Notwendige Netzwerkarbeit: Kreispräventionsrat OSL traf sich zu erster Sitzung in 2017
Zur ersten Sitzung des Kreispräventionsrates in diesem Jahr hatte unlängst der Landkreis Oberspreewald-Lausitz eingeladen. Ziel des 2002 gegründeten Gremiums ist es, kriminalpräventive Maßnahmen zu initiieren, zu koordinieren und zu unterstützen, um die Kriminalitätshäufigkeit zu senken und das Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen und damit die Lebensqualität im Landkreis zu verbessern. Die Schwerpunkte der Gremiumsarbeit liegen in politisch motiviertem Extremismus, der Gewaltprävention, dem Kinder- und Jugendschutz, Drogenmissbrauch sowie Städtebau- und Kriminalitätsprävention.
Neben der Kreistagsvorsitzenden Martina Gregor-Ness waren am Donnerstag, den 27. April leitende Vertreter der Kreisverwaltung, des Amtsgerichtes Senftenberg, der Staatsanwaltschaft Cottbus, des Klinikums Niederlausitz, der Kommunen Senftenberg und Lübbenau/Spreewald, des Jobcenters OSL und der Bundesagentur für Arbeit sowie der Polizeiinspektion Oberspreewald-Lausitz der Einladung in die Kreisverwaltung im Dubinaweg in Senftenberg gefolgt. Nach der Begrüßung durch den Dezernenten für Gesundheit, Jugend und Soziales, Alexander Erbert, führte die Leiterin des Jugendamtes, Manina Miltz, durch die Tagesordnung.
Eine Aufgabe des Gremiums besteht in der kontinuierlichen Analyse der Kriminalitätsentwicklung. Rüdiger Schiesko, Leiter der Polizeiinspektion Oberspreewald-Lausitz, wies in seiner Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik des Jahres 2016 auf eine beachtliche Senkung der Kriminalfälle um mehr als 3.000 Fälle im Landkreis OSL in den vergangenen zwei Jahren hin. Grund hierfür sei die Arbeit einer zu diesem Zweck gegründeten Einsatz- und Ermittlungsgruppe, wodurch es zu einer spürbaren Lageberuhigung im gesamten Landkreis kam. Der sinkende Anteil der Jugendkriminalität mache derzeit einen geringen Anteil der Straftaten aus. Hinsichtlich der Präventionsarbeit liegen die Arbeitsschwerpunkte der Polizei, so Schiesko, in der Sucht- und Beschaffungskriminalität sowie der Internetkriminalität.
Den gesunkenen Anteil der Jugendkriminalität konnte die Direktorin des Amtsgerichtes Senftenberg, Marion Müller, so bestätigen. Arbeitsschwerpunkt am Amtsgericht stellen derzeit Bußgeldverfahren dar. Schwerpunkte hinsichtlich präventiver Maßnahmen sieht Müller in der Integration gleichermaßen wie für das Thema Reichsbürger. Jugendschutzverfahren seien hingegen ein dringendes Thema, das das Amtsgericht beschäftigt. Hier sind die Betroffenen von Gewalt- und Sexualdelikten Kinder und Jugendliche, und Erwachsene die Täter.
Auch für die Leiterin des Jugendamtes, Manina Miltz, stellt der Kinderschutz den Schwerpunkt der Kinder- und Jugendhilfearbeit dar. So sei die Zahl der Kinderschutzmeldungen in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, waren es 2011 noch 88 Meldungen, die zur Anzeige kamen, so waren im vergangenen Jahr 306 Meldungen zu verzeichnen. Die Jugendamtsleiterin führt dies vor allem auf das 2012 in Kraft getretene Bundeskinderschutzgesetz und die damit einhergehende erhöhte Sensibilität der Bürger für eine Kindeswohlgefährdung zurück. Zunehmend betroffen sind Inobhutnahmen durch das Jugendamt durch Eltern mit Drogenhintergrund. Rund 30 Prozent der Fälle hängen mit Sucht, u.a. dem Konsum von Crystal Meth, zusammen. Die Mitarbeiter sowohl des Jugendamtes als auch externer Träger wurden dahingehend spezialisiert und fortgebildet. Die Kooperation mit der Suchthilfe, der Polizei und dem Klinikum Niederlausitz wurde intensiviert. Das Jugendamt ist in Netzwerke zur Suchtprävention in Lauchhammer und Senftenberg eingebunden.
Wie die Vertreterin des Klinikums Niederlausitz, die leitende Oberärztin Dr. med. Larissa de la Fontaine betonte, sei Crystal Meth zudem nicht mit anderen Drogen gleichzusetzen. Sie machte in Bezug auf Crystal Meth-Konsum im Zusammenhang mit Gewaltkriminalität auf die dringend notwendige Klärung vorläufiger Maßregelvollzugsmaßnahmen aufmerksam. Eine verstärkte Kommunikation sei dahingehend notwendig, jedoch nicht ausreichend, so waren sich die Vertreter von Klinikum, Polizeiinspektion und Staatsanwaltschaft einig. Hier sei der Gesetzgeber gefragt, machte die Kreistagsvorsitzende Martina Gregor-Ness deutlich. Für Dr. de la Fontaine stellt vor allem die möglichst früh anzusetzende, sogenannte Primärprävention den Schwerpunkt der Präventionsarbeit dar. Dafür wies sie auf die Bedeutung der Arbeit von Netzwerken wie „Gesunde Kinder“ oder „Klasse 2000“ insbesondere für Kinder im Alter zwischen 0 bis 10 Jahren hin. Auch der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Klaus Bethke, bekräftigte die Wichtigkeit frühzeitiger Prävention. Ferner berichtete er von einem zu verzeichnenden Anstieg nichtstofflicher Süchte in der Beratungspraxis des Gesundheitsamtes.
Ebenso wie der Landkreis OSL unterstützt die Stadt Senftenberg aktiv Präventionsprogramme wie „Papilio“ sowie das vom Landkreis initiierte Programm „Klasse 2000“. Derzeit finde eine Plakat- und Graffiti-Aktion mit Schülern statt, worauf der Leiter des Ordnungsamtes Senftenberg, André Nickel hinwies. Präventionsschwerpunkte sieht er für die Stadt Senftenberg in der Einbruchs- und Diebstahlkriminalität, der Suchtprävention und der Integrationsarbeit. Einbruchs- und insbesondere Viehdiebstähle seien derzeit auch für die Stadt Lübbenau/Spreewald das Schwerpunktthema der Präventionsarbeit, ergänzte dessen Fachbereichsleiter für zentrale Steuerung, Rainer Schamberg.
Am Ende des Treffens bekräftigten die Gremiumsmitglieder die bestehende Netzwerksarbeit und beschlossen, diese weiter zu intensivieren, u.a. um Präventionsmaßnahmen untereinander noch besser zu koordinieren und lokale Präventionsarbeit zu unterstützen. Ein nächstes Treffen wurde vereinbart. Soweit notwendig werden dazu themenbezogen erforderliche Sachverständige und Gäste eingeladen.
pm/red