Nehme ich kürzlich eine Zeitschrift zur Hand und lese: “Was ist Pucken? Unter Pucken versteht man eine spezielle und neue Einwickel-Technik, bei welcher Babys in ein Tuch oder eine Decke gelegt und schön fest eingepuckt werden. Durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit fühlen sie sich wie im Mutterleib und haben dadurch viel mehr Vertrauen in ihre neue Umgebung.”
Spezielle und neue Wickel-Technik??? Also, ich kann mir nicht helfen, doch das hört sich nach genau der Methode an, die seit Urzeiten ganz normal bei Säuglingen angewandt wurde. Aber wie schön, wenn es immer wieder grandiose “Neuentdeckungen” gibt…
Wenig später höre ich wie sich zwei ältere Frauen auch gerade über das Thema Kinder unterhalten. Die eine berichtet, daß sie kürzlich im engen Warengang eines Supermarktes mit anderen Kunden in einer Schlange verharren mußte, weil niemand an einer jungen Frau mit Kinderwagen vorbei kam, die ihr ca. 8 Monate altes Kind ausführlich zu dessen Marmeladenvorliebe befragte und dazu jede Sorte einzeln aus dem Regal nahm, um sie dem Kind zu zeigen. “Das kann doch so ein kleines Kind noch gar nicht unterscheiden. Aber man traut sich ja nicht mal was zu sagen”, bemerkte die Frau kopfschüttelnd.
Daraufhin erzählte die andere, daß sie in der Essenausgabe einer Schule arbeitet. “Da gibt es jetzt M-e-n-ü-w-a-h-l. Den Größeren ist das ja egal. Die bestellen entweder selbst was sie wollen oder holen sich etwas vom Stand nebenan, wenn ihnen das Essen nicht paßt. Aber da steht dann so ein kleiner Kerl aus der 1. Klasse und heult Rotz und Wasser, weil die ernährungsbewußten Eltern Brokkolisuppe für ihn bestellt haben, während die anderen alle mit ihren Makkaronitellern losziehen. Und man kann ihm nicht mal einen Teller Makkaroni geben, weil die Portionen ja abgezählt sind. Ich bitte Sie, welches kleine Kind mag denn Brokkolisuppe?”
Tja, die einen übertreiben das Wahlrecht der Kinder, die anderen diktieren ihnen Brokkolisuppe auf. UND das Trinken nicht zu vergessen! Von klein an werden die ach so gesunden Saftfläschchen zwischen die Beißerchen geklemmt – ohne geht gar nicht! Kein Kinderbuggy ohne Trinkfläschchen! Kein Wunder, daß dann auch größere Kinder und Jugendliche offenbar nicht mehr in der Lage sind, ohne Getränk außer Haus zu gehen. Die Eltern der Erstklässler empören sich zwar über zu schwere Schulranzen, aber mindestens 1 Liter Gummibärchenbrause muß für die vier Unterrichtsstunden mit rein. Und beim morgendlichen Gang zum Bäcker begegnet man Sechsklässlern, die, wie anzunehmen ist, gerade vom Frühstückstisch aufgestanden sind, aber im Minutentakt an ihrer Trinkflasche nippen. Völlig unvorstellbar, daß frühere Generationen ohne ununterbrochene Flüssigkeitszufuhr, “neueste” Pucktechnik, streng verordnete Gemüsekost und freies Marmeladenwahlrecht überhaupt überlebensfähig waren.