„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” gehört zweifellos zu den schönsten Filmen, die je gedreht wurden. Die Melodien bleiben im Ohr und auch die hundertste Wiederholung im Fernsehen sieht man sich immer wieder gerne an.
Auf der Kleinkunstbühne im Gasthaus „Zum Kuckuck” in Groß Jamno konnten die Gäste am vergangenen Sonntag bei einem Theater-Dinner ein besonderes Spektakel erleben, welches eine völlig neue Sicht auf den Film freigab und nicht weniger unterhaltsam war.
Die Schauspielerin Henriette Ehrlich und Entertainer Alf Mahlo gastierten bereits mehrmals mit einem Kabarettprogramm im „Kuckuck” und stellten nun ein Theaterstück vor, welches bisher nur in Moritzburg aufgeführt wurde.
Der berühmte Regisseur Engelbert von Karajan (Alf Mahlo) plant die Weltaufführung des schönsten aller Märchen auf der Theaterbühne. Dummerweise sagen ihm 90 Minuten vor der Premiere die Hauptdarsteller ab. Schauspielerin Ilse Lolobridgida dreht lieber in Hollywood und der Prinz irrt irgendwo zwischen Kuala Lumpur und Nowosibirsk herum. Kurzerhand organisiert von Karajan ein Casting mitten im festlich dekorierten Saal des „Kuckucks” und läßt die Schlüsselszenen des Films unter Einbeziehung der Gäste einstudieren. Das Publikum lernt von nun an die skurrilsten Typen kennen, die sich um eine Rolle bewerben und dabei ein Chaos veranstalten, daß es eine Freude ist.
Da wäre der „Stammgast” des Lokals, Bauer Martin, der in die schöne Köchin des Hauses, Hertha Kuntzsch (Henriette Ehrlich), verliebt ist. Aber die Damen im Publikum sind auch nicht zu verachten, deshalb bändelt Martin gleich mit Einigen an. Der Einfachheit halber nennt er alle Brigittes oder Angelikas im Saal Hertha. Daß Martin wirklich vom Lande kommt, beweisen seine Bauernregeln. Dumm nur für ihn, wenn die Zurufe aus dem Publikum noch witziger sind als ursprünglich vom Autor des Stückes erdacht. So wird der Spruch „Steht im Winter noch das Korn…” statt mit „…ist es wohl vergessen wor’n!” sehr zur Erheiterung und Verblüffung von Alf Mahlo von einem Zuschauer mit „juckt’s dem Bauern vorn” beendet.
Bewerberin auf die Rolle des Aschenbrödel ist die berühmte Filmdiva Veronik Monteferrés (ebenfalls gespielt von Henriette Ehrlich), die mit ihrer erotischen Ausstrahlung dem Publikum Lachtränen in die Augen und den Regisseur zum Wahnsinn treibt. „Kiss me, honey” singt sie und deutet immer wieder auf ihr Kleid, daß „so schön wackelt”. Zum Höhepunkt ihres Auftritts im doppelten Sinne avanciert die Forderung des Regisseurs, sie solle die „tschechische Werktätige” doch bitte schmutzig darstellen, worauf sich Veronik Monteferrés lasziv und laut stöhnend auf einen Stuhl zubewegt und den „Sexy Clips” im Fernseh-Nachtprogramm ernsthafte Konkurrenz macht…
Kristina alias Giselle aus dem Publikum wird als Prinz gecastet und versaut dem Regisseur sehr zur Belustigung aller die Pointe, als sie mit einer Kinderarmbrust auf einen Adler schießen soll. Alf Mahlo klärt auf: „Normalerweise treffen die Frauen nicht und ich kann einen witzigen Spruch abgegeben. Nur Giselle trifft mit jedem Schuß, da fällt mir nichts mehr ein!”
Bauer Martin ergattert sich nun die Rolle des Prinzen. Zuvor bringt er kurzerhand den Saal zum Kochen. Beim „Rennsteig-Lied” singt der ganze Saal lautstark mit.
Als alle Versuche scheitern, die Rollen zu besetzen, ergreift schließlich Küchenperle Hertha zunächst die Initiative und anschließend sich die nächsten Gäste, um sie kurzerhand als König und Königin auf die Bühne zu bitten. Unter dem Gejohle seiner Arbeitskollegen muß Thomas aus Cottbus mit seiner Freundin Sandy wohl oder übel mitspielen.
Als Prinz Martin seine „Eltern” erblickt, stellt er nachträglich fest, daß seine richtigen Eltern gar keine Kinder hatten.
Nach fast drei Stunden guter Unterhaltung sind nun endlich alle Rollen besetzt. Es kann nur Eine geben, die das „Aschenbrödel” spielen kann: Küchenchefin Hertha, die als einzige den Überblick über dieses Chaos behalten hat.
Damit die Zuschauer während der aufreibenden Suche nach der Idealbesetzung und zur Beruhigung ihres Zwerchfells wieder ein wenig runterfahren können, gab es in den Pausen ein Drei-Gänge-Menü aus der „Kuckucks”-Küche. Passend zur Geschichte wurden ein cremiges Maronensüppchen, wahlweise knusprig gebratene Entenbrust-Tranchen mit Orangen-Chilimarinade oder Hirschsteak mit Haselnusskruste und ein saftiger Grießteller mit fruchtigen Waldbeeren serviert. Natürlich wurde das Essen nicht so lieblos gereicht. Küchenperle Hertha persönlich leitete gekonnt, humorvoll und und elegant zu den einzelnen Gängen über.
Auch der Vorraum und der Außenbereich wurde im Laufe des Tages von Mitgliedern des Freundeskreises „Kuckuck” dem „Aschenbrödel”-Thema entsprechend dekoriert. So sorgten Scheinwerfer und Kerzen für romantische Beleuchtung entlang des Weges zum Gasthaus. Im Innenbereich stimmten Täubchen an einer Schale mit Linsen sowie Kostüme auf das Märchen ein, die Eule Rosalie versteckte sich im Saal. Auf den Plätzen im Saal warteten darüber hinaus kleine Geschenke auf die Besucher.
Wer eine 1:1-Umsetzung des Filmes erwartete, wird sicherlich enttäuscht gewesen sein. Blickte man jedoch in die überaus strahlenden Gesichter der Zuschauer, dürfte der Plan der Veranstalter aufgegangen sein, statt des üblichen Kabarettprogramms mal etwas Neues anzubieten.
Auch Henriette Ehrlich und Alf Mahlo freuten sich über die Resonanz und die lobenden Worte des Publikums. „Gerade hier im ‘Kuckuck’ haben wir das Publikum sehr ins Herz geschlossen, weil es sehr lebenslustige Menschen sind – Leute, die sehr gern lachen, einen guten Witz haben, sehr natürlich sind und auch sehr genau zuhören. Das gefällt uns sehr.” gibt Alf Mahlo seine Eindrücke wieder. Und Henriette Ehrlich ergänzt: „Ich fand es sehr, sehr schön. Man muß sich auf die Bedingungen vor Ort einstellen, man darf die Leute zum Anfang nicht gleich erdrücken und die Sache ein bißchen vorsichtig angehen. Aber dann haben wir uns gefunden mit dem Publikum.”
Nächste Gelegenheit, das Theater-Dinner im „Kuckuck” zu erleben, besteht am 8. Januar 2015 sowie am 14. und 15 Januar 2015 jeweils ab 19:00 Uhr. Restkarten gibt es direkt beim Veranstalter im „Kuckuck”, Schnellsein lohnt sich!