„Brandenburg will Dich! Hier hat Ausbildung Zukunft.“
In Brandenburg begann am heutigen Montag eine landesweite Aktionswoche Ausbildung. Zum Auftakt werden heute Landesregierung, Arbeitgeber, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Gewerkschaften, die Bundesagentur für Arbeit und weitere Partner gemeinsam ein klares Signal setzen, wie in den kommenden Jahren noch gezielter jungen Menschen aufgezeigt werden kann, welche großartigen Berufsperspektiven Brandenburg ihnen bietet. Unter der Dachmarke „Brandenburg will Dich! Hier hat Ausbildung Zukunft.“ startet die erste gemeinsame Ausbildungsoffensive. Ministerpräsident Dietmar Woidke erklärt zum Auftakt: „Eine duale Ausbildung in Brandenburg bietet beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Karriereweg. Das müssen wir unseren Jugendlichen noch viel stärker vor Augen führen. Wir wollen mehr Jugendliche für eine Ausbildung in ihrer Heimat gewinnen und werben aktiv um jede einzelne und jeden einzelnen.“
Nach der Verleihung des Brandenburgischen Ausbildungspreises wird Ministerpräsident Woidke den Ausbildungskonsens einberufen und gemeinsam mit den Partnern die weitere Umsetzung der Ausbildungsoffensive abstimmen. Die Ausbildungsoffensive wird von allen Partnern des Brandenburgischen Ausbildungskonsenses getragen und richtet sich an Jugendliche, ihre Eltern und Großeltern sowie an Unternehmen. In dieser Woche finden in ganz Brandenburg dazu öffentliche Veranstaltungen statt. Kurz nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres werden Nachvermittlungsaktionen für Jugendliche, die noch keine passende Lehrstelle gefunden haben, angeboten. Außerdem wird es Workshops und Diskussionsveranstaltungen geben. Weitere thematische Aktionswochen sind im kommenden Jahr geplant.
Am Spitzengespräch des Ausbildungskonsenses nehmen u.a. Arbeitsministerin Diana Golze, Wirtschaftsminister Albrecht Gerber, Bildungsminister Günter Baaske, Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger, Wissenschaftsministerin Sabine Kunst, Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), Dr. Ulrich Müller, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs des Landes Brandenburg (LAG), Jürgen Rose, Präsident des Brandenburgischen Handwerkskammertages, Doro Zinke, Vorsitzende des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg, Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, sowie Thomas Schmidt, Ehrenpräsident des Landesverbands der Freien Berufe Brandenburg teil.
Ministerpräsident Woidke: „Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt hat sich in den vergangenen zehn Jahren komplett verändert. Noch nie waren die Chancen für junge Menschen so gut, einen interessanten Ausbildungsplatz zu finden. Die zentrale Herausforderung ist nicht mehr der Mangel an Ausbildungsplätzen. Sondern es geht vielmehr darum, dass jeder Bewerber den richtigen Ausbildungsplatz findet. Wir brauchen deshalb frühzeitig vielfältige Möglichkeiten zur Berufsorientierung an den Schulen und eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Hochschulen und Betrieben. Und wir brauchen noch mehr mittelständische Unternehmen, die in die Schulen gehen, Berufsbilder vorstellen und Praktika anbieten. Ein bewusst gewählter Ausbildungsplatz ist die beste Versicherung für einen guten Abschluss der Ausbildung.“
Arbeitsministerin Golze: „Der Ausbildungsmarkt steckt mitten im demografischen Wandel. In einigen Regionen gelingt es den Betrieben nur noch mit größter Anstrengung, ihre Lehrstellen zu besetzen. Obwohl es rein rechnerisch mehr unbesetzte Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber gibt, haben einige Jugendliche aber trotzdem Schwierigkeiten, eine Lehrstelle zu finden. Dieses Passungsproblem wollen wir durch eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit sowie Informationen und Beratung von Jugendlichen und Eltern besser lösen. Zudem sehen wir, dass sich Jugendliche bei der Berufswahl nach wie vor nur auf sehr wenige Berufe konzentrieren. Dabei gibt es in Brandenburg weit über 300 verschiedene Ausbildungsberufe. Es ist wichtig, dass Jugendliche das ganze Spektrum in die Auswahl einbeziehen. Hier sind auch Eltern gefordert, ihre Kinder bei dieser Entscheidung zu unterstützen. Gerade die duale Ausbildung bietet im Land Brandenburg echte Perspektiven für beruflichen Erfolg und Weiterentwicklung. Eine zentrale Botschaft unserer Ausbildungsoffensive ist: Jeder Jugendliche kann eine Ausbildung in Brandenburg beginnen. Wir brauchen alle Talente.“
In diesem Jahr wurden bis Ende September rund 8.000 neue betriebliche Ausbildungsverträge bei den Kammern unterschrieben. Hinzu kommen noch die Ausbildungsverträge im Öffentlichen Dienst, der Freien Berufe und Landwirtschaft. Hier werden ca. 1.200 neue Verträge erwartet. Im Vergleich zum Vorjahr ist damit der Abwärtstrend vorerst gestoppt. Aktuell stehen noch weit über 1.000 freie Lehrstellen zur Verfügung.
Wirtschaftsminister Albrecht Gerber: „Unsere Wirtschaft sucht ständig nach gut ausgebildeten Fachkräften – in großen Unternehmen genauso wie im Mittelstand, im Handwerk ebenso wie in der Industrie und im Dienstleistungsbereich. Nur wenn weiterhin junge Menschen ausgebildet werden, kann der Bedarf gedeckt werden. Und nur mit gut ausgebildeten Mitarbeitern können sich die Unternehmen erfolgreich am Markt behaupten und unser Land voranbringen. Fachkräfte sind das Fundament unserer wirtschaftlichen Zukunft – und der Königsweg der Fachkräftesicherung ist nach wie vor die duale Ausbildung. Brandenburg ist 25 Jahre nach seiner Neugründung ein attraktiver und leistungsfähiger Wirtschaftsstandort, hier gibt es Ausbildungsplätze, hier gibt es berufliche Perspektiven.“ An die Unternehmen appellierte er, den jungen Leuten attraktive Arbeitsbedingungen anbieten, „denn um kluge Köpfe und zupackende Hände muss man heutzutage werben“.
Dr. Udo Niehage, Präsident der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB): „Das Angebot an attraktiven Ausbildungsplätzen ist enorm groß. Die Unternehmen wissen, dass sie sich intensiv um den Fachkräfte-Nachwuchs kümmern müssen. Es geht jetzt darum, die betriebliche Ausbildung aufzuwerten und zu zeigen, dass sie eine spannende Entwicklung und eine vielfältige Karriere ermöglicht. Die Metall- und Elektroindustrie etwa tut dies mit ihren M+E-Infotrucks bereits intensiv, die vor Ort für die vielfältigen Berufe in der Branche werben. Vor allem die Schulen sind jetzt gefragt, Wirtschaft und Arbeit noch stärker in den Klassen zum Thema zu machen. Die Landesstrategie Berufs- und Studienorientierung, an der wir intensiv mitgearbeitet haben, ist dafür eine gute Grundlage. Die Lehrerinnen und Lehrer müssen alles daransetzen, sie nun so rasch wie möglich in den Unterricht einzubauen.“
Dr. Ulrich Müller, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs des Landes Brandenburg (LAG) und Präsident der IHK Ostbrandenburg: „Brandenburgs Wirtschaft bietet hervorragende Karriereperspektiven. Dafür ist eine duale Berufsausbildung in einem Unternehmen ein solides Fundament. Danach wissen viele junge Menschen meist genauer, was ihnen besonders liegt, wo sie gern mehr Verantwortung übernehmen und mehr Geld verdienen wollen. Die Fortbildung zum Fachwirt oder Meister ist, auch neben dem Arbeitsalltag, möglich. Auch das Studium an einer Universität oder Hochschule kann jetzt immer noch die richtige Wahl sein. Eine erfolgreiche Berufsausbildung ebnet den Weg dahin. Das wollen wir als Unternehmer den Eltern und Lehrern, Schülern und Schülerinnen mit der Ausbildungsoffensive noch stärker nahe bringen.“
Jürgen Rose, Präsident des Brandenburgischen Handwerkskammertages und Präsident der Handwerkskammer Potsdam: „Für das aktuelle Lehrjahr haben wir noch rund 500 freie Ausbildungsplätze. Unsere Handwerker suchen dringend junge Leute, die Lust haben, mit anzupacken. Ich als Handwerksmeister kann junge Leute nur dazu auffordern: Plant eure Karriere bei uns in Brandenburg! Jeder, der etwas Eigenes, Kreatives mit seinen Händen schaffen will, ist im Handwerk herzlich willkommen. Nach einer erfolgreichen Lehre stehen viele Wege offen. Zum Beispiel eine Karriere als Handwerksmeister mit einem eigenen Betrieb.“
Doro Zinke, Vorsitzende des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg: „In Brandenburg bilden nach wie vor zu wenige Betriebe aus. Das muss sich ändern, weil die Wirtschaft in Brandenburg ausgebildete Fachkräfte braucht. Betriebe müssen noch stärker auf die fachliche Qualität der Ausbildung und gute Arbeitsbedingungen achten, wenn sie Auszubildende gewinnen wollen. So können auch Ausbildungsabbrüche vermieden werden.“
Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Agenturen für Arbeit und der gemeinsamen mit der Kommune geführten Jobcenter haben es in diesem Jahr wieder geschafft, die meisten der bei uns gemeldeten Jugendlichen bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle erfolgreich zu unterstützen. Auch aktuell bestehen noch gute Chancen, eine Lehrstelle zu bekommen. Junge Menschen, die noch eine Stelle suchen, sollten sich schnellst möglichst bei uns melden. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater wissen, welcher Betrieb noch Nachwuchs sucht und können hier professionelle Hilfe bieten. Soweit Betriebe schulschwächeren Jugendlichen eine Chance geben, können wir Nachhilfeunterricht finanzieren und auch mit Fachpersonal Hilfestellung in der Ausbildung geben. Zum Beispiel mit passgenauen Unterstützungsangeboten, die von Anfang an Auszubildenden und Betrieben zur Verfügung stehen, um Ausbildungsabbrüchen präventiv entgegenwirken.“
Thomas Schmidt, Ehrenpräsident des Landesverbands der Freien Berufe Brandenburg e.V.: „Die freien Berufe verstehen sich als Motor der Wirtschaft des Landes Brandenburg, wozu ein enormes Engagement für die Ausbildung junger Menschen in anspruchsvollen Berufen zählt. Darauf sind wir sehr stolz!“
Bildungsminister Günter Baaske: „Zentrale Stellschraube ist eine gute und individualisierte Berufs- und Studienorientierung an den Schulen. Dazu dient unsere mit vielen Partnern entwickelte Landesstrategie Berufs- und Studienorientierung, die morgen im Kabinett beraten wird. Wir wollen die Jugendlichen dabei unterstützen, frühzeitig einen klaren Weg in eine gute berufliche Zukunft zu finden. Dazu werden wir die Berufs- und Studienorientierung stärken, die Quote der Jugendlichen ohne Abschluss weiter senken, ihre Ausbildungsfähigkeit verbessern und so den Übergang Schule-Beruf erleichtern. Dafür stehen bis zum Jahr 2021 im Programm „Initiative Sekundarstufe I“ fast 38 Millionen Euro aus Landes- und ESF-Mitteln zur Verfügung. Es wird auch ein regionales Übergangsmanagement mit lokalen Koordinierungsstellen geben, dazu wollen wir das neue Förderprogramm ‚Türöffner: Zukunft Beruf‘ auflegen. Aber vor allem: Der Übergang Schule-Beruf muss als Gemeinschaftaufgabe begriffen werden – jeder muss seine Hausaufgaben machen und mit den Partnern darüber kommunizieren. Von den Jugendlichen ist dabei Eigeninitiative und Engagement gefordert.“
Agrar- und Umweltminister Jörg Vogelsänger: „Der Generationswechsel in den Agrarberufen, den Grünen Berufen, ist voll im Gang. Viele derjenigen, die in den Neunzigerjahren in unseren Agrarbetrieben angefangen haben, erreichen nun das Ende ihres Berufslebens. So bieten Brandenburgs Agrar- und Forstunternehmen gerade jetzt gute Berufschancen für junge Leute. Das ist auch ein Grund, warum die Zahl der Ausbildungsverträge in diesem Jahr gegenüber 2014 von 329 auf 425 gestiegen ist – immerhin ein Anstieg von rund 30 Prozent. Dennoch haben wir keinen Grund, uns zufrieden zurückzulehnen. Angesichts der demografischen Entwicklung, die sich vor allem in unseren strukturschwachen ländlichen Regionen auswirkt, stehen unsere Agrar- und Forstbetriebe vor der großen Herausforderung, interessierte und engagierte junge Leute zu gewinnen. Die Konkurrenz durch andere Branchen ist groß und viele Jugendliche haben auch nur sehr unklare Vorstellungen von den Anforderungen in einem modernen Agrarbetrieb. Umso wichtiger ist es, dass wir als Land die Aktivitäten der Berufsverbände im Agrarbereich verstärken. So unterstützt das Land die landwirtschaftliche Ausbildung an Berufsschulen und über Ausbildungsnetzwerke. Wir bieten auf unseren Landesveranstaltungen und im Internet eine Plattform für die Nachwuchswerbung in den Grünen Berufen. Alle zwei Jahre verleiht das Agrar- und Umweltministerium die Plakette ,Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb‘ an erfolgreiche Ausbildungsbetriebe als Zeichen der Anerkennung, aber auch als Aushängeschild.“
Wissenschaftsministerin Sabine Kunst: „Berufsausbildung und Studium schließen sich nicht aus. Mit der Öffnung des Hochschulzugangs für beruflich Qualifizierte gibt es die Möglichkeit, eine berufliche Ausbildung durch ein Studium zu ergänzen und damit seine Chancen im Beruf weiter zu verbessern. Wir bauen zudem das Angebot an dualen Studiengängen aus, bei denen Studium und Ausbildung verbunden werden. Die Studierenden bekommen eine fundierte wissenschaftliche Qualifizierung und die Kompetenzen aus der beruflichen Praxis in einem.“
Über die Hälfte aller Frauen, die sich im letzten Ausbildungsjahr 2014/2015 um eine Lehrstelle bewarben, konzentrierten sich auf die Top 10 der Ausbildungsberufe. Darunter waren Verkäuferin, Kauffrau im Einzelhandel, Kauffrau für Bürokommunikation, medizinische Fachangestellte, Verwaltungsfachangestellte und Friseurin. Bei den Männern schauten über 36 Prozent nur auf die zehn beliebtesten Ausbildungsberufe, dazu gehörten Kraftfahrzeugmechatroniker, Kaufmann im Einzelhandel, Verkäufer, Mechatroniker und Industriemechaniker.
Der Ausbildungskonsens wurde im Jahr 2003 gegründet und ist ein Teil der Brandenburger Sozialpartnerschaft von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Landesregierung. Beteiligt sind die Landesregierung mit dem Ministerpräsidenten und dem federführenden Arbeitsministerium, den Ministerien für Bildung, Wirtschaft und Landwirtschaft sowie die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammern (IHK), die Handwerkskammern (HWK), der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und der Landesverband der Freien Berufe Brandenburg (LFB).
Das Ziel des Konsenses ist, möglichst allen Brandenburger Jugendlichen, die ausbildungsfähig und -willig sind, einen Ausbildungsplatz anzubieten. Ein gemeinsames Werben soll Unternehmen und Betriebe dazu ermutigen, mehr Ausbildungsstellen in der Region zu schaffen. Weitere Schwerpunkte sind unter anderem die Verringerung der Schulabgänge ohne Abschluss, mehr systematische Berufsorientierung für alle Schülerinnen und Schüler sowie weniger vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge. Die Arbeit des Konsenses wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und der Partner finanziert.
Weitere Informationen unter : http://www.ausbildungskonsens-brandenburg.de/
Quelle: Staatskanzlei