Um die Pflege in Deutschland trotz des Fachkräftemangels auf einem hohen Niveau zu sichern, bedarf es dem ständigen Austausch zwischen allen im Pflegenetzwerk agierenden Akteuren. Aus diesem Grund fand am 10. Oktober 2018 das Kröger-Herbstsymposium im Saal der Wohnresidenz Branitz in Cottbus statt, bei dem speziell die Situation in Brandenburg beleuchtet und mögliche Perspektiven erörtert wurden. Die Teilnehmer bekamen über den gesamten Tag branchenrelevante Vorträge sowie eine Fachmesse mit renommierten Industriepartnern geboten.
Impulsvorträge stellen Situation dar
Trotz der angespannten Fachkräftesituation hatten sich mehr als 70 Mitarbeiter aus Praxen, Pflegeeinrichtungen und Kliniken für eine Teilnahme am Herbstsymposium entschieden. Petra Kröger-Schumann als geschäftsführende Gesellschafterin des Kröger-Firmenverbunds betonte in ihrem Grußwort die Notwendigkeit einer umfassenden Vernetzung: „Ich bin davon überzeugt, dass es in Zukunft bei der Patientenversorgung stärker als bisher um die interdisziplinäre Zusammenarbeit als Qualitätsmerkmal gehen muss.“ Vor dem Hintergrund, dass im Jahr 2035 ein Drittel der Einwohner von Cottbus im Rentenalter sein wird, sprach sich zudem Holger Kelch als Oberbürgermeister der Stadt und Schirmherr des Kröger-Herbstsymposiums für die stetige Auseinandersetzung mit dem Thema Pflege aus. Im Anschluss fanden die bereits mit Spannung erwarteten Impulsvorträge statt, in denen sechs ausgewählte Redner den praxisbezogenen Umgang mit Schlaganfallpatienten anschaulich darstellten. Besonders beeindruckend war dabei der Auftritt von Jens Baumann, eines ehemals erfolgreichen Geschäftsmanns, der nach einem schweren Schlaganfall heute zumindest wieder in einer Behindertenwerkstatt arbeiten kann und sich in einer Selbsthilfegruppe engagiert. Obwohl er nur kurz auf der Bühne stand, offenbarte Jens Baumann unverblümt die innere Zerrissenheit vieler Patienten zwischen Dankbarkeit über die zweite Chance und Verzweiflung ob der noch immer vorhandenen gesundheitlichen Einschränkungen. Sein couragierter Auftritt verdeutlichte allen Anwesenden, was ein funktionierendes Pflegenetzwerk leisten muss: Patienten auffangen, bestmöglich behandeln und alles dafür tun, dass der Alltag so gut wie möglich gemeistert werden kann.
Lösungsansätze und Modelle aus der Praxis
Auch im weiteren Verlauf des Herbstsymposiums kamen Vertreter des brandenburgischen Pflegenetzwerks zu Wort, gaben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und nannten Lösungsansätze. Beispielsweise stellte Simone Weber-Karpinski, Geschäftsführerin der Klinikum Campus GmbH und der Klinikum Campus Service GmbH in Klettwitz, die Idee einer Clearingstelle zur Patientennavigation vor. Andrea Trunev von der Potsdamer KV Consult- und Managementgesellschaft (KV COMM) gab einen Zwischenstand zum Pilotprojekt „Der Präventionsberater“, das in ausgewählten Arztpraxen im Elbe-Elster-Kreis durchgeführt wird. Absolut alltagsnah waren zudem die Erläuterungen von Dr. med. Antje Herwig, Dorothee Repschläger und Katja Peterle zu den Abläufen von der Aufnahme bis zur Entlassung von Schlaganfallpatienten im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus. Nicht zu vergessen der provokante Vortrag des Dresdener Personaltrainers Ralf Henke, der sich unter dem Titel „Sie wollen viele Überstunden und wenig Geld? Dann bewerben Sie sich in der Pflege!“ sehr pointiert mit der Frage auseinandersetzte, wie Fachkräfte für die Pflege gewonnen und langfristig gebunden werden können.
Podiumsdiskussion rundet die Veranstaltung ab
Über die Vorträge hinaus durften sich die Teilnehmer des Kröger-Herbstsymposiums über eine begleitende Fachmesse mit 15 Ausstellern aus der Gesundheitsbranche freuen, die in den Pausen besucht werden konnte. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion, bei der im Dialog zwischen Teilnehmern und Referenten die Frage „Wo stehen wir und wo wollen wir hin?“ diskutiert wurde. Eine der wichtigsten Erkenntnisse dabei war, dass es für Patienten und deren Angehörige oftmals keinen festen Ansprechpartner gibt, der von der Einweisung in die Klinik bis zur Pflege im Alltag als koordinierende Instanz auftritt. Dafür geeignete Leistungserbringer wie Sanitätshäuser oder Homecare-Dienstleister sind oftmals außen vor. Das abschließende Fazit der Beteiligten fiel positiv aus, sodass es mit großer Wahrscheinlichkeit eine Fortsetzung des Kröger-Herbstsymposiums in dieser oder ähnlicher Form geben wird.