Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier hat heute im Rahmen einer Festveranstaltung im Brandenburger Dom das Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. mit dem Brandenburger Freiheitspreis 2016 ausgezeichnet.
Steinmeier ist der Schirmherr des Preises, der letztes Jahr vom Domstift Brandenburg anlässlich des 850jährigen Domjubiläums ausgelobt wurde. Eine fünfköpfige Jury unter Vorsitz des Domdechanten Prof. Dr. Wolfgang Huber hatte das Menschenrechtszentrum aus zahlreichen Vorschlägen ausgewählt. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Er wird alle zwei Jahre, immer am Tag der Grundsteinlegung des Domes, verliehen. Finanziert wird der Preis durch die Deutsche Bank und den Technologiekonzern im Automobilsektor ZF Friedrichshafen. Als Vertreter waren Jürgen Fitschen, ehemaliger Co-Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank AG, sowie Andreas Hartmann, Generalbevollmächtigter der ZF Friedrichshafen AG, anwesend.
Unter den rund 200 Gästen im Brandenburger Dom waren zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Religion und Kultur. Das Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. wurde 2007 gegründet. Mehrheitlich engagieren sich hier ehemalige politische Gefangene des einstigen Zuchthauses. Der Verein hat 2011 das gesamte frühere Gefängnisareal erworben und betreibt in den z.T. noch original erhaltenen Gebäuden eine Gedenk- und Bildungsstätte.
Prof. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und Mitglied der Jury des Freiheitspreises, begründete die Entscheidung u.a. damit, „dass die ehemaligen politischen Gefangenen nicht nur an das vergangene Unrecht erinnerten, sondern sich aktiv für die Opfer von gegenwärtiger Unfreiheit und fehlender Rechtsstaatlichkeit einsetzten.” Für das Menschenrechtszentrum nahmen die beiden Vorsitzenden des Vereins, Sylvia Wähling und Dieter Dombrowski, Vizepräsident des Brandenburgischen Landtages und ehemaliger Häftling, die Auszeichnung entgegen. Dombrowski freut sich: „Besonders junge Menschen sollen durch die Auseinandersetzung mit dem Schicksal politischer Gefangener in der DDR dafür sensibilisiert werden, dass die Werte einer freiheitlich-demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaft erhaltenswert sind, und dass Menschenrechte nicht nur im Grundgesetz, sondern auch in der Realität geachtet werden müssen. Wir nehmen diesen Preis stellvertretend für all die Menschen an, die den Glauben an die Freiheit nie aufgegeben haben.“
Steinmeier würdigte das Zentrum in seiner Laudatio. „Das Menschenrechtszentrum und ehemalige Zuchthaus Cottbus verkörpert den Wert der Freiheit durch die Erfahrung der Unfreiheit! Wir zeichnen die ehemaligen Häftlinge und Initiatoren des Menschenrechtszentrums aus – nicht nur aus Respekt vor den Erfahrungen, die sie und andere Opfer von DDR-Unrecht machen mussten, sondern wegen der Lehren, die sie daraus gezogen haben. In der Not der Unfreiheit haben sie erkannt, dass die Freiheit lebensnotwendig ist – und zwar für alle Menschen. Dafür setzen sie sich heute in bewundernswerter Weise ein.“
Der Brandenburger Freiheitspreis wird an herausragende Personen oder Institutionen vergeben, die engagiert und vorbildlich in den Bereichen Kultur, Religion, Wirtschaft oder Politik zur Verwirklichung des Freiheitsgedankens beigetragen haben. Der Jury gehören an: Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Dr. Jakob Hein, Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Huber, Prof. Dr. Christoph Möllers und Dr. Sigrid Nikutta.
Der Fraktionsvorsitzende der Brandenburger CDU, Ingo Senftleben, gratulierte dem Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.:
„Das Menschenrechtszentrum und sein Vorsitzender, Dieter Dombrowski, leisten einen unschätzbar wichtigen Dienst bei der Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte. Im ehemaligen Zuchthaus Cottbus wurde ein Ort der Erinnerung und Mahnung geschaffen, dessen klare Botschaft weit über die Grenzen Brandenburgs vernehmbar geworden ist. Damit erfüllt der Verein genau die Anliegen des Domstifts Brandenburg, das den Freiheitspreis ausgelobt hatte.
Die Ungerechtigkeit, die jedem Opfer der SED-Diktatur widerfahren ist, kann nicht ungeschehen gemacht, erlittenes Leid nicht beglichen werden. Wir müssen aber danach streben, dass diesen Menschen die verdiente Anerkennung zuteilwird und ihr Schicksal unvergessen bleibt. Eine Lehre aus der sozialistischen Diktatur lautet: Freiheit ist nicht selbstverständlich, Freiheit muss stets verteidigt werden. Diese Mahnung gerade bei jüngeren Generationen, immer wieder in Erinnerung zu rufen, ist eines der erklärten Ziele des Menschenrechtszentrums. Unser Dank gilt all den Vereinsmitgliedern und Mitstreitern, die sich seit Jahren mit hohem privaten Engagement diesem Anliegen verschrieben haben.“
pm/red