Diesmal hatten es sich die Gurkenköniginnen ihren Auftritt in der Lehder Hotelanlage Starick so nicht vorgestellt: Anstatt wie gewohnt zu präsentieren und einfach nur da zu sein, mussten sich Franziska Buchan (die Lehd’sche Gurkenkönigin) und Xenia Altmann (die Spreewälder Gurkenkönigin) die Arbeitstracht und Gummistiefel anziehen. Hotelier Karl-Heinz Starick hatte alles bestens vorbereitet und bereitgestellt. Gurkenkönig Marcel Liedke scheffelte immer wieder gehobeltes Kraut in die 300-Liter-Kruke und Karl-Heinz Starick gab in regelmäßigen Abständen „geheime“ Zutaten bei. Die beiden jungen Frauen gaben sich redlich Mühe und stampften bis zur Erschöpfung. Nach einer Stunde stiegen sie aus dem mehr als saftigen Kraut, zogen ihre nassen Stiefel aus und wrangen die Socken, aus denen nicht wenig Saft floss. Unter den Augen Dutzender Zuschauer und eines Fernsehteams zeigten sie die Herstellung von Sauerkraut, dass „um Weihnachten fertig sein dürfte“, so Starick.
Der Hotelier hat die Idee geboren, nach der Spreewälder Fischzeit noch einen weiteren gastronomischen Höhepunkt zu setzen. „Das Kraut ist zu unrecht in den Hintergrund getreten. Das gesunde Gemüse ist allen noch bestens aus früheren Jahrzehnten bekannt, es war oft der einzige Vitaminspender in der kalten Jahreszeit“, erzählt er den Umstehenden. Wie seine weiteren Pläne sind, ließ er noch offen. „Wir haben Mutter Gurke und Vater Meerrettich, das Sauerkraut ist noch Kind und muss erwachsen werden.“
Als Mann der Tat hat Karl-Heinz-Starick kurzfristig das 1. Sauerkrautfest ins Leben gerufen. Innerhalb von acht Tagen sammelte er über 50 Krautrezepte von den Spreewäldern, seine Gaststätte war innerhalb von vier Tagen ausverkauft, alle 120 Plätze waren besetzt. Staricks Köche hatten verschieden Gerichte rund ums Kraut auf Buffet gebracht, darunter auch ein Wildschwein auf Kraut (natürlich vom Chef selbst geschossen) und die Klassiker wie Kassler und Schweinbauch, Grütz- und Semmelleberwürste an oder im Sauerkraut.
Unter den Gästen Einheimische wie Fremde. Bernhard Neumann kam mit dem Familienkegelsportverein Hohenbocka und lobte das Buffet: „Wir konnten von allem mal kosten und uns vom ausgezeichneten Geschmack überzeugen. Stolz sind wir auch darauf, beim ersten Fest dabei zu sein. Und wenigstens ist im Kraut kein Kümmel, den mögen wir nicht so sehr.“ Das sahen Klaus und Hannelore Gustafsson aus Schleswig Hollstein, der deutschen Kohlhochburg, ganz anders: „Wir vermissen Kümmel, Lorbeerblatt und Wacholderbeeren, aber schmecken tut es ausgezeichnet. Es wäre ja schlimm, wenn das Kraut überall gleich schmecken würde, die regionalen Unterschiede müssen erhalten bleiben!“ Sie und viele andere stellten besonders die Sauerkrautsuppe heraus: „Die ist umwerfend lecker, das könnte ein Kracher bei den kommenden Sauerkrautfesten werden! Für mich ist ab heute der Spreewald nicht nur Gurke, sondern auch Sauerkraut“, so Klaus Gustafsson.
Karl-Heinz Starick nutzte diese erste Veranstaltung in seinem Haus, um auch auf die Bedürftigen aufmerksam zu machen, die im Rahmen der Rundschauaktion Wir helfen unterstützt werden. „Es soll in der Spendenbox nicht klimpern sondern rascheln“, forderte er auf. Die beiden Gurkenköniginnen zählten am Ende des Abends 573 Euro. Fast alle waren der „Raschelaufforderung“ Staricks gefolgt -bis auf die drei Münzen.
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