Volle Hörsäle, leere Werkbänke? Über die Folgen des Akademisierungstrends diskutierten auf Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus am 3. Juli 2014 im Radisson Blu Hotel Cottbus Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, Schule und Hochschule.
„Nach der Shell-Jugendstudie erwarten 70 Prozent der Eltern, dass ihr Kind Abitur macht. Dies führte im vergangenen Jahr dazu, dass es zum ersten Mal in Deutschland mehr junge Studierende als Auszubildende gab“, so Klaus Aha, Präsident der IHK Cottbus. „Das stellt die Wirtschaft vor neue Herausforderungen, auch weil immer weniger Abiturienten eine duale Ausbildung beginnen.“
Als Gastredner sprach Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Philosoph und Kulturstaatsminister a. D., der mit seiner Warnung vor dem „Akademisierungswahn“ im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die öffentliche Debatte über den Sinn und die Folgen des Trends zum Studium statt zur Lehre angestoßen hatte.
„Es kann nicht sein, dass wegen schiefer internationaler Vergleiche die Stärken des deutschen Bildungssystems geopfert werden“, erklärt Nida-Rümelin. „Berufliche und akademische Bildung sind unterschiedliche, aber gleichwertige Wege zu einem gemeinsamen Ziel: jede Person nach ihren Fähigkeiten zu bilden.“
In der anschließenden Podiumsrunde diskutierte Prof. Nida-Rümelin über die Folgen für die deutsche Bildungslandschaft mit IHK-Präsident Klaus Aha, mit Sabine Timm, Prokuristin und Personalleiterin der Schelchen GmbH, mit Dr. Birger Hendriks, Gründungsbeauftragter der BTU Cottbus-Senftenberg, sowie mit Heinz-Wilhelm Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Cottbus.
„Betriebe werden sich künftig noch mehr um attraktive Ausbildungsformen bemühen müssen, wenn sie junge Menschen für eine Lehre gewinnen wollen“, erklärt Klaus Aha. „Die IHK Cottbus engagiert sich daher für neue Angebote zur Berufsausbildung. Ein Beispiel ist das neue IHK-Programm ,Mach 2‘, wo Ausbildung und Fortbildung kombiniert werden. Weitere Beispiele sind unser Einsatz für duale Studiengänge in der Region oder die Organisation von Auslandspraktika.“
Quelle: IHK Cottbus