Michael Haufe (44) ist Unternehmer aus Brandenburg und segelt seit Anfang des Jahres auf seiner 15 Meter Yacht um die Welt. Dabei hält er über moderne Bordkommunikation die Fäden seines Unternehmens weiterhin in der Hand.
Endlich wieder Wärme, Sonne und den Wind von schräg hinten. Die Polaris segelt mit 7 Knoten unter voller Besegelung in Richtung Cairns. Der Bug rauscht durch das türkisfarbene Gewässer zwischen dem Great Barrier Riff und Australiens Festland. Ich sitze am Bug und genieße seit längerer Zeit wieder einmal diese wundervolle Stimmung als mich plötzlich ein lautes Krachen in nächster Nähe hochschrecken
lässt. Die Crew im Cockpit schreit laut und undeutlich. Ich drehe mich zu dem Punkt auf dem Wasser, woher das Geräusch kam und sehe eine große Fläche voll brodelnder Gischt und Schaum – sonst nichts. Ruhe. Mit einem Mal steigt in unmittelbarer Nähe ein großer grau-weißer Körper in den stahlblauen Himmel über der Coral Sea. Ein Buckelwal (humpback whale) hebt sich mit seinen Tonnen über das Wasser, dreht sich auf den Rücken, zeigt seinen weißen Bauch und fällt unter lautem Krachen mit dem Rücken ins Wasser zurück. Was für ein Moment! Wir drehen bei und sehen uns eine halbe Stunde dieses Schauspiel an. Die drei Wale heben immer wieder ihre gewaltigen Brustflossen aus dem Wasser, als wollten sie uns grüßen. Ihre riesigen Körper und Flossen spielen majestätisch in den geschützten Gewässern vor Australiens Nordosten. Über 3000 dieser beeindruckenden Meeresbewohner ziehen hier jährlich entlang.
Es war ein besonderer Tag. Er begann mit einem wunderbaren Sonnenaufgang und bescherte meinem Freund Ricco wenig später eine besondere Fischersmann-Ehre. Er zog nach längerem Einsatz und Ausdauer einen über 40 kg schweren Marlin an Bord. Das ist einer der schönsten, elegantesten und schnellsten Raubfische. Wir hatten nicht damit gerechnet, eines dieser Exemplare zu fangen. Ricco fängt allerdings nicht nur alle unsere Fischhauptgerichte, sondern bereitet sie auch selber zu: Thunfisch-Sashimi mit Ingwer, Wasabi und süßer Sojasoße, Carpachio vom Mahi Mahi oder spanische Makrele mit Glasnudeln und scharfer Peperoni. Er ist an Bord ein Zauberer und trägt damit täglich zur ausgezeichneten Stimmung bei. Kurz nach der Sichtung der Wale fing er noch einen Thunfisch für das tägliche Mittags-Sashimi. Wir lernten von einem Fischer auf Bora Bora, dass das Fleisch des Thunfisch erst nach einem Tag seinen unvergleichlichen Geschmack und seine zarte Konsistenz entfaltet. Er sollte nach unserer Erfahrung Recht haben. Das hieß aber auch, ab jetzt einen Tag abzuwarten. Die Sonne ging über einer Bergkette unter. Traditionell gibt es an solchen wunderbaren Tagen einen Sundowner. Dieses Mal wurde zur Feier des Tages sogar getanzt und die Bordjugend war erstaunt über die Ausgelassenheit ihrer Erziehungsberechtigten. Eine Stunde später stieg der Vollmond mit einem einzigartigen Farbenspiel direkt aus dem Meer auf. Es gibt nur wenige Tage, an denen der Vollmond der Sonne direkt folgt und somit die ganze Nacht über uns leuchtet. Gleichzeitig war er der Erde ganz nah wie selten. Die Nacht war so hell, dass ich diese Zeilen ohne zusätzliches Licht schreiben konnte. Die Polaris segelte unter Autopilot die australische Küste hinauf. Die Silhouette der Bergketten und Inseln begleiteten mich die ganze Zeit. Es war eine besondere Nacht nach einem außergewöhnlichen Tag.
Es ist Halbzeit! Am 8. August vor einem Jahr startete die Polaris zu ihrer Reise einmal um die Welt. Am 8. August kommenden Jahres soll sie wieder wohlbehalten in Warnemünde ankommen. Die Weltumseglung ist der Höhepunkt meiner Leidenschaft für das Wasser und die Ferne. Seit meiner frühsten Kindheit baute ich Boote, bewegte mich am liebsten auf dem Wasser und träumte von fernen Inseln. Ich erfülle mir mit diesem Projekt einen Lebenstraum. Wie viele Menschen können sich ihren Jugendtraum verwirklichen frage ich mich oft. Warum hab ich es bis hierher geschafft? Zuerst bedarf es einer Vision, die stark genug ist, eine Leidenschaft zu entwickeln. Aus der Leidenschaft erwächst die Energie und Ausdauer, um Widerstände zu überwinden und an den Erfolg zu glauben. Nicht zuletzt muss man etwas verrückt sein, Mut haben, etwas zu wagen und ein wenig Glück zum richtigen Zeitpunkt. Mit dem Start des Fliegers am 02. Januar 2014 begann eine Reise, die bis zum heutigen Tag mit großen Herausforderungen verbunden ist, unvergleichliche Erlebnisse bereit hält und mich jeden Tag fordert.
Ich wagte den Versuch mit 44 Jahren, einem eigenen Unternehmen und vielen Projekten, einmal um die Welt zu segeln. Die meisten anderen Eigner der Rally haben ihr aktives Berufsleben hinter sich, sind wohl situiert und haben den ganzen Tag Zeit, sich um ihr Schiff und die Reiseplanung zu kümmern. Tiggs (eine Britin in meinem Alter) begleitete mich ein paar Etappen lang. Sie war bereits 6 Jahre um
die Welt unterwegs – ausreichend Zeit, die schönsten Ecken zu erkunden und bewusst wahrzunehmen. Ich habe 15 Monate für die Umrundung von der Karibik in die Karibik. Zu wenig Zeit, um alles zu sehen; zu stressig, um es zu genießen und zu teuer für eine Reise sind oft geäußerte oder für sich behaltene Meinungen. Ja es trifft alles zu. Umso aufregender ist es, diese Reise dennoch zu wagen! Es ist ein Gen, was man als Unternehmer hat, um Risiken einzugehen. Sie sind nicht immer im Voraus kalkulierbar und ein Scheitern ist unser heimlicher Begleiter. Als Lohn winkt ein unbeschreibliches Glücksgefühl, am
Ziel angekommen zu sein. Es ist eine Droge, die uns zu Höchstleistungen treibt und nicht ganz ungefährlich für unsere Familien, Freunde und Mitarbeiter ist.
Die vergangenen 220 Tage sind eine Lebenserfahrung. Sie besänftigten mein Fernweh und schenkten mir einige der atemberaubendsten Naturschauspiele. Sie gaben mir die Freiheit, täglich im Freien zu leben. Sie riefen in mir Ehrfurcht gegenüber den Elementen und Demut vor dem Leben hervor. Einen der tiefsten Eindrücke wird der tiefblaue Ozean in mir hinterlassen. Diese bewegliche Grenze fordert den
Körper minütlich. Er steht nie still und erwartet deine gesamte Aufmerksamkeit. Wir bekommen Fisch für jeden Tag, Trinkwasser über spezielle Technik und Wind, um unser Ziel zu erreichen. Die Vielfalt der Eindrücke ist aktuell nicht zu verarbeiten. Sie werden mich lange nach Abschluss der Reise finden. Viele werden mir dann sicherlich erst bewusst werden. Genauso wollte ich es. Ich bekomme einen Überblick über traumhafte Orte dieser Welt und hoffentlich die Chance, diese irgendwann länger zu besuchen.
Besonders wertvoll sind die Besuche meiner Freunde, Kollegen und der Familie für mich. Sie ermöglichen mir, die Erlebnisse zu teilen. Es macht mich glücklich, mich gemeinsam mit ihnen zu freuen und schöne Erinnerungen an eine fantastische Zeit zu behalten. Die Zeit an Bord schenkt mir wertvolle Gespräche und neue Sichtweisen. Meine Kinder erleben die Zeit mit allen Höhen und Tiefen. Sie lernen Entbehrungen von der Zivilisation genauso kennen, wie Natur im Überfluss und andere ihnen unbekannte Lebensweisen. Wir segeln aktuell mit meinem besten Freund Ricco und seiner Familie, sind 8 Personen (4 Erwachsene und 4 Kinder) und haben wahrlich Leben an und unter Deck. Es ist sozial eine spannende Zeit auf engstem Raum (für deutsche Verhältnisse)! Leider ist es meinen Eltern nicht
möglich, mich zu begleiten. Es wäre ein großer Wunsch für mich, sie eine Etappe an Bord zu haben. Umso mehr versuche ich, sie oft zu erreichen, freue mich, wenn sie sich mit der Kommunikationstechnik erfolgreich vereinbart haben und mehr und mehr in diese hineinwachsen. Sie haben mich sehr früh in die eigene Freiheit entgegen ihrem Wunsch entlassen, mich in meinen Zielen immer unterstützt, waren Freunde und Mahner zugleich.
Umso stärker wird die heutige Kommunikationstechnik von dem Team der Teamgeist Unternehmen und unserer „Softwarebude“ espoto genutzt. Mit dem Erwerb einer australischen Mobilfunkkarte und 4GB bin ich wie vor Ort und kann meiner Arbeitswut nachgehen. Viele kleine und große Sachen waren auf der Fahrt von der Karibik bis hierher liegen geblieben. Über einen sehr günstigen Tarif ist es mir nun auch möglich, länger in guter Qualität mit den Büros und meiner Geschäftspartnerin Isabel zu telefonieren. Sie blickt auf 8 sehr anspruchsvolle Monate zurück und hat mir bisher meine Reise kein einziges Mal zum Vorwurf gemacht. Respekt und vielen Dank liebe Isa! Der Effekt ist, dass sie viele von mir zu verantwortende Dinge und Entscheidungen aus einer anderer Sicht sieht, vieles ohne meine Routine hinterfragt und wir gemeinsam wesentliche Korrekturen für ein besseres Management umsetzen können. Dieser Prozess fordert uns sehr und bringt Isabel sicherlich das eine oder andere Mal an die persönlichen
Grenzen. Gleichzeitig managed Sie Ihre Familie mit zwei Kindern. Der Erfolg ist ein Unternehmen auf einer neuen Qualitätsstufe, bereit für den nächsten Schritt nach vorn.
Viele Controllinginstrumente müssen nun beweisen, was sie wert sind und ob wir sie richtig einsetzen können. Während wir am Great Barrier Reef entlangsegeln, kann ich mit einem super Mobilfunkempfang online auf den Servern der Teamgeist Gruppe arbeiten. Soeben habe ich die Monatsabschlüsse verteilt, Kommentare zu Angeboten geschrieben, die es in dieser Größe vor meiner Abreise noch nicht gab und arbeite unserer Presseabteilung zu. Meine Hauptaufgabe ist es jedoch, mir Gedanken zu machen, wo die Reise von Teamgeist und espoto hingeht. Wie nah sind wir unserer Teamgeist Vision, einer der führenden Experten für technologiebasierte Großevents in Europa zu werden? Wie werden Unternehmen sich mit dem Einsatz mobiler Technologie verändern? Spannende Fragen und Aufgaben für eine solche Reise. Die Kunst ist es, diese komplexen Dinge auf eine einfach verständliche Sprache zu bringen und in kleine Etappen einzuteilen und zu strukturieren. Ich liebe diese Arbeit! Im September werde ich von Australien extra für ein paar Tage nach Deutschland fliegen, um das große Jahresmeeting der Teamgeist Gruppe zu leiten. Es ist für mich der wichtigste Austausch unter den Teamgeist Unternehmen. Dort werden alle wichtigen Entscheidungen für 2015 getroffen. Videokonferenz hin oder her. Hier ist die Grenze der technisch sinnvollen Anwendung gegeben. Ein persönlichen Austausch wird sie emotional,
insbesondere auf Entscheidungsebene nicht ersetzen!
Was macht die Polaris eigentlich? Sie schlägt sich wacker. Nach extrem wenig Kleinreparaturen haben wir ihr in Mackay, unserem ersten Hafen in Australien, eine Trockendockwoche gegönnt. Der Unterwasserbereich wurde gründlich geprüft, ein Kielschaden repariert, neue tolle Teile zum Mailverkehr und zur Wasseraufbereitung angebaut. Das Wichtigste war eine Überholung der Maschine. Sie sichert uns bei Flaute den nötigen Schub, die Energieversorgung und warmes Wasser. Das alles ist bei ausreichend Wind nicht nötig!! Eine einwandfreie Funktion soll sie aber bei den Hafenmanövern und beim Ankern beweisen! Neue Teile werden aus Deutschland geordert und durch unseren Skipper Jan mit nach Darwin gebracht. Darunter sind eine Ersatzlichtmaschine und ein Startermotor. Leider benötigen wir auch noch eine neue Funkanlage, was das Projektbudget belastet. Aber wie immer gilt „safety first“. Der Austausch mit unserem technischen Leiter und Bootsflüsterer Kendy ist immer erkenntnisreich. Er kennt die Polaris in allen Belangen. Kendy hat in einem Jahr vor der Weltumseglung das komplette Schiff auseinander gebaut und besser wieder zusammen gesetzt. Tolle Leistung und wirklich deutsche Wertarbeit! Danke Kendy! Wir sehen uns in Kapstadt, dem Winterziel und einem der schönsten Orte der Reise. Die südafrikanische Metropole wird für knapp 2 Monate das Quartier der WorldARC Flotte.
Hier treffen wir die Familien und Freunde vor Ort.Bis dahin geht die Reise über Bali, Christmas Island, Cocos Keeling, den indischen Ozean nach Mauritius, Reunion, Richards Bay nach Kapstadt in den Atlantik. Wer kommt mit :-)?
Begleiten an Bord: Möchten Sie Micha Haufe live an Bord begleiten, nehmen Sie gern Kontakt zu uns aus. Hier finden Sie den Törnplan: http://www.espotoworldtour.com/weltumsegelung/etappen/
Alle Blogbeiträge von Michael Haufe finden Sie unter http://www.espotoworldtour.com/de/author/michael-haufe/
Quelle: espoto