Mit einem Aktionstag hat die Stadt Cottbus gemeinsam mit weiteren Netzwerkpartnern am Freitag den Equal Pay Day im Blechen Carré begangen, um das Thema mehr in die Öffentlichkeit zu rücken. Dieser Tag symbolisierte die bestehende Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. So haben Frauen in Deutschland in den ersten 66 Tagen des Jahres rechnerisch unbezahlt gearbeitet. Doch Cottbus stellt hier eine Besonderheit dar: Frauen verdienen in der Stadt im Schnitt sogar mehr als Männer. Im Fokus des Aktionstages stand ebenso die große Aufgabe der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eindrücke vom Aktionstag gibt es im Video ->> Hier anschauen.
In Cottbus sei die Situation im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt besser. Grund dafür ist die Wirtschaftsstruktur, unter anderem mit starker Prägung durch den öffentlichen Dienst, die Universität sowie das medizinische Umfeld, die vor allem auch tarifgebundene Arbeitsplätze bieten, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind. Während bundesweit Frauen durchschnittlich 16 bis 18 Prozent weniger verdienen als Männer, sind es in ganz Brandenburg lediglich knapp zwei Prozent. Trotz dieser positiven Entwicklung gibt es weiterhin Herausforderungen. Ein zentrales Problem bleibt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. “Immer noch sind es hauptsächlich Frauen, die in Teilzeit arbeiten. Das beeinflusst nicht nur ihr Einkommen, sondern führt auch zu geringeren Rentenansprüchen”, so die Gleichstellungsbeauftrage Aline Erdmann. Auch Oberbürgermeister Tobias Schick sieht hier Nachholbedarf, ebenso aber die Herausforderung. So seien zwar flexible Arbeitszeitmodelle notwendig,sie dürfen jedoch nicht auf Kosten der Belegschaft gehen. “Wir müssen es ausgleichen. Es darf nicht zu Lasten der Kolleginnen und Kollegen bleiben, sondern wir müssen diese Stunden bündeln und möglichst eine neue Kollegin einstellen. Das ist nicht so einfach, aber das ist unsere Aufgabe als Verwaltung.”
Aktionen und Forderungen für mehr Gleichstellung
Neben Vorträgen und Diskussionen bot die Veranstaltung auch aktive Formate wie eine Kaffeetafel für den Austausch untereinander und Speeddating mit Fragen rund um das Thema. Die Gleichstellungsbeauftrage der Stadt hatte hier Netzwerkpartner wie die Agentur für Arbeit Cottbus, den Wertewandel Verein, das Frauenzentrum Cottbus, die Radikalen Töchter und der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) mobilisiert. Die Veranstaltung war zudem der Auftakt zu den Cottbuser Frauenwochen, die unter dem Motto “Trotzdem” stehen. “Wir wollten ein starkes Zeichen setzen und haben uns bewusst entschieden, den Equal Pay Day als Auftakt zu nehmen”, so Erdmann. Auch Oberbürgermeister Tobias Schick bekräftigte, dass es wichtig sei, mit diesen Aktionstagen mehr in die Öffentlichkeit zu gehen. Einigkeit herrschte darüber, dass es weiterhin konkrete Maßnahmen braucht, um die Lohnlücke in Deutschland endgültig zu schließen und vor allem bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter voranzukommen. Besonders die Politik sei gefordert, strukturelle Ungleichheiten zu beseitigen. “Wichtig ist, dass wir uns austauschen und übergreifend miteinander reden”, so Schick. Mit der Veranstaltung wurde nicht nur Aufmerksamkeit geschaffen, sondern auch ein Appell an Unternehmen, Politik und Gesellschaft gerichtet. “Es ist unsere Aufgabe, dieses Thema weiter voranzutreiben”, so das abschließende Fazit.
Red.