Eine Theaterpremiere als Klassentreffen – der Platz voll alter Bekannter aus der Zeit der Vorwende-(Sub)-Kultur. Auch sehr schön! Grund ist nicht nur die (vorläufige) Rückkehr des Piccolo-(Sommer)-Theaters auf den Klosterplatz sondern auch eine ganz persönliche Runde an dessen Rand. Eine Piccolo-Hochzeit wird auf diese schöne Weise nachgefeiert. Neben der nicht endenden Schlage am Getränkewagen, ist dies auch ein guter Grund dafür, dass sich der Stückbeginn verzögert. Was macht´s angesichts der Wiedersehensfreude und auszutauschender alter und neuer Geschichten.
Gleich mehrfach also steht der Klosterplatz im Zeichen der Liebe.
Auf der Bühne, die wieder zwischen Baum Nummer 9 und Baum Nummer 10 Platz gefunden hat (ja, die Bäume haben hier Nummer, wie an vielen Orten der Stadt) heißt es gleich dreifach „Love!“
Achtzehn mal zwischen 28. Juni und 30. August sorgten Heidi Zengerle, Ana Purwa, Werner Bauer, Dennis Katzmann, Hauke Grewe und Matthias Heine für Spiel und Gesang: „Love, Love, Love“. Musikalisch erarbeitet und geleitet wurde das Sommer-OpenAir von Detlef Bielke, begleitet von ihm selbst am Piano, sowie Ramona Geissler (Bass), Konrad Laske (Schlagzeug) und Lou Schulz (Saxophone).
Vor vielen Jahren schon wollte Theaterleiter und Regisseur Reinhard Drogla an diesem Ort „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ aufführen – inzwischen zog das Piccolo weg vom Platz, irgendwie wurde also nie etwas daraus. Dann der neue Anlauf und die Idee dafür an den alten Ort zurückzukehren – und fast das erneute Aus durch die schwere Erkrankung eines Unentbehrlichen: Detlef Bielke. – Doch Toi, Toi, Toi; er sitzt nun wieder am Piano und hat all die Beatles-Songs, etwas allzu seicht-poppig, mit den Darstellern erarbeitet.
Das Konzept „Shakespeares sämtlicher Werke“ wandelte sich im Zusammenwirken von Reinhard Drogla und Detlef Bielke nun hin zu einer wunderbar froh und leichten Sommershow in der „die berühmtesten Engländer aller Zeiten nach Cottbus kommen“. Aus allen Shakespeare Stücken wurden drei, er selbst wurde zum fünften Beatle und gemeinsam mit den sechs Darstellern mischen auf der Bühne noch allerlei Puppen mit.
Klingt konfus? Ist es teils auch und soll es sein. Da müht sich eine Theatergruppe Englands Klassiker hinzubekommen – doch wie war das mit „er bemühte sich“, es geht Mal um Mal köstlich schief. Julia erscheint als Conchita-Wurst, Puppen mischen sich immer wieder ein, „ich kann so nicht arbeiten“ – immer geht es um Liebe und immer wieder dazwischen die Songs der Beatles. Ein Stück entsteht so nicht, dafür eine lustig-großartige Revue, der man eine weitere Staffel und viele weitere Besucher wünscht.
Dies ist eine Vorabveröffentlichung aus dem Kulturmagazin BLICKLICHT, Cottbus-Lausitz; Ausgabe September 2014, www.kultur-cottbus.de