Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) setzen ihre Zusammenarbeit im Quellgebiet Hühnerwasser bis 2030 fort. Das international beachtete Langzeitprojekt im rekultivierten Braunkohletagebau Welzow-Süd untersucht seit 2005 die natürliche Entwicklung eines Ökosystems ohne direkten menschlichen Eingriff. Ein umfassendes Monitoring dokumentiert hydrologische, meteorologische und ökologische Prozesse auf der sechs Hektar großen Fläche.
BTU & LEAG teilten dazu mit:
Das weltweit einmalige Projekt im Quellgebiet Hühnerwasser läuft schon seit 20 Jahren. 2005 begannen Forschende der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) damit, zu beobachten, wie ein Ökosystem entsteht. Am heutigen Mittwoch, 23. April 2025, wurde der Nutzungsvertrag mit der LEAG um weitere fünf Jahre verlängert.
Von Beginn an war das Forschungsvorhaben im Quellgebiet des ehemaligen Hühnerwasser-Baches langfristig gedacht. Nun ist das Vierteljahrhundert gesichert. BTU-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Grande und Dr. Thomas Koch, Leiter Geotechnik der LEAG, unterzeichneten die Verlängerung der Nutzungsvereinbarung bis 2030.
BTU-Präsidentin Prof. Gesine Grande sagt: „Es ist beeindruckend, wie sich das Einzugsgebiet „Hühnerwasser“ im Rekultivierungsbereich eines Braunkohletagebaus aus sich selbst heraus wieder entwickelt hat. Dank der Kooperation mit der LEAG bietet sich unseren Forschenden eine einmalige Gelegenheit, verschiedene Ökosystemprozesse und neu entstehende Strukturen in einer Langzeitstudie mit einem umfassenden, ökologischen Monitoring zu begleiten, das einen weltweit beachteten Datenschatz hervorgebracht hat.“
„Das Herstellen einer sicheren, vielfältigen und nachhaltigen Bergbaufolgelandschaft gehört zum Bergbau wie die Gewinnung der Kohle“, sagt Dr. Thomas Koch. „In der Regel wird der Boden vom Bergbau, der Rekultivierung und den Landwirtschaftsunternehmen, die uns unterstützen, relativ zügig entwickelt – durch Kalkung, Melioration und die Kultivierung mit genau abgestimmten Fruchtfolgen. Das Ziel ist es, Flächen möglichst schnell ihrer Nutzung zuzuführen. Die Kooperation mit der BTU hier am Hühnerwasser bietet uns abseits dieses routinierten Prozesses die Möglichkeit, über einen langen Zeitraum zu beobachten, wie sich Ökosysteme auf einer Fläche entwickeln, die von Anfang an ohne direkten menschlichen Einfluss bleibt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können dabei helfen, künftig noch mehr ökologische Vielfalt in die Bergbaufolgelandschaft zu bringen.“

Weltweit einmaliges Experiment zur Erforschung der Ökosystementwicklung
Dr. Werner Gerwin, Koordinator der „Forschungsplattform Hühnerwasser“, informierte am Rande der Unterzeichnung über die sechs Hektar große Fläche. Diese entstand im Jahr 2005 im Zuge der Rekultivierung des Braunkohletagebaus Welzow-Süd. Um Niederschlagswasser zu sammeln, zog die LEAG damals im Untergrund eine Tonschicht ein und überdeckte sie mit Sand. Anschließend wurde das Gebiet planiert, jedoch nicht gedüngt oder bepflanzt, und der Universität als Forschungsfläche überlassen. Damit startete ein weltweit einmaliges wissenschaftliches Experiment zur Erforschung der Ökosystementwicklung.
Die Forschungsfläche wurde nach der Konstruktion sich selbst überlassen
Seit 2005 untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der BTU und weiteren nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen die verschiedenen Prozesse und neu entstehenden Strukturen in dem künstlich geschaffenen Gebiet, das nach der Konstruktion sich selbst überlassen wurde. Damit die Eigenentwicklung ohne menschliche Eingriffe dauerhaft verfolgt werden konnte, wurde ein umfangreiches ökologisches Überwachungsnetzwerk eingerichtet. Zu diesem gehören mehr als 40 Brunnen sowie zwei Wehre, die Grundwasserstände, Wasser- und Elementflüsse aufzeichnen. Daneben überwachen drei Wetterstationen meteorologische Parameter. Die pflanzliche Besiedlung wird durch Vegetationsüberwachung und Luftbildern aufgezeichnet. Ein über die Zeit entstandener Teich ermöglicht Einblicke sowohl in die Entstehung junger Gewässer, sondern auch die Betrachtung von Interaktionen zwischen terrestrischen und aquatischen Teilsystemen.
Weitere Forschungen zu transformativer Landschaftsentwicklung und Klimawandel
Zwar ist der initiale Charakter des Systems mittlerweile nicht mehr vorherrschend, doch bieten die umfassenden Monitoringdaten vielseitige Chancen für weitere Forschungen etwa in den Bereichen transformative Landschaftsentwicklung und Klimawandel. Diese können dank der Vertragsverlängerung nun betrieben werden. Denkbar wäre der Einsatz von invasiven Methoden, das heißt, dass zum Beispiel einzelne Pflanzen oder Bäume entfernt werden, um zu schauen, wie das Ökosystem darauf reagiert.
Heute in der Lausitz – Unser täglicher Newsüberblick
Mehr Infos und News aus der Lausitzer und Südbrandenburger Region sowie Videos und Social-Media-Content von heute findet ihr in unserer Tagesübersicht –>> Hier zur Übersicht
Red. / Presseinformation