Fragte man die Zuhörer, die am vergangenen Samstag zu Roland Schiffters Lesung “Rückfahrten” kamen, war es für die einen eine Reise in die eigene Vergangenheit, ein Wecken von Erinnerungen und für die anderen ein spannender Blick in das Brieske-Ost von damals, in die Geschichte des Ortes. Dass es vor gerade einmal siebzig, sechzig Jahren üblich war, ein eigenes Schwein, Hühner und Ziegen zu halten und dass selbst die Kinder am Tag des Schweineschlachtens ihre Aufgabe zu erfüllen hatten, kann sich wohl kaum noch einer, der heute in Marga Wohnenden vorstellen. “Heute sieht man kaum noch jemand auf den Straßen, in meiner Kindheit waren die Straßen immer voller Menschen”, erinnert sich der Briesker Roland Schiffter. Als Kind nahm er die Besonderheit des Ortes als erste deutsche Gartenstadt ebenso wenig wahr wie das “Fehlen” des Vaters, der bei Beginn des Zweiten Weltkriegs eingezogen wurde. Wie viele in seinem Alter fragte man nicht danach warum etwas so ist, man musste sich mit den Gegebenheiten arrangieren. Auch mit dem Hunger in den letzten Kriegsjahren und der Nachkriegszeit. Das Kind Roland hatte eines Tages einen irrwitzigen Traum: Man könne zum Bäcker gehen und für Geld so viele Brötchen kaufen, wie man wolle.
Vor einem Monat schloss die traditionsreiche Bäckerei, die Fleischerei gibt es schon lange nicht mehr als Schlacht- und Verkaufseinrichtung, nach der Lesung über den Markt in die Gasttätte gehen, um ein Abendbrot einzunehmen, ist auch nicht mehr möglich. “Unterstützen wir alle Herr Wache, der in Brieske wieder einen Ort für Kultur schaffen will und schafft”, ist daher Roland Schiffters Bitte und Mahnung an das Publikum. Gelegenheit dazu gibt es vier mal in der Woche während der Öffnungszeiten der Ausstellungen und zu den vielfältigen Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche, Familien, Erwachsene und Senioren. JA