Neue Ausstellung ab 25. April 2015 im dkw.
25.04. – 21.06.2015
Unter dem Titel „Ich möchte kein gefangener Vogel im Käfig sein“ zeigt das dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus vom 25. April bis 21. Juni 2015 die erste umfassende Museumsausstellung der Malerin Annemirl Bauer. Knapp 100 Arbeiten der Künstlerin können in dieser Zeit besichtigt werden.
Die Ausstellungseröffnung findet statt am Freitag, 24. April 2015, 19.00 Uhr, im dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus (Uferstraße/ Am Amtsteich 15); der Eintritt dafür ist frei.
In drei thematisch ausgerichtete Kapitel eingeteilt, zielt die Ausstellung darauf ab, das bis dato maßgeblich gesellschaftspolitisch eingeordnete Werk der Künstlerin kunsthistorisch zu reflektieren sowie dessen künstlerische Bildmodalitäten und Referenzen zu befragen.
Im ersten Kapitel der Ausstellung werden unter dem Begriff „Sehnsuchtsorte und Projektionsräume“ Bildwerke vorgestellt, die mit formalen und inhaltlichen Verweisen auf die französischen Avantgarden des frühen 20sten Jahrhunderts den Mittelmeerraum ins Zentrum des Blicks rücken. Unter dem Titel „Öffentliche Handlungsräume“ fokussiert das zweite Ausstellungskapitel auf Arbeiten, die das künstlerische Bild als kommentierten und kommentierenden, erweiterten Raum realen und symbolpolitischen Handelns postulieren. Das dritte Kapitel stellt unter dem Stichwort „Rückzugsräume“ Werke vor, die parallel zur öffentlichen Sphäre eine geradezu idealtypische Privatheit festschreiben. Porträts ihrer Tochter Amrei Bauer, ihrer Mutter – der Malerin Tina Bauer-Pezellen – sowie von Freunden und Nachbarn stehen hier im Mittelpunkt. Doch auch hier wird offensichtlich, das dem Privaten das Politische immanent ist.
Ihr Leben lang setzte sich Annemirl Bauer (1939-1989) gegen Militarisierung, für ein Reiserecht aller DDR-Bürger und Selbstbestimmung ein, protestierte gegen gewaltsame Ausbürgerung und Freikaufgeschäfte und lotete kritisch das Geschlechterverhältnis in modernen Gesellschaften aus. Ihre Haltung, die sie über ihre Kunst formulierte, manifestierte sich in der Konsequenz ihres künstlerischen Handelns. In ihren Bildern verknüpft sich ein präziser, kritischer Blick auf gesellschaftliche und politische Bedingungen mit poetischen, aber vielfach auch humorvollen Lebensentwürfen. Die Autonomie ihres Denkens und ihrer Bildsprache, von der jedes ihrer Gemälde, Zeichnungen, Collagen und Objekte zeugt, hat Annemirl Bauer zu einer Dissidentin gemacht: Marginalisierung, Ausschluss und Isolation waren die Konsequenz.
Das Werk Annemirl Bauers steht für ein politisches Verständnis von Kunst, die aktuell im Zeitgeschehen verankert eine eigene Formensprache fand, um einen kritischen (Bild-)Raum zwischen Wirklichkeitsreflexion und Utopieproduktion herzustellen. Ein Teil ihres Werks verhält sich explizit zu politischen und gesellschaftsrelevanten Themen der DDR und bezieht kritisch Positionen zu Fragen der öffentlichen Sphäre. Ein anderer Teil der Bilder Annemirl Bauers hingegen scheint geradezu eine private Parallelwelt zu reflektieren bzw. gar herzustellen, indem vielfach porträtierte Familienmitglieder und Freunde zu Stellvertretern eines (symbolischen) Frei-, Rückzugs- und Schutzraums werden.
Prologisch zur Einzelausstellung Annemirl Bauers im April 2015 im dkw. präsentierte das Museum bereits zwei kleine, komplementär angelegte Ausstellungen: im Landtag Brandenburg mit dem Titel „eingeschlossen / ausgeschlossen“ (14.10. – 31.12.2014) und im dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus mit dem Titel „ausgeschlossen /eingeschlossen“ (06.12.2014 – 18.01.2015).
Sämtliche Werke der Ausstellungen sind Leihgaben des Annemirl Bauer- Nachlassarchivs.
Parallelausstellung in der Kommunalen Galerie Pankow, Berlin ab 28.4.
Parallel zur Ausstellung im dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus findet in der Kommunalen Galerie Pankow in Berlin vom 28. April bis 28. Juni 2015 eine Kooperationsausstellung mit Arbeiten auf Papier und Zeichnungen von Annemirl Bauer statt.
Der gemeinsam herausgegebene Katalog wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg unterstützt.
Annemirl Bauer, Buki, o.J., Gouache, Collage auf Papier, 60 x 43 cm, © Nachlassarchiv Annemirl Bauer
(Titelbild: Annemirl Bauer, §99. Eingeschlossene (Bärbel Bohley) 1984, Öl auf Tischplatte / Holz, 60 x 60 cm © Nachlassarchiv Annemirl Bauer)
Quelle: Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus