Wolfgang Wache über das Lausitzer Lyrikfestival 2017
Ich bin schon ein komischer Typ. Immer wenn ich etwas als es sehr schön empfinde, möchte ich gern, dass andere auch daran teilhaben. So geht es mir mit dem letzten Wochenende. Die drei Tage Lyrikfestival waren, so glaube ich, eines der schönsten Treffen unter Kollegen. Jeder der Teilnehmer hat es bestätigt. Bereits am Freitag haben wir gemeinsam mit Graphikern und Malern eine Ausstellung eröffnet. Während dieser Veranstaltung stellte der „Autorenkreis Kornblume“ seinen neuen Almanach vor. Es wurden Texte in einer wunderbaren Raumatmosphäre vorgetragen. Durch verschiedene Lichtfarben und Klanginstrumente entstanden unterschiedliche Stimmungen. Auf der Leinwand begleitenden verschiedene Fotomotive die Lesung. Diese wunderschöne Leseperformance wurde abgerundet mit einem original russisch-kasachischem Büfett. Am nächsten Tag sammelte ich gemeinsam mit Jana Arlt unsere Dichterkollegen auf dem Marktplatz Brieske und am Bahnhof Senftenberg ein. Pünktlich um 10.00 Uhr saßen wir alle „im selben Boot“. Das Wetter passte, Sonne schien. Das Boot war eine Überraschung. Die Dichter saßen wie in einer Wohnstube auf gepolsterten Bänken und fuhren auf den Seen, die einst Tagebaue waren. Dort, wo einst sorbische Dörfer standen, lernten sich während einer dreistündigen interessanten Tour die Dichter näher kennen und nahmen viele Eindrücke mit an Land. Nach der Bootsfahrt wurde im Kleinbus weiter diskutiert. Auch während des Mittagessens in der „Niemtscher Mühle“, wenige Schritte vom Senftenberger See entfernt, brachen die Gespräche nicht ab. Ab 15.30 Uhr begannen die einzelnen Lesungen. Diesmal hatte jeder Zeit, den anderen Kollegen bei ihren Vorträgen zuzuhören . Das kam bei allen Teilnehmern und den Gästen gut an. Ich habe mich sehr gefreut, dass sehr viele fachliche Gespräche stattfanden. So sprach man auch über experimentelle Herangehensweisen bei der Texterarbeitung. Es ging auch darum, Literatur wieder mit vergessenen und noch unbekannten Stilmitteln neu zu beleben. Es gab den Wunsch, dass man bei den nächsten Zusammenkünften noch mehr Zeit für solche fachlichen Gespräche einplant. Der Bedarf sei da – so die einheitliche Meinung. Einige sagten sogar, dass dieses Treffen das beste von den immer sehr gelungenen Festivals gewesen war. Als Veranstalter freut man sich auch darüber. Am Sonntag stand ich dann zur Matinee mit Yana Arlt, Stefan Reschke und Alexander Kiensch im und auf dem literarischen Labyrinth. Ich bin immer noch begeistert von dieser wunderschönen Dichterbegegnung. Eigentlich, das muss ich an dieser Stelle gestehen, wollte ich aufhören. Die Finanzierung wird ja immer schwieriger, der Weg zu den Fördertöpfen, von denen immer behauptet wird, dass sie gut gefüllt sind, wird immer steiniger. Manche denken, wenn die Veranstaltung zu Ende ist, ist alles gelaufen. So ist es eben nicht. Ich bin zum Beispiel immer noch mit dem bürokratischen Ablauf der Veranstaltung des Jahres 2015 beschäftigt. Die Vor- und Nachbereitungen kosten jedes Mal viel Kraft und Ausdauer. Genau das ist es auch, was uns Freischaffende und kleinere Vereine ein wenig abschreckt, solche großen Projekte anzugehen. Da aber viele Kollegen solche Begegnungen wünschen, werde ich gemeinsam mit Jana Arlt auch für das Jahr 2018 die organisatorische Arbeit aufnehmen. Jeder kann sich mit seinen Ideen und Wünschen bei der Vorbereitung der Aktivitäten des kommenden Jahres einbringen.
Wolfgang Wache
Das Foto zeigt die beiden Lyrikerinnen Betinne Reichelt (Leipzig) und Yana Arlt (Brieske) im Labyrinth der Poesie