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe sowie die Unternehmen des gewerblichen Bedarfs. Besonders die ersten beiden Gruppen profitieren von der anhaltend hohen Nachfrage nach Baudienstleistungen.
Die Auftragsbücher sind entsprechend gut gefüllt. Das Gesamthandwerk arbeitet fast pausenlos auf Hochtouren. Gegenüber dem Vorjahr ist der Auftragsbestand in 40 Prozent der Unternehmen angestiegen, über die Hälfte der antwortenden Betriebe berichten über eine unverändert stabile Auftragslage. Die Auftragsreichweite im Gesamthandwerk liegt bei knapp 9 Wochen. Das heißt, Kunden müssen sich weiterhin auf lange Wartezeiten einstellen.
Dank der guten Auftragslage und hohen Nachfrage konnten 35 Prozent der Unternehmen (2017: 24,1 Prozent) höhere Verkaufspreise am Markt durchsetzen. Das gilt vor allem für das Bau- und Ausbaugewerbe. Für das Kfz-Gewerbe war hingegen ein Abwärtstrend deutlich spürbar: Fast ein Viertel der Unternehmen (22,2 Prozent) mussten sinkende Preise und Umsatzeinbußen in Kauf nehmen, was im Vorjahr nicht der Fall war. 30 Prozent der Unternehmen haben ihre Investitionen gesteigert und damit den Wert im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (2017: 12,3 Prozent). 92,5 Prozent der Betriebe hielten am Personal fest oder stellten neue Mitarbeiter ein. Grundsätzlich ist es für die Unternehmen schwer, Fachkräfte am Markt zu finden. Auf die kommenden Wochen und Monate schauen die Unternehmen optimistisch. Sie rechnen nicht mit einem Abflauen der Nachfrage.
Mehr Taten für den Strukturwandel gefordert
Die Mitglieder des Vorstandes der Handwerkskammer Cottbus (HWK) sind zutiefst beunruhigt über die bisherigen Fortschritte zum Strukturwandel in der Lausitz. “Es muss Schluss sein mit den Worten. Wir erwarten Taten der Landes- und Bundesregierung, die spürbar werden”, fordert Peter Dreißig, Präsident der Handwerkskammer Cottbus. “Die Verunsicherung im Handwerk wächst mit jeder Woche. Es geht darum, eine jährliche Wertschöpfung von 1,4 Milliarden Euro zu ersetzen. Mit der Tatenlosigkeit wird die Lebensqualität der Menschen in dieser Region erneut mit Füßen getreten”, so der Bäckermeister aus Guben. Die Sonderumfrage unter Handwerkern der Kammerbezirke Cottbus und Dresden hatte ergeben, dass 64 Prozent ebendiese Lebensqualität in der Lausitzregion als gut beurteilen.
Die Umfrage ergab allerdings auch, dass mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen sorgenvoll in die Zukunft blicken. “Sorgen bereiten den Betrieben vor allem der Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Gerade im Baugewerbe sucht jedes Unternehmen im Durchschnitt vier Fachkräfte, zwei Hilfskräfte und einen Auszubildenden”, erläutert Knut Deutscher, Hauptgeschäftsführer der HWK Cottbus. Im Zuge des Braunkohleausstiegs befürchten die Handwerksbetriebe außerdem den Verlust von Kaufkraft, die zunehmende Abwanderung und Abwerbung von Fachkräften aus der Region und eine steigende Steuer- und Abgabenlast.
red