Bis 2016 besaß Vattenfall in der Lausitz Tagebaue und Kraftwerke im Braunkohlesektor und verteidigte die Braunkohle als “jahrzehntelange Brückentechnologie” gegen alle Widerstände, allen voran der Deutschlandchef Tuomo Hatakka. Im Herbst 2016 wurde die Lausitzer Kohlesparte an den tschechischen Konzern EPH, der in der Region unter dem Namen LEAG firmiert.
Nun gab Hatakka am 15.01.2018 in der Berliner Morgenpost ein Interview, in dem er mit folgender Aussage auffiel: “Wenn die Bundesregierung es ernst meint mit der Energiewende, brauchen wir einen geregelten Kohleausstieg” und “Niemand baut mehr neue Kohlekraftwerke.”. Noch 2015 sprach er über die wichtige Rolle der Braunkohle in Deutschland und der damit zusammenhängenden Versorgungssicherheit, “Energiewende braucht Braunkohle, jetzt mehr denn je” sagte er auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung. Er konterte zusammen mit weiteren Kohlelobbyisten Ende März 2015 aufkommende Pläne vom damaligen Wirtschaftsminister Gabriel, von älteren Kraftwerken ab 2020 Abgaben pro Tonne ausgestoßenes CO2 einzufordern.
Heute spricht er davon, Berlin bis 2030 “kohlefrei” zu bekommen. In einem Interview mit “Energate” spricht er gar davon, dass der voin Kohlebefürwortern oft angeführte “parallele” Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom zu Versorgungslücken führen würde, nicht unbedingt nahe liegt.
Aus dem Originalinterview: “Energate: Birgt ein Kohleausstieg, der parallel zum Ausstieg aus der Atomkraft in Gang gesetzt wird, nicht zusätzliche Risiken für die Versorgungssicherheit, die dann mit einem Kapazitätsmechanismus beantwortet werden müssten? Hatakka: Unsere Analysen legen diesen Schluss nicht unbedingt nahe. Wichtig ist, dass alle Akteure hier ein gemeinsames Verständnis der relevanten Zahlen haben. Wir sollten eine ehrliche und marktorientierte Debatte führen und nach volkswirtschaftlich vertretbaren Lösungen suchen, denn dafür ist noch genug Zeit. Noch muss hier nichts übers Knie gebrochen werden.”
Er sieht als Vorbild den Ausstieg aus der Steinkohle: “Noch haben sich Union und SPD bei ihren Sondierungen nicht auf einen Zeitplan für den Kohleausstieg geeinigt – dieser soll bis Ende des Jahres festgelegt werden. Als Vorbild sieht Hatakka den deutschen Steinkohlebergbau, der über die Jahre langsam abgewickelt wurde.” heißt es in der Berliner Morgenpost. Bereits im Mai 2017 hatte Vattenfall seinen letzten Braunkohleblock in Berlin abgeschalten, bis 2030 soll es die Steinkohle gleichtun. Bestehende Kraftwerke, die Fernwärme erzeugen, will der Konzern in Berlin und Hamburg auf Gas umstellen. Auch in Cottbus ist der Umstieg des Heizkraftwerks von Kohle auf Gas gerade ein heißes Thema. Vattenfall setzt in Berlin auf sogenannte “Power to heat” Anlagen, bei denen aus Elekrizität Wärme erzeugt wird, aus der wiederum Energie erzeugt werden kann. Das Berliner Fernwärmenetz dient hierzu als Energiespeicher.
Hatakka gibt zu die Entwicklung der erneuerbaren Energien unterschätzt zu haben: “Wir haben total unterschätzt, wie schnell die Technologieentwicklung bei Erneuerbaren Energien war und wie beeindruckend die Kosten dort gesunken sind.” In der Nordsee betreibt Vattenfall die Offshore-Windenergieanlagen “Dan Tysk” und “Sandbank”, weitere sollen gebaut werden. “Strom aus Erneuerbaren Energien sei im Vergleich zu Strom aus herkömmlichen Kraftwerken inzwischen nahezu wettbewerbsfähig.” stellt Tuomo Hatakka fest.