Im Großen Haus des Cottbuser Staatstheaters hat gestern die Max Grünebaum-Stiftung ihre jährlichen Preise an herausragende Künstler und Wissenschaftler verliehen. Wie das Theater mitteilte, wurden die Mezzosopranistin Rahel Brede vom Staatstheater und Dr. Charlotte Gerling von der BTU mit dem Max-Grünebaum-Preis ausgezeichnet. Die Förderpreise gingen an die Regieassistentin Julia Daniczek und den Wissenschaftler Adrian Körnig. Die Preisverleihung soll besondere Talente würdigen und den Austausch zwischen Cottbus und der Grünebaum-Stifterfamilie fördern. Der Max-Grünebaum-Preis ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert, der Förderpreis mit jeweils 3.500 Euro.
Das Staatstheater Cottbus teilte dazu mit:
Die Geschichte der Max Grünebaum-Stiftung ist ein beeindruckendes Zeugnis der Versöhnung, die damit verbundene alljährliche feierliche Verleihung der Max-Grünebaum-Preise ein emotionaler Höhepunkt im kulturellen und wissenschaftlichen Leben der Stadt Cottbus. Im Jahr 2022 beging die Max Grünebaum-Stiftung ihr 25. Jubiläum. Am Sonntag, 20. Oktober 2024, 10.00 Uhr, zeichnete die Stiftung Künstler*innen des Staatstheater Cottbus und Wissenschaftler*innen der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) aus. Die Stiftung setzte damit einmal mehr ein Zeichen für Verständigung und Wertschätzung. Die inzwischen traditionelle Preisverleihung fand auch in diesem Jahr wieder im Großen Haus des Staatstheaters statt. Künstlerische Beiträge von
Preisträger*innen vergangener Jahre und Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters rahmten die festliche Veranstaltung. Peter Gumbel bedankte sich im Namen der Stifterfamilie bei Angelika Jordan, frühere Leiterin des rbb Studio Cottbus und scheidende Vorsitzende des Kuratoriums der Max Grünebaum-Stiftung, für ihr Engagement und ihren leidenschaftlichen Einsatz. Zur neuen Vorsitzenden des Kuratoriums wurde in einer gestrigen Sitzung Prof. Dr. Gesine Grande, Präsidentin der BTU Cottbus-Senftenberg, gewählt.
Die Preisträger*innen 2024
Während der Festveranstaltung hat die Max Grünebaum-Stiftung jeweils einen Max-Grünebaum-Preis und einen Förderpreis an die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und an das Staatstheater Cottbus vergeben. Der Max-Grünebaum-Preis der BTU Cottbus-Senftenberg ging in diesem
Jahr an Dr. Charlotte Gerling. Der diesjährige Ernst-Frank-Förderpreis wurde an Adrian Körnig verliehen. Max-Grünebaum-Preisträgerin 2024 des Staatstheater Cottbus ist die Mezzosopranistin Rahel Brede. Den Karl-Newman-Förderpreis 2024 erhielt die Regieassistentin Julia Daniczek. Der Max-Grünebaum-Preis ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert, der Förderpreis mit 3.500 Euro. Der Förderpreis für die BTU finanziert ein Auslandssemester, der Förderpreis für das Staatstheater eine Theaterreise nach London.
Hintergrund
Der Tuchfabrikant und Cottbuser Ehrenbürger Max Grünebaum (1851-1925) verband als erfolgreicher Unternehmer soziales Engagement und Mäzenatentum in vorbildlicher Weise und förderte zeitlebens das Cottbuser Theater. Aus rassistischen Gründen wurden die Nachfahren Max Grünebaums in der Zeit des Dritten Reiches aus Deutschland vertrieben, das Familienvermögen wurde enteignet. Die Familie wagte in England einen Neuanfang. In Erinnerung an das Wirken von Max Grünebaum in Cottbus errichteten die in England lebenden Enkel im Mai 1997 die Max Grünebaum-Stiftung, deren Anliegen es ist, die guten Beziehungen zwischen Cottbus und England weiter zu fördern. Um das Staatstheater Cottbus und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg zu unterstützen, verleiht die Stiftung jährlich an künstlerische und wissenschaftliche Nachwuchskräfte die Max-Grünebaum-Preise sowie Förderpreise.
Die Preisträgerinnen des Staatstheater Cottbus 2024
Die Mezzosopranistin Rahel Brede erhielt den Max-Grünebaum-Preis 2024. Seit der Spielzeit 2018.19 ist sie festes Mitglied des Solistenensembles am Staatstheater Cottbus. 1995 in Kiel geboren, stand die Mezzosopranistin schon im Kindesalter als Mitglied des Kinder- und Jugendchores der Kieler Oper auf der Bühne und durfte in verschiedenen Produktionen Solorollen übernehmen. Im Zuge ihrer noch jungen Karriere konnte sie bereits viele Erfahrungen in der Arbeit mit namhaften, international tätigen Regisseur*innen sammeln. Erste Engagements führten sie an das Staatstheater Cottbus sowie an die Landesbühnen Sachsen, wo sie 2017 als Hänsel in „Hänsel und Gretel“ debütierte. 2021 schloss Rahel Brede erfolgreich ihr Master-Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden in der Klasse von KS Matthias Henneberg ab. Weitere künstlerische Impulse erhielt sie von KS Prof. Olaf Bär und Prof. Britta Schwarz. Zudem besuchte sie diverse Meisterkurse. Im September 2024 wurden ihr beim DEBUT Klassik-Wettbewerb in drei Kategorien Preise zuerkannt: Beste Darstellung zeitgenössisches Lied, Beste Darstellung Deutsches Lied/ Lieder aus dem östlichen Europa sowie dem Baltikum und der Orchesterpreis.
Im Cottbuser Engagement hat sich Rahel Brede in zahlreichen Rollen hervorgetan. Wenn sie auf der Bühne erscheint, ist ihr in jeder Rolle alle Aufmerksamkeit sicher, ob es sich um eine große oder kleine Partie handelt. Ihren Durchbruch schaffte sie in der Produktion L’ORFEO, wo sie gleich mehrere Partien übernahm: La Musica, Messagiera, Ninfa und Proserpina. Hervorzuheben sind ihre Gestaltung des Cherubino in Mozarts LE NOZZE DI FIGARO und die Kinderoper GOLD!, die sie als Erzählerin trägt. Die Rolle des Octavian in DER ROSENKAVALIER 23.24 brachte ihre stimmliche wie darstellerische Reife voll zur Geltung. Auch im Operettenfach beweist sie immer wieder ihre besondere Spielfreude und mitreißende Wirkung auf das Publikum, so u. a. als Valencienne in DIE LUSTIGE WITWE. Dazu kommen zahlreiche Auftritte in Konzerten, wo sie von großen Sinfonien von Mahler bis hin zu intimen Liederabenden alle Facetten abzudecken vermag.
Rahel Brede ist eine im Ensemble und von Regisseur*innen hoch geschätzte Mitarbeiterin und Kollegin, die, hellwach, stets mitdenkt und szenische wie musikalische Impulse weiterzuentwickeln versteht. Sie achtet auf der Bühne wie hinter der Szene auf ihre Kolleg*innen, übernimmt Verantwortung für den künstlerischen Prozess, die Arbeit am Haus und das Probenklima. Die diesjährige Auszeichnung der Künstlerin entspricht ganz dem Gedanken der Max Grünebaum-Stiftung, herausragende junge Talente sowohl in ihrer Arbeit als auch in ihrer Verbundenheit zum Haus und zur Stadt Cottbus zu bestätigen und zu fördern.
Karl-Newman-Förderpreis 2024
Die Regieassistentin Julia Daniczek wurde mit dem Karl-Newman-Förderpreis ausgezeichnet. Seit 2021 ist sie als Bühnenmanagerin mit Schwerpunkt Regieassistenz in der Sparte Schauspiel am Staatstheater Cottbus tätig. Julia Daniczek kam 2021 direkt aus Glasgow (Schottland) nach Cottbus. Dort hatte sie seit 2018 am Royal Conservatoire of Scotland den Bachelorstudiengang Production Technology and Management absolviert und als stage manager abgeschlossen. Julia Daniczeks Fähigkeiten als Regieassistentin sind außergewöhnlich. Mittlerweile konnte sie ihr Organisationstalent, ihre kommunikative Kompetenz und ihre Empathie in zahlreichen Produktionen unter Beweis stellen.
Die Arbeit der Regieassistentin verlangt einen beständigen Spagat zwischen dem Denken und Kämpfen für die Kunst in der konkreten Arbeit an einer Inszenierung und der Berücksichtigung und Vermittlung der Arbeitsabläufe am Haus. Diese Position kann manchmal eine Zerreißprobe sein – nicht für Julia Daniczek. Als Vermittlerin zwischen diesen beiden Positionen spricht sie mit den Beteiligten immer auf Augenhöhe und mit großem Einfühlungsvermögen. Dabei nimmt sie alle Seiten ernst, kann entstandene Strukturen und Abläufe sowohl verstehen und schätzen als auch neu denken. Ihre große Integrität, Professionalität und persönliche Bescheidenheit wird dabei von Kolleg*innen aus allen Bereichen des Theaters sehr geschätzt und gelobt.
In ihrer dritten Spielzeit am Staatstheater Cottbus hat sie mittlerweile 15 Produktionen betreut. Ob kammerspielartige Inszenierungen mit kleiner Besetzung oder große Spektakel-Inszenierungen voller Budenzauber und mit großem Ensemble: Julia Daniczek glänzt in allen Bereichen. Die Arbeit der Regieassistentin ist undankbarer Weise dann am besten, wenn „alles glatt läuft“ und keiner darüber spricht. Über die Qualität der Arbeit von Julia Daniczek wird trotzdem gesprochen: Erfahrene Regisseur*innen, die an vielen deutschen Häusern gearbeitet haben, schwärmen ebenso von der Zusammenarbeit mit ihr, wie junge Regietalente, die zum ersten Mal den Luxus einer Regieassistentin genießen. Ihre Verlässlichkeit und ihre Meinungsstärke, auch bei schwierigeren Themen, sind sicher zwei der vielen Gründe dafür. Von großem Wert sind auch ihre Kommunikations- und Moderationsfähigkeiten in Konflikten, die zeitgenössische Diskurse betreffen. Julia Daniczek erweist sich als Expertin für political correctness, dem Umgang mit und der Stärkung von Minderheiten sowie einer (Theater-)Sprache, die unter- drückende Strukturen sichtbar macht und aufbrechen kann. Ihre klare Haltung, ohne sich dabei selbst in den Vordergrund zu spielen, ist dabei nicht nur beeindruckend, sondern immer auch hilfreich und konstruktiv.
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Red. / Presseinfo
Bild: Bernd Schönberger