Am 9.1.2008 schrieb Herr Torsten Richter in der Senftenberger Lokalausgabe der Lausitzer Rundschau unter der Überschrift „Dresden ist weiter als Berlin“:
„Neulich im Bahnhof Senftenberg: Jemand kauft sich am Automaten eine Fahrkarte nach Berlin für 14,10 Euro. Sein Hintermann verlangt ein Ticket nach Dresden und bezahlt 14,60 Euro. Laut Schulatlas ist Dresden von der Seestadt rund 60 Kilometer entfernt, Berlin dagegen gut 140. Anscheinend gelten bei der Bahn andere Entfernungen. Immerhin: Dresden ist im sächsischen Ausland gelegen, die deutsche Hauptstadt bemüht sich dagegen noch immer um eine Fusion mit ihrem Umland. So fahrt man bis Berlin in einem Verkehrsverbund, Dresden hingegen zählt zum Fernverkehr. Warum die Fahrgäste allerdings für eine nicht mal halb so lange Strecke 50 Cent mehr zahlen müssen, bleibt eines der vielen gut gehüte-ten Geheimnisse der Deutschen Bahn.“
Meine Gedanken sind dazu:
Auf die Problematik des teuren Reisens hat bereits, ausgehend von eigenen Erfahrungen, Theodor Fon-tane 1864 aufmerksam gemacht, allerdings mit der Sicht auf die damals verbreitetere Art des Reisens, nämlich mit dem Fuhrwerk oder der Kutsche: Er schreibt darüber in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Die Grafschaft Ruppin. Vorwort zur Zweiten Auflage: Statt eines regelrechten Vorwortes heute lieber ein Wort über “reisen in der Mark“…
„Fünftens und letztens. Wenn du das Wagstück wagen willst – „füll deinen Beutel mit Geld“. Rei-sen in der Mark ist alles andere eher als billig. Glaube nicht, weil du die Preise kennst, die Sprache sprichst und sicher bist vor Kellner und Vetturinen, dass du sparen kannst; glaube vor allem nicht, dass du es deshalb kannst, „weil ja alles so nahe liegt“. Die Nähe tut es nicht. In vielen bereisten Ländern kann man billig reisen, wenn man anspruchslos ist; in der Mark kannst du es nicht, wenn du nicht das Glück hast, zu den „Dauerläufern“ zu gehören. Ist dies nicht der Fall, ist dir der Wagen ein unabweisliches Wanderungsbedürfnis, so gib es auf, für ein Billiges deine märkische Tour machen zu wollen. Eisenbah-nen, wenn du „ins Land“ willst, sind in den wenigsten Fällen nutzbar; also – Fuhrwerk. Fuhrwerk aber ist teuer. Man merkt dir bald an, dass du fortwillst oder wohl gar fort musst, und die märkische Art ist nicht so alles Kaufmännischen bar und bloß, dass sie daraus nicht Vorteil ziehen sollte. Wohlan denn, es kann dir passieren, dass du, um von Fürstenwalde nach Buckow oder von Buckow nach Werneuchen zu kom-men, mehr zahlen musst, als für eine Fahrt nach Dresden hin und zurück. Nimmst du Anstoß an solchen Preisen und Ärgernissen – so bleibe zu Hause.“
Abgesehen davon, dass die Niederlausitz nicht zur Mark Brandenburg gehörte, sondern eigenständiges Markgraftum war und erst 1815 zu Preußen kam, ist die gleiche Sichtweise für die Niederlausitz wohl legitim und noch heute aktuell. Aber heute wäre es wohl noch teurer, wenn man die Kutsche nimmt und nicht den Zug für eine Fahrt von Senftenberg nach Dresden, denn heute wäre das ein touristisches High-light, das sich nur Wenige leisten könnten. Vielleicht aber dann doch wieder billiger als bis nach Ber-lin…? Übrigens sind es auch die vier vorher gehenden Punkte wert, die Fontane über „reisen in der Mark“ aufgeschrieben hat, einmal mit dem Bezug auf das Heute gelesen zu werden, besonders von den Touristi-kern unter uns Erdenbürgern…
Gerd Laeser
Lübbenau
Am 9.1.2008 schrieb Herr Torsten Richter in der Senftenberger Lokalausgabe der Lausitzer Rundschau unter der Überschrift „Dresden ist weiter als Berlin“:
„Neulich im Bahnhof Senftenberg: Jemand kauft sich am Automaten eine Fahrkarte nach Berlin für 14,10 Euro. Sein Hintermann verlangt ein Ticket nach Dresden und bezahlt 14,60 Euro. Laut Schulatlas ist Dresden von der Seestadt rund 60 Kilometer entfernt, Berlin dagegen gut 140. Anscheinend gelten bei der Bahn andere Entfernungen. Immerhin: Dresden ist im sächsischen Ausland gelegen, die deutsche Hauptstadt bemüht sich dagegen noch immer um eine Fusion mit ihrem Umland. So fahrt man bis Berlin in einem Verkehrsverbund, Dresden hingegen zählt zum Fernverkehr. Warum die Fahrgäste allerdings für eine nicht mal halb so lange Strecke 50 Cent mehr zahlen müssen, bleibt eines der vielen gut gehüte-ten Geheimnisse der Deutschen Bahn.“
Meine Gedanken sind dazu:
Auf die Problematik des teuren Reisens hat bereits, ausgehend von eigenen Erfahrungen, Theodor Fon-tane 1864 aufmerksam gemacht, allerdings mit der Sicht auf die damals verbreitetere Art des Reisens, nämlich mit dem Fuhrwerk oder der Kutsche: Er schreibt darüber in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Die Grafschaft Ruppin. Vorwort zur Zweiten Auflage: Statt eines regelrechten Vorwortes heute lieber ein Wort über “reisen in der Mark“…
„Fünftens und letztens. Wenn du das Wagstück wagen willst – „füll deinen Beutel mit Geld“. Rei-sen in der Mark ist alles andere eher als billig. Glaube nicht, weil du die Preise kennst, die Sprache sprichst und sicher bist vor Kellner und Vetturinen, dass du sparen kannst; glaube vor allem nicht, dass du es deshalb kannst, „weil ja alles so nahe liegt“. Die Nähe tut es nicht. In vielen bereisten Ländern kann man billig reisen, wenn man anspruchslos ist; in der Mark kannst du es nicht, wenn du nicht das Glück hast, zu den „Dauerläufern“ zu gehören. Ist dies nicht der Fall, ist dir der Wagen ein unabweisliches Wanderungsbedürfnis, so gib es auf, für ein Billiges deine märkische Tour machen zu wollen. Eisenbah-nen, wenn du „ins Land“ willst, sind in den wenigsten Fällen nutzbar; also – Fuhrwerk. Fuhrwerk aber ist teuer. Man merkt dir bald an, dass du fortwillst oder wohl gar fort musst, und die märkische Art ist nicht so alles Kaufmännischen bar und bloß, dass sie daraus nicht Vorteil ziehen sollte. Wohlan denn, es kann dir passieren, dass du, um von Fürstenwalde nach Buckow oder von Buckow nach Werneuchen zu kom-men, mehr zahlen musst, als für eine Fahrt nach Dresden hin und zurück. Nimmst du Anstoß an solchen Preisen und Ärgernissen – so bleibe zu Hause.“
Abgesehen davon, dass die Niederlausitz nicht zur Mark Brandenburg gehörte, sondern eigenständiges Markgraftum war und erst 1815 zu Preußen kam, ist die gleiche Sichtweise für die Niederlausitz wohl legitim und noch heute aktuell. Aber heute wäre es wohl noch teurer, wenn man die Kutsche nimmt und nicht den Zug für eine Fahrt von Senftenberg nach Dresden, denn heute wäre das ein touristisches High-light, das sich nur Wenige leisten könnten. Vielleicht aber dann doch wieder billiger als bis nach Ber-lin…? Übrigens sind es auch die vier vorher gehenden Punkte wert, die Fontane über „reisen in der Mark“ aufgeschrieben hat, einmal mit dem Bezug auf das Heute gelesen zu werden, besonders von den Touristi-kern unter uns Erdenbürgern…
Gerd Laeser
Lübbenau
Am 9.1.2008 schrieb Herr Torsten Richter in der Senftenberger Lokalausgabe der Lausitzer Rundschau unter der Überschrift „Dresden ist weiter als Berlin“:
„Neulich im Bahnhof Senftenberg: Jemand kauft sich am Automaten eine Fahrkarte nach Berlin für 14,10 Euro. Sein Hintermann verlangt ein Ticket nach Dresden und bezahlt 14,60 Euro. Laut Schulatlas ist Dresden von der Seestadt rund 60 Kilometer entfernt, Berlin dagegen gut 140. Anscheinend gelten bei der Bahn andere Entfernungen. Immerhin: Dresden ist im sächsischen Ausland gelegen, die deutsche Hauptstadt bemüht sich dagegen noch immer um eine Fusion mit ihrem Umland. So fahrt man bis Berlin in einem Verkehrsverbund, Dresden hingegen zählt zum Fernverkehr. Warum die Fahrgäste allerdings für eine nicht mal halb so lange Strecke 50 Cent mehr zahlen müssen, bleibt eines der vielen gut gehüte-ten Geheimnisse der Deutschen Bahn.“
Meine Gedanken sind dazu:
Auf die Problematik des teuren Reisens hat bereits, ausgehend von eigenen Erfahrungen, Theodor Fon-tane 1864 aufmerksam gemacht, allerdings mit der Sicht auf die damals verbreitetere Art des Reisens, nämlich mit dem Fuhrwerk oder der Kutsche: Er schreibt darüber in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Die Grafschaft Ruppin. Vorwort zur Zweiten Auflage: Statt eines regelrechten Vorwortes heute lieber ein Wort über “reisen in der Mark“…
„Fünftens und letztens. Wenn du das Wagstück wagen willst – „füll deinen Beutel mit Geld“. Rei-sen in der Mark ist alles andere eher als billig. Glaube nicht, weil du die Preise kennst, die Sprache sprichst und sicher bist vor Kellner und Vetturinen, dass du sparen kannst; glaube vor allem nicht, dass du es deshalb kannst, „weil ja alles so nahe liegt“. Die Nähe tut es nicht. In vielen bereisten Ländern kann man billig reisen, wenn man anspruchslos ist; in der Mark kannst du es nicht, wenn du nicht das Glück hast, zu den „Dauerläufern“ zu gehören. Ist dies nicht der Fall, ist dir der Wagen ein unabweisliches Wanderungsbedürfnis, so gib es auf, für ein Billiges deine märkische Tour machen zu wollen. Eisenbah-nen, wenn du „ins Land“ willst, sind in den wenigsten Fällen nutzbar; also – Fuhrwerk. Fuhrwerk aber ist teuer. Man merkt dir bald an, dass du fortwillst oder wohl gar fort musst, und die märkische Art ist nicht so alles Kaufmännischen bar und bloß, dass sie daraus nicht Vorteil ziehen sollte. Wohlan denn, es kann dir passieren, dass du, um von Fürstenwalde nach Buckow oder von Buckow nach Werneuchen zu kom-men, mehr zahlen musst, als für eine Fahrt nach Dresden hin und zurück. Nimmst du Anstoß an solchen Preisen und Ärgernissen – so bleibe zu Hause.“
Abgesehen davon, dass die Niederlausitz nicht zur Mark Brandenburg gehörte, sondern eigenständiges Markgraftum war und erst 1815 zu Preußen kam, ist die gleiche Sichtweise für die Niederlausitz wohl legitim und noch heute aktuell. Aber heute wäre es wohl noch teurer, wenn man die Kutsche nimmt und nicht den Zug für eine Fahrt von Senftenberg nach Dresden, denn heute wäre das ein touristisches High-light, das sich nur Wenige leisten könnten. Vielleicht aber dann doch wieder billiger als bis nach Ber-lin…? Übrigens sind es auch die vier vorher gehenden Punkte wert, die Fontane über „reisen in der Mark“ aufgeschrieben hat, einmal mit dem Bezug auf das Heute gelesen zu werden, besonders von den Touristi-kern unter uns Erdenbürgern…
Gerd Laeser
Lübbenau
Am 9.1.2008 schrieb Herr Torsten Richter in der Senftenberger Lokalausgabe der Lausitzer Rundschau unter der Überschrift „Dresden ist weiter als Berlin“:
„Neulich im Bahnhof Senftenberg: Jemand kauft sich am Automaten eine Fahrkarte nach Berlin für 14,10 Euro. Sein Hintermann verlangt ein Ticket nach Dresden und bezahlt 14,60 Euro. Laut Schulatlas ist Dresden von der Seestadt rund 60 Kilometer entfernt, Berlin dagegen gut 140. Anscheinend gelten bei der Bahn andere Entfernungen. Immerhin: Dresden ist im sächsischen Ausland gelegen, die deutsche Hauptstadt bemüht sich dagegen noch immer um eine Fusion mit ihrem Umland. So fahrt man bis Berlin in einem Verkehrsverbund, Dresden hingegen zählt zum Fernverkehr. Warum die Fahrgäste allerdings für eine nicht mal halb so lange Strecke 50 Cent mehr zahlen müssen, bleibt eines der vielen gut gehüte-ten Geheimnisse der Deutschen Bahn.“
Meine Gedanken sind dazu:
Auf die Problematik des teuren Reisens hat bereits, ausgehend von eigenen Erfahrungen, Theodor Fon-tane 1864 aufmerksam gemacht, allerdings mit der Sicht auf die damals verbreitetere Art des Reisens, nämlich mit dem Fuhrwerk oder der Kutsche: Er schreibt darüber in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Die Grafschaft Ruppin. Vorwort zur Zweiten Auflage: Statt eines regelrechten Vorwortes heute lieber ein Wort über “reisen in der Mark“…
„Fünftens und letztens. Wenn du das Wagstück wagen willst – „füll deinen Beutel mit Geld“. Rei-sen in der Mark ist alles andere eher als billig. Glaube nicht, weil du die Preise kennst, die Sprache sprichst und sicher bist vor Kellner und Vetturinen, dass du sparen kannst; glaube vor allem nicht, dass du es deshalb kannst, „weil ja alles so nahe liegt“. Die Nähe tut es nicht. In vielen bereisten Ländern kann man billig reisen, wenn man anspruchslos ist; in der Mark kannst du es nicht, wenn du nicht das Glück hast, zu den „Dauerläufern“ zu gehören. Ist dies nicht der Fall, ist dir der Wagen ein unabweisliches Wanderungsbedürfnis, so gib es auf, für ein Billiges deine märkische Tour machen zu wollen. Eisenbah-nen, wenn du „ins Land“ willst, sind in den wenigsten Fällen nutzbar; also – Fuhrwerk. Fuhrwerk aber ist teuer. Man merkt dir bald an, dass du fortwillst oder wohl gar fort musst, und die märkische Art ist nicht so alles Kaufmännischen bar und bloß, dass sie daraus nicht Vorteil ziehen sollte. Wohlan denn, es kann dir passieren, dass du, um von Fürstenwalde nach Buckow oder von Buckow nach Werneuchen zu kom-men, mehr zahlen musst, als für eine Fahrt nach Dresden hin und zurück. Nimmst du Anstoß an solchen Preisen und Ärgernissen – so bleibe zu Hause.“
Abgesehen davon, dass die Niederlausitz nicht zur Mark Brandenburg gehörte, sondern eigenständiges Markgraftum war und erst 1815 zu Preußen kam, ist die gleiche Sichtweise für die Niederlausitz wohl legitim und noch heute aktuell. Aber heute wäre es wohl noch teurer, wenn man die Kutsche nimmt und nicht den Zug für eine Fahrt von Senftenberg nach Dresden, denn heute wäre das ein touristisches High-light, das sich nur Wenige leisten könnten. Vielleicht aber dann doch wieder billiger als bis nach Ber-lin…? Übrigens sind es auch die vier vorher gehenden Punkte wert, die Fontane über „reisen in der Mark“ aufgeschrieben hat, einmal mit dem Bezug auf das Heute gelesen zu werden, besonders von den Touristi-kern unter uns Erdenbürgern…
Gerd Laeser
Lübbenau