Vorankündigung 05.06.2015 im Spreekino Spremberg
Im Jahr 2004 wurde der Film “Hunger auf Leben” mit Martina Gedeck von Hans Werner Honert produziert. Im Mai erscheint die Erstausgabe des Roman “Erziehung eines Helden” von Siegfried Pitschmann (Lebenspartner von Brigitte Reimann).Die LAUSITZiale präsentiert diesen Film im Zusammenhang mit der Neuerscheinung o.g. Romans im Spreekino Spremberg am 05.06.2014 erst- und einmalig im Beisein des ältesten Sohnes Thomas Pitschmann und der Tochter Nora Pitschmann, sowie der Herausgeberin Kristina Stella. Der Industriestandort Schwarze Pumpe und die Stadt Hoyerswerda spielen im 60-zigsten Jahr ihres Bestehens sowohl im Film wie auch im Roman eine zentrale Rolle.
Wann? am Freitag, dem 5. Juni 2015 um 19:30 Uhr.
Wo? im Spreekino Spremberg, Am Markt 5, 03130 Spremberg.Im Anschluss an die Buchpremiere wird um 20:15 Uhr der Film „Hunger auf Leben“ mit Martina Gedeck als Brigitte Reimann und Kai Wiesinger in der Rolle des Siegfried Pitschmann gezeigt. Der Vorverkauf beginnt am 26.05. über die Tourismusinfo Spremberg.
Pitschmann, Siegfried: Erziehung eines Helden. Hrsg. von Kristina Stella. Bielefeld, Aisthesis Verlag. ISBN 978-3-8498-1100-6. Erscheint am 15. Mai 2015 256 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, EUR 19,95
„Erziehung eines Helden“
von Siegfried Pitschmann
„Sicher weißt Du, daß ich sehr dickköpfig bin und eine einmal angefangene Sache nicht aufgeben werde, auch wenn es Zeit dauert“ schreibt Siegfried Pitschmann am 4. Juli 1960 seinem Lektor Günter Caspar im Aufbau-Verlag. Die „angefangene Sache“ ist Pitschmanns autobiografischer Roman „Erziehung eines Helden“, der auf den Erlebnissen des Autors beim Aufbau des Kombinates Schwarze Pumpe in der Lausitz beruht. Der Held ist ein junger Pianist, der mit seinem Beruf als Unterhaltungsmusiker unzufrieden ist und sich innerhalb der Gesellschaft unnütz fühlt. Er entschließt sich deshalb, in die harte Realität einer Großbaustelle hinauszugehen und schildert seine Erlebnisse dort ungeschminkt.
Pitschmann hatte Pech: Die Debatte um den sogenannten „harten Stil“, mit Strittmatters Rede auf der „Ersten Bitterfelder Konferenz“ losgetreten, traf auf das halbfertige Manuskript, das als warnendes Beispiel und als Ausdruck „einer dem Sozialismus feindlichen Ideologie“ diffamiert und damit jeder Chance beraubt wurde, jemals gedruckt zu werden. Es sei denn, es wäre gelungen, Pitschmann „bei der Klärung“ zu unterstützen, damit er fähig sei, ein Werk zu schaffen, das „die lesenden Arbeiter von ihm erwarten“ (Berliner Zeitung, 26.06.1959). Aber Pitschmann wollte sich nicht verbiegen lassen, das war ihm sogar sein Leben wert. Er war ein sensibler, aber auch ein stolzer Mann. Ein Selbstmordversuch ging – dank Brigitte Reimann – schief. Die „Erziehung eines Helden“ (1959) blieb bis heute unveröffentlicht.
Der Roman kann als einer der ganz wenigen “Aufbauromane” bezeichnet werden, der realistische Schilderung mit künstlerischer Qualität verbindet und er ist – vergleichbar mit Frank Beyers Film „Spur der Steine“ (1966) – unverzichtbares Zeitzeugnis dafür, wie es vor und hinter den Kulissen der DDR-Kulturpolitik wirklich aussah.
Am 12. Januar 2015 wäre der Meister der „short story“ und Wortkünstler Siegfried Pitschmann 85 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass gibt der Aisthesis Verlag den Roman heraus; womit sich der „dickköpfige“ Autor endgültig durchgesetzt haben wird, gegenüber jenen, die dafür sorgten, dass die „Erziehung eines Helden“ zu seinen Lebzeiten nicht erscheinen konnte. Auch wenn es etwas mehr Zeit dauerte, als Siegfried Pitschmann es sich gewünscht hätte.
Die LAUSITZiale ist glücklich in dieser Kombination zu einer Würdigung der Person von Siegfried Pitschman und Brigitte Reimann beitragen zu können.
Titelfoto: Wiki CC 3.0 Joeb07
Quelle & Bilder: LAUSITZiale