Kreisbrandmeister Ludewig trainierte mit Gefahrstoffeinheit in Doberlug-Kirchhain
Jedes Jahr rollen bundesweit rund 66 Millionen Tonnen Gefahrgut über die Eisenbahngleise der DB Netz AG in Deutschland. An Bord der Züge sind nicht selten große Mengen an Gasen und Flüssigkeiten, die giftig, ätzend oder hoch entzündlich sind. Da wird schnell klar, dass bei einem Unglücksfall besondere Kenntnisse und Fertigkeiten erforderlich sind, die die Feuerwehren der bahnanliegenden Gemeinden beherrschen müssen. Kreisbrandmeister Steffen Ludewig hatte sich deshalb darum bemüht, den Ausbildungszug für Gefahrstoffe der Deutschen Bahn in den Landkreis zu holen, um auf solche möglichen Szenarien praxisnah vorzubereiten.
Rund 50 Feuerwehrleute der Gefahrstoffeinheit des Landkreises nutzten am 20. Mai die Gelegenheit, um am Gleisanschluss der DB Netz AG in der Nähe des Bahnhofs in Doberlug-Kirchhain Einsätze im Zusammenhang mit Gefahrgut gedanklich und praktisch durchzuspielen. „Bei den Übungen am Ausbildungszug ging es darum, nicht auf Zeit, sondern sinnvoll zu üben. Dazu gehört auch, verschiedene Vorgehensweisen aufzuzeigen und deren Effektivität zu besprechen“, erläuterte Steffen Ludewig das Ausbildungsziel.
Uwe Lindenberg, Leiter des Übungszuges und Experte für Gefahrgutsimulation bei der DB Netz AG, ergänzt: „Nicht nur auf der Straße kommt es zu Gefahrstoffeinsätzen, auch der sichere Umgang mit einem Kesselwagen auf der Schiene will trainiert sein. Hierzu ist viel theoretische und praktische Übung notwendig, um solche Einsätze professionell abzuarbeiten.“
Seit 1994 ist der einzige Ausbildungszug Gefahrgut dieser Art deutschlandweit im Einsatz. Die einmalige Möglichkeit, an Originalfahrzeugen zu üben, wurde bereits von vielen Feuerwehren genutzt. Der Ausbildungszug besteht aktuell aus einem Wagen für die theoretische Ausbildung, einem Armaturenwagen und einem Leckagewagen für die praktische Unterweisung. Zunächst wurde den Teilnehmern ein Überblick vermittelt, welche und wie viele Gefahrgüter über die Schiene transportiert werden. Dabei ging es auch um die Besonderheiten des Schienentransportes. Die Gefahren, die bei der Freisetzung von Gefahrgut entstehen, zeigten anschaulich entsprechende Videos. Am Armaturenkesselwagen lernten die Feuerwehrleute die unterschiedlichen Kesselwagentypen und die verschiedenen Befüllmöglichkeiten von unten und von oben kennen. Bei einem Rundgang durch den Kesselwagen ließ sich das Zusammenwirken der einzelnen Baugruppen demonstrieren. Der Leckagekesselwagen mit seinen neun Leckagen diente den Feuerwehren zur praktischen Ausbildung, um den Umgang mit auslaufenden Flüssigkeiten zu trainieren.
Am Ausbildungstag in Doberlug-Kirchhain waren darüber hinaus weitere wichtige Komponenten vor Ort, um die Arbeit der Feuerwehrkameraden im Einsatzfall zu unterstützen. Zur taktischen Gefahrstoffeinheit gehört auch der Einsatzleitwagen der Feuerwehr Finsterwalde und das landkreiseigene ABC-Erkundungsfahrzeug aus der Freiwilligen Feuerwehr Schönborn. Mit dessen Hilfe lassen sich atomare, biologische und chemische Stoffe mit speziellen Messinstrumenten an Bord nachweisen. Das Fahrzeug führt auch eine Wärmebildkamera mit, um im Brandfall große Hitze und Glutnester ausmachen zu können. Am Übungsort war auch der Gerätewagen Gefahrgut des Landkreises der in der Freiwilligen Feuerwehr Mühlberg stationiert ist. Ziel war es, den Kameraden zu vermitteln, welche Geräte auf dem Fahrzeug sind und wozu diese verwendet werden. Der Gerätewagen Gefahrgut wird bei Unfällen mit Gefahrstoffen alarmiert, um den Einsatzkräften vor Ort das nötige Material zur Bewältigung der Einsatzlage zur Verfügung zu stellen. Er führt Material zum Identifizieren, Umpumpen und Auffangen von gefährlichen Stoffen, sowie Schutzausrüstung für die Einsatzkräfte mit. Kommt es zu einer Freisetzung von chemischen, biologischen oder radioaktiven Gefahrstoffen, müssen sich Einsatzkräfte lageabhängig in kontaminiertem Gebiet bewegen. Das Bedienpersonal der Komponente rekrutiert sich derzeitig aus den an diesem Tag ebenso eingebundenen Wehren aus Finsterwalde, Bad Liebenwerda und Rückersdorf. Diese nahmen mit ihren Löschfahrzeugen an der Ausbildung teil.
Vor Ort hatten die Einsatzkräfte eine Reinigungsstrecke aufgebaut, um die einzelnen Stationen durchzuspielen. Für diese Aufgabe stand der Dekontaminations-Lastkraftwagen Personen zur Verfügung, der in Herzberg stationiert ist. Am Ende der gesamten Ausbildung stellte Kreisbrandmeister Steffen Ludewig fest: „Die Übung sorgte hauptsächlich dafür, dass die freiwilligen Helfer sich untereinander kennenlernten und das Zusammenwirken trainierten. Darüber hinaus ging es darum, die eigene Technik besser kennenzulernen und sich die Arbeitsschritte weiter einzuprägen. Nur so kann im Ernstfall die Technik sicher beherrscht werden.“
Der stellvertretende Kreisbrandmeister Mario Harnisch (r.) erklärte am ABC-Erkundungsfahrzeug, welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen, um atomare, biologische und chemische Stoffe mit speziellen Messinstrumenten nachzuweisen.
Fotos: Pressestelle Kreisverwaltung
Quelle: Landkreis Elbe-Elster