Kulturministerin Sabine Kunst und Infrastrukturministerin Kathrin Schneider haben in Potsdam gemeinsam mit Landeskonservator Dr. Thomas Drachenberg und Olaf Ihlefeldt, Kirchhofsverwalter Südwestkirchhof Stahnsdorf, eine Bilanz zur Denkmal-Förderung im Land Brandenburg präsentiert. Insgesamt wurden im Jahr 2015 rund 33,3 Millionen Euro aus Mitteln des Kulturministeriums und des Infrastrukturministeriums in die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmalen investiert.
Kulturministerin Sabine Kunst: „Die zahlreichen Gutshäuser, Kirchen, Industriebauten und Wohnhäuser sind nicht nur herausragende und einmalige Zeugnisse unserer kulturellen Vielfalt, Traditionen und Geschichte – sie sind aufgrund ihrer Authentizität und Anschaulichkeit besonders geeignet, Kinder und Jugendliche mit Geschichte und Kultur in Berührung zu bringen und tragen maßgeblich zur Identitätsstiftung bei. Auch die positive Entwicklung der Tourismuswirtschaft in den vergangenen Jahren verdanken wir in hohem Maße den Denkmalen, die – oft in Verbindung mit attraktiven kulturellen Angeboten – eine große Zahl von Touristen ins Land locken“, so Kunst. „Das Land unterstützt den Erhalt von Denkmalen mit jährlich mehr als 12 Millionen Euro. Ich freue mich, dass wir in diesem Jahr erstmals zusätzliche Landesmittel zur Sicherung von bedrohten Denkmalen bereitstellen konnten. Damit können wir den Einsatz von Initiativen, Kirchengemeinden, Fördervereinen und Freiwilligen vor Ort wirksamer als bisher unterstützen. Das Engagement reicht von Spenden über Benefiz-Aktionen bis zu ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen. Dieses Engagement begrüße ich sehr. Ein wirksamer und nachhaltiger Schutz unserer Denkmale kann nur dann gelingen, wenn sich viele damit identifizieren, sich dafür engagieren und die Denkmale mit Leben füllen.“
Infrastrukturministerin Kathrin Schneider: „Die historischen Innenstädte haben sich in den vergangenen 25 Jahren wieder zu lebendigen und unverwechselbaren Zentren entwickelt. Das ist eine Erfolgsgeschichte, die wir fortsetzen wollen. Für 2016 bis 2019 wurden bereits 51 Mio. Euro Bundes- und Landesmittel für den städtebaulichen Denkmalschutz bewilligt. Die Städte haben damit Planungssicherheit für anstehende Projekte. Die restaurierten Gebäude sollten möglichst zu Wohn- und Arbeitsstätten- oder Treffpunkten für die Bürgerinnen und Bürger werden. Auf diese Weise entwickeln sich die Stadtzentren zu dem was sie sein sollen: Zu einem lebendigen Mittelpunkt einer Stadt.“
Landeskonservator Thomas Drachenberg: „Denkmale sind die Basis unserer Baukultur. Zur Erhaltung bedarf es langfristiger Strategien. Hierzu zählt auch die Sicherung, um Zeit für Finanzierungs-, Restaurierungs- und Nutzungskonzepte zu haben. Voraussetzung ist eine praxisnahe, kompetente denkmalfachliche Beratung und die Kontinuität sowie der zielgerichtete Einsatz von Fördermitteln.“
Olaf Ihlefeldt, Kirchhofsverwalter Südwestkirchhof Stahnsdorf: „Der Südwestkirchhof Stahnsdorf gehört neben Venedigs Toteninsel San Michele, dem Wiener Zentralfriedhof und dem Friedhof Père Lachaise in Paris zu den herausragenden internationalen Begräbnisstätten. Er ist der größte Waldfriedhof, die letzte Ruhestätte herausragender Persönlichkeiten, hat die bedeutendsten Denkmäler der Bestattungskunst und eine einzigartige norwegische Holzkirche im Jugendstil. Der Südwestkirchhof ist eine beeindruckende Dokumentation der Bestattungskultur aus zwei Jahrhunderten: Neben reich verzierten Grabsteinen und überdimensionalen Grabwänden findet man auch Mausoleen im Stil des Klassizismus und des Expressionismus sowie des Barock und der Gotik“, so Ihlefeldt. „Die Erhaltung dieses einzigartigen kultur- und kunsthistorisch bedeutsamen Denkmalensembles kann die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz nicht alleine leisten – hierfür benötigt sie die Unterstützung des Bundes, des Landes und privater Initiativen. Friedhöfe, egal ob konfessionell oder städtisch, sollten in einer angemessenen Form wieder Lebensräume werden. Der Südwestkirchhof ist das beste Beispiel dafür, dass Friedhöfe auch heute noch Orte der Würde und Tradition, aber auch der Regeneration und Begegnung sein können.“
Das Kulturministerium hat die Erhaltung und Sanierung von Denkmalen in diesem Jahr mit rund 12,3 Millionen unterstützt. Davon flossen rund 1,27 Millionen Euro in die Denkmalförderprogramme des Ministeriums:
- Mit rund 630.000 Million Euro wurde das Bundesprogramm zur Erhaltung national bedeutender Denkmale kofinanziert. Damit wurden die Sanierung der Borsighalle in Eberswalde, der Galopprennbahn Hoppegarten, des früheren königlichen Eisenhütten- und Hammerwerks in Peitz, der Klosterkirche Kloster Zinna sowie der Förderbrücke F 60 in Lichterfeld gefördert.
- Im Rahmen der konzertierten Denkmalförderung standen rund 390.000 Euro für insgesamt 16 Denkmal-Projekte zur Verfügung.
- Erstmals standen zusätzliche Landesmittel zur Sicherung von bedrohten Denkmalen zur Verfügung. Mit der Denkmalhilfe in Höhe von 250.000 Euro konnten elf dringende Sanierungs- und Sicherungs-Projekte gefördert werden (s. Anlage). Im nächsten Jahr stehen dafür 500.000 Euro bereit.
Die Stiftungen erhielten rund 8,15 Millionen Euro für den Erhalt ihrer Bausubstanz:
- Rund 7,7 Millionen erhielt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für den Erhalt ihrer rund 300 historischen Bauten, Anlagen und knapp 800 Hektar Gartenanlagen.
- Rund 451.000 Euro flossen an die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten für die Sanierung des historischen Baubestandes.
Mit rund 2,88 Millionen Euro wurden Kirchen und Religionsgemeinschaften bei der Sanierung von sakralen Gebäuden gefördert:
- Rund 1,61 Millionen Euro gingen an die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz für die Sanierung von 31 Kirchen. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland erhielt rund 138.000 Euro für Baumittel. Rund 973.000 Euro gingen an den Brandenburger Dom.
- Die Katholische Kirche erhielt rund 90.000 Euro für vier Sanierungsprojekte im Erzbistum Berlin sowie im Bistum Görlitz.
- Die Jüdischen Gemeinden erhielten rund 50.000 Euro für zwei Projekte.
- Die Evangelisch-Lutherische Kirche erhielt 20.000 Euro für ein Projekt.
Das Infrastrukturministerium bewilligte in diesem Jahr insgesamt knapp 21 Millionen Euro für den städtebaulichen Denkmalschutz. Damit konnten 34 Maßnahmen in 30 Kommunen gefördert werden.
In vielen Städten und Gemeinden ist die Erhaltung und Nutzung des Denkmalbestands inzwischen dank der Städtebau- und Wohnraumförderung weitgehend gesichert. Allein im Bund-Länder-Programm Städtebaulicher Denkmalschutz wurden seit der Wende 30 Städte mit etwa 731 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln gefördert. Einschließlich der kommunalen Eigenanteile sind das 906 Millionen Euro. Darunter sind nicht nur die Oberzentren Brandenburg an der Havel und Potsdam, sondern auch viele kleinere Städte wie Rheinsberg, Templin oder Werder/Havel. So konnte nach 1991 der Verfall der historischen Gebäudesubstanz im Land Brandenburg gestoppt werden. Dies ist auch dem Engagement von privaten Investoren, Wohnungswirtschaft, Landkreisen und Kommunen zu verdanken.
Beispiele für städtebaulichen Denkmalschutz des Infrastrukturministeriums finden sich in der Anlage sowie unter: www.zukunft-innenstadt.brandenburg.de
Beispiele für städtebaulichen Denkmalschutz des Infrastrukturministeriums
Im April 2015 hat Bauministerin Kathrin Schneider die sanierte Schlosskirche in Altlandsberg (Landkreis Märkisch Oderland) eröffnet. Das Gebäude wird seitdem als Kultur- und Veranstaltungsort genutzt. Die Sanierung wurde mit rund 1,9 Millionen Euro Bundes- und Landesmitteln aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ gefördert. Grundlage für Umgestaltung und Sanierung des Schlossgutes Altlandsberg war ein Nutzungskonzept, das in Zusammenarbeit mir den Bürgerinnen und Bürgern entstand. Es wurde beim Innenstadtwettbewerb 2014 ausgezeichnet. Die Kleinstadt Altlandsberg erhielt für Ihr Sanierungsgebiet Historischer Stadtkern bisher rund 20,6 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel. Damit ist der Sanierungsbedarf nach Einschätzung des brandenburgischen Bauministeriums weitgehend gedeckt.
Im August 2015 wurde in Lenzen (Landkreis Prignitz) das Einzeldenkmal in der Hamburger Straße 48/49 im Sanierungsgebiet „Alter Stadtkern“ eröffnet. Die Sanierung des stadtbildprägenden Gebäudes wurde mit rund 1 Million Euro von Bund und Land unterstützt. Aus dem Programm der Integrierten ländlichen Entwicklung wurden 226.000 Euro bereitgestellt. Die Stadt hat sich mit 300.000 Euro beteiligt. Die Sanierung dieses lange Zeit leerstehenden Gebäudes bedeutet eine weitere Aufwertung des historischen Stadtkerns. Die Stadt Lenzen und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) nutzen das Gebäude unter anderem als Begegnungsstätte für Ausstellungen und die Unterbringung von Praktikantinnen und Praktikanten. Der öffentliche Straßenraum konnte im Sanierungsgebiet „Alter Stadtkern“ komplett instandgesetzt werden und auch die Denkmale sind bereits zur Hälfte saniert. Bund und Land haben für die Stadtentwicklung insgesamt rund 16,1 Millionen Euro bereitgestellt.
Im September 2015 wurde eine Ausstellung zum Sanierungsgebiet „Holländisches Viertel“ in Potsdam eröffnet, die die Investitionen in den historischen Stadtteil zu dessen Rettung dokumentiert. Seit 1991 haben Bund und Land rund 15 Millionen Euro für die Sanierung des Denkmalensembles bereitgestellt. Das Holländische Viertel gilt als größtes zusammenhängendes Bauensemble und Kulturdenkmal holländischen Stils außerhalb der Niederlande in Europa. Das Sanierungsgebiet „Holländisches Viertel“ wurde 1991 in das Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ aufgenommen. Die wesentlichen Sanierungsziele, wie Erhalt und Sanierung der denkmalgeschützten Baustruktur, Reparatur und Erneuerung des öffentlichen Raumes, Stärkung der Mischung von Wohnen und Gewerbe, Verbesserung der Infrastruktur, wurden erreicht. Die Gebäude sind zu 90 Prozent saniert, Straßen, Wege und Plätze sind erneuert. Seit 1992 ist ein Bevölkerungszuwachs um rund 62 Prozent zu verzeichnen und seit 2000 ein ebenso hoher Gewerbezuwachs.
Quelle: Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg