Der erste Winterempfang des Spreewälder Landtagsabgeordneten Benjamin Raschke und der Brandenburger Bundestagsabgeordneten Annalena Baerbock am Freitagabend im Lübbener Hotel Spreeblick stand unter dem Motto „Einfach mal Danke sagen“. Und das „Danke“ wollten viele hören. Aus der ganzen Lausitz von Oberspreewald bis Spree-Neiße, von Dahme-Spreewald bis Oder-Spree, von der Brandenburger Dorfbewegung bis Strukturwandel-Initiativen, aus der Justiz und von den Jägern kamen Vertreter*innen in die Spreewaldmetropole. Über mangelnden Zuspruch können sich die Bündnisgrünen in letzter Zeit nicht beklagen. Im aktuellen Bundestrend legten sie in dieser Woche um zwei Prozent zu und stehen damit bei 13 Prozent. Wie sich das konkret vor Ort auswirkte, durften Raschke und Baerbock am eigenen Leib erfahren. „Wir mussten kurzfristig den Ort ändern. Wir sind einfach überrannt worden. Für den ursprünglich im Bürgerbüro geplanten Empfang wäre der Platz nicht ausreichend gewesen. Was wir bei der Massentierhaltung fordern, muss auch für uns Menschen gelten“, sagte Raschke augenzwinkernd.
„Wir Grüne sind dafür bekannt, dass wir vor allen anderen den Finger in die Wunde legen. Oft stehen wir anfangs alleine gegen alle bis unsere Ansicht dann von anderen übernommen wird“, sagte Annalena Baerbock: „Wir verlassen die Wohlfühlzonen und gehen dahin, wo es auch mal wehtut“. Jeder im Saal wusste, was Baerbock meinte: Ihre Gespräche mit den Arbeitern in der Kohle, die Angst um den Job haben, wenn der Strukturwandel nicht langsam in Fahrt kommt. Die Auseinandersetzung mit Windkraftgegnern, die Sorge um ihre Heimat haben. Doch die neue Bundesvorsitzende der Grünen überraschte: „Ich durfte als Brandenburgerin eine Rede zum politischen Aschermittwoch zum Abschluss der Karnevalszeit im Rheinland halten. Das tat richtig weh“, ergänzte sie beim heiteren Gelächter im Saal.
Ob man wirklich ein Heimatministerium unter Führung eines Bayern brauche, sei mal dahingestellt, meinte Baerbock. Für die Bündnisgrünen wäre ein Digitalisierungsministerium wesentlich zukunftsfähiger gewesen. Dennoch mahnte Baerbock, das Thema „Heimat“ dürfe man nicht den Ewig-Gestrigen überlassen: „Wenn man Heimat als Begriff ernst nimmt, bedeutet es: zu Hause sein, dazu gehören, den Zusammenhalt zu stärken. Das setzt wiederum voraus, dass man auch teilhaben kann“. Wie könne man die Jugend auf dem Land halten und ihnen eine Perspektive geben, wenn man um einen Livestream ruckelfrei zu sehen, bis nach Cottbus fahren muss. „Da müssen wir ran“, forderte Baerbock.
Mit Sorge betrachtet Benjamin Raschke das Thema „Umweltschutz“. Bei keinem anderen Thema in Brandenburg sind die Unterschiede zwischen den Parteien so deutlich. So geht der Ausbau der Massentierhaltung in Brandenburg ungebremst weiter, trotz eines erfolgreichen Volksbegehrens. Allein die Pläne zum Ausbau der Schweinemastanlage in Tornitz sind der „schiere Wahnsinn“. Wenn die Anlage so kommen soll, wie angekündigt, könnte in dem Ort für die nächsten 500 Jahre kein Trinkwasser mehr gewonnen werden. „Gegen diese Pläne laufen wir Sturm“, kündigte Raschke an.
Bei der Landtagswahl im nächsten Jahr werden wir alles daran setzen, damit es einen echten Umweltminister im Land Brandenburg gibt, der auch wirklich die Umwelt schützt und keinen „sogenannten Umweltminister“ mehr, sagte Raschke. Baerbock versprach ihren Beitrag auf Bundesebene dazu zu leisten und nahm beim anschließenden geselligen Miteinander zahlreiche Glückwünsche für ihre Wahl als Parteivorsitzende entgegen. Man spürte, dass auch viele der Nichtgrünen regionalen Akteure stolz darauf sind, dass eine ihnen bekannte Brandenburgerin nun Vorsitzende einer Bundespartei ist.
pm/red
Bild: vorne: Benjamin Raschke und Annalena Baerbock; Foto: Ideengrün.de