Über 1.500 Aktivist*innen von Ende Gelände blockieren seit Stunden das Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe in der Lausitz. Der Betreiber Vattenfall musste daraufhin die Leistung des Kraftwerks um 80 Prozent drosseln. „Wenn keine Kohle mehr zum Kraftwerk durchkommt, geht der Ausstieg schneller als gedacht“, kommentiert Hannah Eichberger, Pressesprecherin des Bündnisses Ende Gelände. „Wir zeigen: Kohlekraftwerke sind verzichtbar. Die Zukunft ist erneuerbar.“
Die Aktivist*innen sitzen auf den Schienen westlich und östlich des Kraftwerks. Zugleich blockieren Kleingruppen mit Ankett- und Abseilaktionen alle drei Kohlebahnen zum Kraftwerk. In der Folge reduzierte Vattenfall die Leistung der beiden 800-MW-Blöcke des Kraftwerks laut der Leipziger Strombörse im Block A schon am Freitagabend um 100 Megawatt und im Block B um fast 380 MW. Am Samstagmittag regelte der Energiekonzern Block A um weitere 452 MW runter, Block B um 755 MW.
Nach aktuellstem Stand muss das Kraftwerk um 14 Uhr seinen Betrieb ganz einstellen, sollte kein weiterer Kohlezug die Anlagen erreichen. Betroffen davon wäre weniger die Stromversorgung, sondern die Wärmeversorgung von Spremberg und Hoyerswerda. Welche konkreten Auswirkungen auftreten, ist noch nicht absehbar.
In den Nachmittagsstunden des 14. Mai 2016 verschafften sich zirka 300 Personen aus den seit Tagen andauernden Aktionen vom „Klimacamp“ und „Ende im Gelände“ gewaltsam Zugang zum Kraftwerk in Schwarze Pumpe. Sie übten Gewalt gegen das Sicherheitspersonal des Unternehmens und die Umfriedung des Kraftwerkes aus, indem sie im Werkseingangsbereich die Zäune niederrissen und sich dann auf das Werksgelände begaben. Vattenfall hat Strafanzeige erstattet und Strafantrag gestellt. „Entgegen der Aussagen von Klimacamp und Ende Gelände differenzieren sich die Gruppen nicht in gewaltbereite und friedliche Demonstranten, sondern haben sich mehrheitlich in einem Gewaltkonsens zusammengefunden, der sich gegen unser Unternehmen und unsere Aufgabe als Energieerzeuger richtet“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Vattenfall Europe Mining und Vattenfall Europe Generation, Dr. Hartmuth Zeiß.
Die Polizei bot an, das Gelände friedlich wieder zu verlassen, was einige Aktivisten annahmen, andere nicht.Durch die eingesetzten Polizeikräfte konnten 130 Personen vorläufig festgenommen werden. Zwei Personen der Umweltaktivisten zogen sich dabei Verletzungen zu. Sie wurden durch Rettungskräfte zur ärztlichen Versorgung in ein Krankenhaus gebracht. Am heutigen Sonntag wurden die Aktivisten wieder freigelassen. Die Ermittlungen zum Tatverdacht des schweren Landfriedensbruchs zum Nachteil des Unternehmen Vattenfall dauern weiterhin an. Die Erstürmung des Kraftwerks ist unter den Kohlegegnern nicht unumstritten.
Darüber hinaus wurde gestern über Facebook zu einer Gegendemo von Braunkohlebefürwortern aufgerufen. Etwa 500 Menschen versammelten sich am Kraftwerk Schwarze Pumpe, darunter Anwohner, Gewerkschafter und Mitarbeiter Vattenfalls. Nach der Demonstration (Anmerkung der Redaktion, urprünglich hatten wir: “Im späteren Verlauf” geschrieben. Es sollte jedoch nicht der Eindruck erweckt werden, dass damit die Demonstration gemeint war! Falls dies der Fall ist, Entschuldigung!) versuchte eine größere Gruppe von Vattenfallmitarbeitern, IGBCE-Fahnen schwenkenden Menschen (ob es Mitglieder waren kann nicht bestätigt werden) und anscheinend auch Neonazis, wie die TAZ (http://www.taz.de/Antikohleproteste-Ende-Gelaende/!5305477/) und Augenzeugen berichten, die Blockade des Schienenknotens zu stürmen, dabei kam es zu Auseinandersetzungen von Kohlegegnern und Befürwortern. Die Polizei musste einschreiten und beide Gruppen voneinander trennen. Die Gewerkschaft distanzierte sich von der Aktion und Personen.
Fotos: Ende Gelände und Vattenfall