“Wir sind aus allen Wolken gefallen, als der Anruf mit der Ankündigung der Nominierung für den Panter Preis kam“ sagte Ursula Eichendorff vom Verein “Eine Spinnerei – vom nachhaltigen Leben e. V.“ Der taz Panter Preis zeichnet Menschen aus, die sich mit starkem persönlichem Einsatz für eine bessere Welt engagieren. Jedes Jahr werden dafür zwei mit je 5.000 Euro dotierte Preise verliehen. Vom 6. August – 4. September kann jeder per Mail, per Post oder auf der Internetseite www.taz.de/panter für das Projekt abstimmen.
Im Jahr 2011 haben vier junge Menschen in der Nähe des Braunkohle-Tagebaus Nochten eine alte Holzwollspinnerei erworben. Sie wollen dort möglichst naturnah und nachhaltig leben. Und ihr Wissen teilen. Ein eigens dafür gegründeter Verein hat mittlerweile etwa 20 Mitglieder. Auf dem Gelände dieser ehemaligen Spinnerei sind sie dabei, die Gebäude Instand zu setzen, mit überwiegend gebrauchten Materialien. Auch auf unkonventionelle Art und Weise. „Wir hörten z.B. von Tausenden alten Tassen vom Dresdner Weihnachtsmarkt, die entsorgt werden sollten. Die dienen nun als Bodendämmung zwischen den Stockwerken des Hauses“, berichtet Adrian Rinnert, der mit seiner Frau und seinem Kind in einer bereits wieder hergestellten Haushälfte wohnt. „Selbst Bundestags- und Landtagsabgeordnete kamen schon, um sich über umweltfreundliches Leben auf dem Land zu informieren.“ Der Verein bietet mittlerweile ein Kindersommercamp, Kinoabende und Workshops an.
Doch das Projekt ist bedroht. Durch Nochten II soll ein neuer Braukohletagebau kommen. „Wir wehren uns gegen die geplante Vernichtung der wertvollen Kultur- und Naturlandschaft für die Braunkohle, die in den nächsten Jahren überhaupt nicht mehr gebraucht wird.“, sagt Adrian Rinnert. „Niemand sagt: Sofort alles stillegen und raus aus der Kohle, aber mittelfristig muss Schluss sein.“ Deshalb gründeten sie im Jahr 2013 das Aktionsbündnis „Strukturwandel jetzt – Kein Nochten II“. Seitdem wurde u.a mehrfach ihr Briefkasten gesprengt und wiederholt widerrechtlich das Kindersommercamp des Vereins untersagt. „Als Tagebaukritiker sind wir starken Anfeindungen der Kohlelobby ausgesetzt. Aber wir bleiben dabei: Im Rahmen unserer Möglichkeiten wollen wir einen Beitrag zum anstehenden Strukturwandel mit neuen Ideen und vielen anpackenden Händen leisten“, erklärt Ursula Eichendorff.
pm/red
Foto: Eine Spinnerei – vom nachhaltigen Leben e.V.