Das kleine Spreewalddörfchen war gerade dabei, seine Tagesgäste zu verabschieden. Paddler, Wanderer und Kahntouristen machten sich auf den Heimweg. Beinahe wäre Ruhe eingekehrt, wenn da nicht plötzlich aus der Gegenrichtung Kahn für Kahn ins Dorf eingefahren wäre. Am Freilandmuseum entleerten sich 22 Kähne, 460 Besucher strömten auf das Gelände. Nachtwächter Kamenke (Birger Markuse) nahm sie gekonnt und pointenreich in Empfang. Am Eingang verteilte Steffen Franke vom Großen Hafen Lübbenau, der Veranstalter der Spreewälder Lichtnächte, Tombolalose. Dann wurden die Besucher in einen Strudel hineingezogen.
Anfangs leicht irritiert, später amüsiert, befanden sie sich plötzlich auf einer Zeitreise und wurden Augen- und Ohrenzeuge des Zusammentreffens zweier Kulturen. Das Dorf war bei den abendlichen Verrichtungen, als Großstädter, die ersten Urlauber vorvorigen Jahrhunderts, eintrafen und nach einer Unterkunft Ausschau hielten. Am Wäscheplatz boten sich die Schwestern Burgunde und Mechthild (Thomas und Daniela Schwalbe) an, die Wäsche der Besucher zu waschen. („Wir haben heute Weißwäsche“). Sie philosophierten darüber, ob es neben dem Ärztegeheimnis nicht auch ein Wäscherinnengeheimnis geben müsste. „Schließlich erkennen wir an der Wäsche, wer sie uns zum Reinigen gegeben hat!“
Am Dorfende zofften sich Betty und ihr Nils, wie die Arbeit geschafft werden soll, um pünktlich auf dem Dorftanz erscheinen zu können. Dabei „verlor“ Nils beim Gurkenhobeln seinen Daumen im Salat und erhob ein fürchterliches Klagegeschrei.
Auf dem Tanzboden versammelten sich schließlich alle zur Polka. Urlauber, Dörfler und Gäste vermischten sich beim gemeinsamen Tanz. Zwischendurch die Tombolaauslosung. Ein Sack Spreewälder Moneten entpuppte sich als ein Sack Heu, ein Essen für 24 Personen als dicker Kürbis. Der Hauptpreis, ein Einfamilienhaus, war ein Schneckenhaus. Die Gewinner trugen es mit Humor und zollten reichlich Beifall.
Jana Schott aus Berlin hatte ein Frühstück gewonnen (Marmelade mit Kaffeegeschmack) und äußerte sich begeistert über den Abend: „Ostern waren wir schon mal im Spreewald. Wir haben uns den Flyer zu den Lichtnächten mitgenommen und uns für diese Veranstaltung entschieden – ein Volltreffer!“ Die Lübbenauerin Kirsten Stöbe sah es ähnlich: „Wären wir nicht eingeladen worden, hätten wir gar nicht mitbekommen, welches Gaudi hier vor den Toren der Stadt abläuft.“ Die Mainzerin Astrid Naundorf: „So unterhaltsam ist mir noch nie eine Urlaubsregion präsentiert worden: Folklore und Geschichte in einer zauberhaften Nacht!“ Für die Lichtinstallation zeichneten die Cottbuser Firmen Impuls-Media und Lichterloh verantwortlich. Techniker Benjamin Zech: „Wir haben Diaprojektionen auf die Schilfdächer gezaubert und alles in ein mystisches Licht gesetzt.“ Inzwischen überstürzten sich die Ereignisse auf der Bühne: Nils wurde verhaftet, weil er das Fest störte, die Wäscherinnen suchten nach den Abnehmern ihrer Kundenwäsche und überbrückten die Suche mit Gesangs- und Akrobatikeinlagen. Daniela Schwalbe schmetterte dann noch ihr „Sie hat ein knall-blaues Blaudruckkleid“ ins Publikum, das sich anschließend unter musikalischer Begleitung wieder auf den Weg zu den Kähnen machte. Nun konnte endlich Ruhe ins Dorf einkehren. Die Damen und Herren des Rubisko-Vereins konnten an diesem Abend ihre komödiantische Seite zeigen, unterstützt von Max Gaudio und dem Wandertheater Schwalbe.
Peter Becker/peb1, 25.08.13